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Gefängnisseelsorger in Saarbrücken berichten über ihre Arbeit:Im Gefängnis sind die Messen immer gut besucht

Der zufriedenste Pfarrer von Saarbrücken sitzt im Knast. Gefängnisseelsorger Peter Breuer über seine Arbeit in der JVA Saarbrücken.
Die Kapelle in der U-Haft: Die Glasdekoration wurde von den Gefangenen der sogenannten Tiffany-Gruppe gestaltet
Datum:
13. Apr. 2017
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Saarbrücken – „Je schwerer das Delikt, desto größer ist der Redebedarf“, sagt Gefängnispfarrer Peter Breuer. Er ist einer von vier Gefangenen-Seelsorgern im Saarland. Pastoralreferent Peter Jank ist im Jugendvollzug in Ottweiler, Peter Jochum, Diakon im Ruhestand, hilft im Jugendarrest in Lebach aus und Franz-Josef Kleer arbeitet als Pastoralreferent in der Justizvollzugsanstalt in Saarbrücken zusammen mit Peter Breuer. Die Seelsorger führen vor allem Einzelgespräche mit den Insassen in den verschiedenen Anstalten.

„Die Gefangenen stellen schriftliche Anträge, um mit uns Seelsorgern sprechen zu können. Telefonieren ist für Inhaftierte nicht erlaubt“, beschreibt Kleer, wie der Kontakt zu den Insassen zustande kommt. „Dann besuchen wir sie in deren Zelle oder am Arbeitsplatz.“ „Wenn wir merken: der da muss mal aus seinem Loch raus oder er hat ein größeres Problem, dann holen wir die Gefangenen hierher in unser Büro“, ergänzt Breuer. „Wir haben Schweigepflicht und Schweigerecht und das wissen die Gefangenen. Die meisten sind froh, wenn sie mit einer neutralen oder kirchlichen Person reden können.“ Dabei ist egal, welcher Konfession oder Religion die Gefangenen angehören. „Auch Moslems wenden sich an uns“, sagt der Pastoralreferent.

Die beiden Seelsorger sind aber weit mehr als eine Möglichkeit für die Gefangenen, sich Dinge gefahrlos von der Seele zu reden. Über die Gefängnisseelsorger können sie Kontakt mit ihrer Familie herstellen. „Wer in U-Haft sitzt, darf nicht ohne Kontrolle mit seinen Angehörigen reden“, erklärt Kleer. „Wir dürfen.“ Und mit Genehmigung der Staatsanwaltschaft dürfen sie auch zu Besuchen von Angehörigen in ihre Büros einladen.

Neben der Einzelseelsorge und den Sonderbesuchen gibt es noch zwei weitere Aufgaben, denen die Seelsorger in den Justizvollzugsanstalten im Saarland nachgehen: Sie organisieren Gruppenarbeiten und feiern Gottesdienste. „Ich habe eine Gruppe, die nennt sich Messdienergruppe“, berichtet Breuer schmunzelnd. „Aber die heißt nur so. Mit denen übe ich Lieder für die Messe, manchmal tragen sie Texte im Gottesdienst vor und wir dekorieren die Osterkerze.“ Franz-Josef Kleer erzählt, er habe zwei Gesprächskreise für unbeschäftigte Gefangene, „die sonst nur auf Zelle sitzen würden.“ Das sei besonders für die in U-Haft Sitzenden wichtig. „Die sitzen da wie auf glühenden Kohlen.“

Das Besondere aber sind die Gottesdienste im Gefängnis. Es gibt zwei kleine Kapellen – eine in der U-Haft und eine im normalen Strafvollzug. „Von den etwa 140 Gefangenen in U-Haft darf jeden Sonntag wegen der notwendigen Trennung der Inhaftierten je eine Hälfte zur Messe gehen. Von denen kommen 40 bis 45 tatsächlich in den Gottesdienst“, sagt der Pastor und fügt lachend hinzu: „Wenn ich Kollegen draußen treff’, sag’ ich immer: ‚Wenn ich meine Zahlen nenne, kriegt ihr Tränen in die Augen!’“ Auch sonst ist die kleine Gefängnisgemeinde sehr aktiv: Zurzeit wird die Kapelle in der Straf-Haft renoviert. Sie bekommt einen neuen Altar, einen Ambo und einen Tabernakel; alles hergestellt in der gefängniseigenen Schreinerei, natürlich von den Gefangenen selbst.

Dominik Holl