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Werkstatttag zum Thema Kirche in Kommunikationsnot in Koblenz:„Ich habe noch keinen Hirten getroffen!“

Wie kann Kirche in Zukunft noch Menschen mit ihrer Botschaft erreichen? Werkstatttag "Kirche in Kommunikations-Not"
Auf dem Podium (v. links): Margit Ebbecke, Nico Mühlan, Thomas Darscheid, Prof. Dr. Hildegund Keul, Andreas Ebbecke, Dr. Andé Uzulis und Eva Jung.
Datum:
20. Feb. 2017
Von:
Bischöfliche Pressestelle
Koblenz – Die 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sich einig: Die Botschaft der Kirche ist immer noch aktuell und wichtig, doch die Art und Weise diese zu kommunizieren muss überdacht werden. Die Veranstaltung „Wir müssen reden – Kirche in Kommunikationsnot“ in Koblenz verstand sich als Teil des intensiven Veränderungsprozesses, den die Synode für die Kirche im Bistum Trier angestoßen hat. Die Bistumssynode hat in ihrem Abschlussdokument auch die Notwendigkeit beschrieben, die Sprache der Menschen von heute zu verwenden. Zu einem Werkstatttag trafen sich katholische Haupt- und Ehrenamtliche, um über neue Kommunikationsstrategien nachzudenken und diese gemeinsam zu erarbeiten. Organisiert wurde die Veranstaltung von Dekanatsreferentin im Dekanat Rhein-Wied Margit Ebbecke und vom Leiter der Diözesanstelle für Exerzitien, geistliche Begleitung und Berufungspastoral im Bistum Trier Pfarrer Ulrich Laux. „Wir müssen als Kirche unsere Sprachfähigkeit verbessern“, erklärte Margit Ebbecke die Motivation für diesen Tag. Dazu wurden die Teilnehmenden von den Agenturmitarbeitern Eva Jung und Nico Mühlan begleitet.
Klar kommunizieren und zwar für die jeweilige Zielgruppe – dies wurde in Kleingruppen eingearbeitet und erprobt. „Erklären Sie den biblischen Begriff ‚Buße‘ einer 45-jährigen Finanzmanagerin“, lautete eine Aufgabenstellung. Eva Jung schlug folgende Lösung vor: „Buße ist eine Art Hausputz für die Seele, wie ein Blick unter den Teppich.“ Aus dem Bild des Teppichs ließen sich anschließend viele kreative Ideen schaffen. „Es geht darum, um die Ecke zu denken“, erklärte die Hamburgerin. In einer Podiumsdiskussion lautete das Thema: „Kommunikationspflicht: Wenn die Leute nicht mehr in die Kirche kommen, wie kommen die Glaubensinhalte zu ihnen?“ Hier waren Kräfte aus der Praxis und aus der Wissenschaft vertreten. „Wir müssen überlegen, wo wir die Menschen erreichen“, eröffnete der Direktor der Kommunikations- und Medienabteilung im Bistum Trier Dr. André Uzulis die Diskussion. Der Dechant im Dekanat Rhein-Wied,  Thomas Darscheid, sah dort ebenfalls einen Ansatzpunkt. „Es geht darum, sich in die jeweilige Zeit hineinzuversetzen, so war es auch bei den Konzilen.“ Andreas Ebbecke, Masterstudent in Bauingenieurwissenschaft und Stipendiat des Cusanuswerks, das Begabtenförderungswerk der katholischen Kirche in Deutschland, störte sich an dem Vokabular der Kirche: „Da fällt mir zum Beispiel der Begriff Hirte ein. Ich habe in meinem Leben noch keinen Hirten getroffen!“ Die Professorin  für Fundamentaltheologie und vergleichende Religionswissenschaft Dr. Hildegund Keul sah hier das Problem in der Theologie selbst: „Die Sprache ist von der Vergangenheit geprägt.“ Es sei wichtig, dass die Kirche sich den gesellschaftlichen Fragen der Zeit stellt, doch dann werde es Konflikte geben. „Die katholische Kirche ist allerdings sehr konfliktscheu“, kritisierte Hildegund Keul. Doch es sei wichtig etwas zu riskieren. „Eine riskante Pastoral macht sehr viel Spaß.“
Nico Mühlan von der Kommunikations-Agentur warf kritisch ein: „Rennt die Kirche dem Zeitgeist nicht immer nur hinterher?“ Man könne nicht bei der Sprache alleine stehen bleiben, sondern müsse auch handeln, bekräftigte Bistumssprecher Uzulis. „Doch wie lange muss man die alten Kommunikationsformen noch beibehalten?“, fragte Uzulis in die Podiumsrunde und ins Plenum. Der junge Student war sich sicher, dass die Veränderungen schon jetzt beginnen könnten: „Wir sollten den Leuten mehr zutrauen. Die Menschen werden sich mitverändern und die Gemeindestruktur ebenfalls.“ Einer Teilnehmerin war es wichtig, zu schauen, wer ihr gegenübersitze: „Wir müssen uns auf die unterschiedlichen Menschen einstellen, um diese mit unserer Botschaft zu erreichen.“ Die Teilnehmenden konnten viele Impulse für neue Angebote und auch umsetzbare Ideen für ihre Gemeinden mitnehmen. Christian Scheinost, stellvertretender Dechant im Dekanat Rhein-Wied, fasste seinen Eindruck wie folgt zusammen: „Es wurde heute ein Stück Saatgut in uns hineingelegt.“ Weitere Informationen gibt es auf www.dekanat-rhein-wied.de/ oder auf www.geistlichleben.de/ (jf)