Der langjährige Leiter der Lebensberatung Merzig, Bruno Heinz, geht in den Ruhestand:„Ich wollte Gesprächspartner, nicht Ratgeber sein“
Merzig – Seine Zeit bei der Lebensberatung des Bistums Trier vergleicht Bruno Heinz gerne mit einem Marathonlauf in Jahren statt Kilometern: „Ein Marathon ist 42,195 Kilometer lang, ich gehe knapp vor der Zielmarke – nach genau 41 Jahren und vier Monaten.“ Ende Februar ist der 65 Jahre alte, langjährige Leiter der Lebensberatung des Bistums Trier in Merzig von Dr. Andreas Zimmer, Abteilungsleiter für Beratung und Prävention im Bischöflichen Generalvikariat, in den Ruhestand verabschiedet worden. „Sie haben wesentliche Jahre gestaltet und die Lebensberatung in Richtung sozialräumlicher, zugehender Beratung weiterentwickelt“, dankte Zimmer im Namen der Bistumsleitung. „Sie haben viele Klientinnen und Klienten begleitet, hatten ein Ohr für sie und haben ihnen beigestanden. Sie haben geholfen, dass die Lebensberatung ihren Dienst an den Menschen tun konnte.“ Pandemiebedingt wurde auf eine Feier in größerem Rahmen verzichtet. Von seinen Weggefährten und den vielen Kooperationspartnern verabschiedet sich Heinz mit einer Videobotschaft.
Etwas über 22 Jahre wirkte der Diplom-Sozialpädagoge und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut in der Lebensberatungsstelle in der Saarbrücker Ursulinenstraße, bevor er am 1. Januar 2003 die Leitung der Merziger Lebensberatung übernahm. „Mein Herz schlägt für die Beratung und für die Menschen, mit denen ich betraut bin“, sagt Heinz. „Ich wollte Gesprächspartner sein, nicht der vermeintlich allwissende Ratgeber. Ein Partner, der zuhört, der mitgeht“, beschreibt er sein Selbstverständnis. Markenzeichen der Lebensberatung des Bistums Trier sei es, Erziehungs-, Ehe-, Familien- und Lebensberatung „unter einem Dach“ anzubieten. Das Angebot sei für die Ratsuchenden kostenlos. „Unsere Tür steht allen offen. Man braucht keine Überweisung, kein Rezept und keine Versichertenkarte mitzubringen“, sagt Heinz. „Wir sind als pastoraler Träger auch für all die Menschen da, die durch das Raster der übrigen Hilfsangebote fallen und Rat und das Gespräch suchen.“
In den Jahrzehnten hätten sich die Gründe, weswegen Menschen die Hilfe der Lebensberatung suchen, verändert. „Anfang der 1980er Jahre ist als Beratungsgrund vermerkt: ,Das Kind nascht‘ oder ,Das Kind nässt ein‘“, erzählt Heinz. Heute kämen zunehmend Menschen mit schwerwiegenderen Problemlagen. „Es kommen Menschen, die von Schicksalsschlägen betroffen sind; Paare, die um ihre Beziehung ringen; Familien, die in hoch belastenden Alltagssituationen ein Gleichgewicht suchen; Kinder und Jugendliche, die durch die Trennung ihrer Eltern aus der Bahn geworfen sind; Menschen aller Altersgruppen und Schichten, die in Konfliktsituationen und vielfältigen Notlagen keinen Ausweg sehen“, schildert Heinz. Hinzu kämen Folgen der Digitalisierung. Spielsucht unter Kindern und Jugendlichen durch die neuen Medien und das Internet habe es so vor 20 Jahren noch nicht gegeben. Zu spüren bekämen die Beraterinnen und Berater aber auch Versorgungslücken im Gesundheitssystem: „Der Hausarzt empfiehlt einem Ratsuchenden eine Therapie, doch er findet kein therapeutisches Angebot. Wir sind in diesen Fällen oft die Notfallambulanz zur Überbrückung“, beschreibt es Bruno Heinz. Die Lebensberatung gerate immer mehr in die Rolle einer psychosozialen Fachambulanz für Familien- und Lebenskrisen.
Kooperationspartner sein und dort vor Ort sein, wo die Menschen mit Nöten sind, sei ein Kernanliegen seiner Tätigkeit gewesen. So bietet das Team der Lebensberatung Elterntrainings und offene Sprechstunden auch in Kindergärten an, um Zielgruppen zu erreichen, die nicht den Weg in die Beratungsstellen finden. Während der Corona-Lockdowns habe das Team seine digitalen Angebote ausgedehnt: Beratung via Telefon und Videochat und Kurse wie das Erziehungstraining „Liebevoll und kompetent“ fanden online statt. Auch nach Corona soll neben der persönlichen auch die digitale Beratung beibehalten werden. „Auf diese Weise können auch Menschen wie etwa aus dem Hochwald unser Angebot nutzen, die sonst aufgrund der weiten Anfahrt nicht gekommen wären“, sagt Heinz.
Missbrauch, häusliche Gewalt, Trauer um verstorbene Angehörige, Kinder psychisch kranker Eltern, die Hilfe suchen – die teils gravierenden Sorgen und Nöte der Ratsuchenden lassen Bruno Heinz nicht kalt. „Es ist mir erst mit der Zeit mehr und mehr gelungen, die Dinge, die im Beratungszimmer besprochen wurden, auch dort zu lassen. Immer wieder nehme ich auch mal etwas mit, aber insgesamt ließ sich das einigermaßen gut trennen.“, sagt Heinz. Wichtig zur „Psychohygiene“ seien der Austausch mit dem Team und auch die Supervision. „Das tut gut und man merkt, dass wir keine Einzelkämpfer sind.“
Er sei froh, dass mit Carmela Walter bereits eine Nachfolgerin gefunden wurde, die die Stadt Merzig und die Region bereits kennt. Die 48 Jahre alte Diplom-Psychologin arbeitet seit 2012 für die Lebensberatung in Saarburg, von 2019 bis 2020 war sie parallel in Saarburg und Merzig tätig. „Du hast ein gutes Fundament geschaffen und viele Kooperationen aufgebaut. In der Lebensberatung Merzig herrscht ein guter Teamgeist und ich freue mich darauf, diesen Platz zu gestalten“, sagte Carmela Walter.
Pläne für den Ruhestand hat Bruno Heinz noch keine. „Ich werde schauen, was mir die Zeit danach bietet. Es warten liebe Menschen auf mich, ich freue mich darauf“, sagt er. Er sei seiner Frau, mit der er seit 1978 verheiratet ist, dankbar, dass sie ihm Zeit seines Berufslebens den Rücken gestärkt habe. Das Paar hat zwei Kinder und zwei Enkel. Ihn ziehe es nicht in die weite Welt, beteuert Heinz: „Da bin ich bodenständig und wertschätze das, was hier vor Ort ist“, sagt er. Aber mehr Zeit für die eine oder andere Wanderung auf einem Premiumwanderweg im Saarland werde er nun haben.
(uk)