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Eiflerin Rita Kaiser ist ehrenamtliche Sozialrichterin in Koblenz:Ihr Urteil ist von Bedeutung

Rita Kaiser aus der Hocheifel engagiert sich in der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB). Soziales Verständnis und christliche Soziallehre sind wichtige Bausteine ihres Glaubens.
Rita Kaiser setzt sich ehrenamtlich für andere Menschen ein.
Datum:
17. Mai 2017
Von:
Bischöfliche Pressestelle
Reifferscheid/Koblenz – Sie beraten bei Rentenanträgen; helfen, wenn es bei den Krankenkassen hakt; sie beziehen an Sozialgerichten Position; sie schlichten und bringen ihr Wissen ein in der Berufsbildung oder im Prüfungswesen. Im Namen der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Arbeitnehmerorganisationen (ACA) Rheinland-Pfalz tun sie das – ehrenamtlich. Eine von ihnen ist Rita Kaiser. Ein Leben, ohne sich in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen, ist für die 55-Jährige keine Option. Und wenn sie von der Bedeutung eines regen Vereinslebens in Reifferscheid (Hocheifel) spricht, von ihren langjährigen Einsätzen an Karneval, in Begleitung der Jugend-Funkengruppe, dann spürt man förmlich, wie sie vor Energie nur so sprüht. Besonders ans Herz gewachsen ist ihr aber vor allem das Engagement in der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB). Ihr Mann Peter ist Vorsitzender der KAB Reifferscheid/Rodder, sie ist dort ebenfalls beheimatet und zudem im Diözesanausschuss tätig. Bewahrung der Schöpfung, Rentengerechtigkeit, Mindestlohn, Flüchtlingshilfe, Protest gegen das Freihandelsabkommen TTIP: Die KAB kämpft für soziale Gerechtigkeit, bezieht bei politischen Fragestellungen Position, verschafft sich Gehör. Das ist so ganz nach dem Geschmack der Familie Kaiser, in der KAB fühlt sie sich fest verwurzelt und zuhause. Soziales Verständnis und christliche Soziallehre seien wichtige Bausteine ihres katholischen Glaubens. Über die KAB-Arbeit kam es schließlich zum Kontakt mit der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Arbeitnehmerorganisationen und zur Anfrage des damaligen ACA-Geschäftsführers: Könnten Sie sich vorstellen, ein Mandat als ehrenamtliche Sozialrichterin zu übernehmen? Vorstellen? „Ja schon.“ Aber es stellte sich auch die Frage: „Kann ich das überhaupt?“ Dass Rita Kaiser auch diese Frage mit „Ja“ beantworten konnte, liegt vielleicht an ihrem früheren Sozialkundelehrer am Gymnasium in Adenau. Er war gleichzeitig auch Richter. „Er hat mein Interesse an der Gerichtsbarkeit geweckt, konnte die Fälle so interessant, spannend und detailliert darstellen, da machte Sozialkunde richtig Spaß.“ Er habe die Schüler um ihre Meinung gebeten, fragte, wie zu urteilen wäre und welches Rechtsempfinden die Schüler hätten. Sein Unterricht fiel offenbar auf fruchtbaren Boden. Denn heute, viele Gerichtsverhandlungen am Koblenzer Sozialgericht später, weiß Rita Kaiser, dass sie eine gute Entscheidung getroffen hat, regelmäßig vor Gericht zu ziehen. Sie flankiert in der Kammer sozusagen den hauptamtlichen Richter und tut als Arbeitnehmervertreterin „kund, was ich davon halte“. Mal geht es im Klageverfahren um die Rente wegen Erwerbsminderung oder Berufsunfähigkeit; mal um das Ansinnen einer Pflegehelferin, den kaputten Pkw ersetzt zu bekommen, um arbeiten zu können; dann wieder werden ein Heizkostenzuschuss verhandelt oder die Haftung nach einem Arbeitsunfall. „Es sind oft sehr emotionale, bewegende Fälle; Geschichten vom täglichen Leben“, sagt die zweifache Mutter. Manchmal seufze sie angesichts der großen Tragweite: „Oh Gott“: Die Richter seien sehr bemüht, Vergleiche zustande zu bringen. Es sei immer ein gutes Gefühl, wenn es zu einem versöhnlichen Abschluss kommt, obwohl die Fronten zuvor verhärtet waren. Ihren ehrenamtlichen Einsatz am Sozialgericht Koblenz findet sie „sehr spannend und sehr interessant“. Jeder Fall sei speziell, jeder Mensch etwas ganz Besonderes. Und manchmal könne man „wirklich helfen und Brücken bauen“. Rita Kaiser setzt dabei auf ihren gesunden Menschenverstand und kennt ihre Qualitäten: „Ich stehe mitten im Leben. Kann aus der Lebenserfahrung heraus meine Meinung kundtun.“ Kaum hat sie das gesagt, klingelt das Telefon: Der nächste Gerichtstermin steht bevor. „Ja, Sie sehen. Hier kommt keine Langeweile auf.“ Den schönen Ausblick genießen, das muss erst einmal noch warten! (red)