Immer etwas zu tun
Trier - Das stolze Bauwerk, dessen Ursprünge bis in die Zeit der Römer zurückreichen, ist nicht vor Umwelteinflüssen und dem Zahn der Zeit gefeit. Kriege brachten Beschädigungen, die in der Zeit danach mehr oder weniger gut repariert wurden. Zuletzt war der Dom in den 1960er-Jahren in großer Gefahr. Nach der Heilig-Rock-Wallfahrt 1959, an der fast zwei Millionen Menschen teilgenommen hatten, fiel plötzlich ein Stein aus dem Gewölbe. Sofort wurden umfangreiche Untersuchungen eingeleitet. Das Ergebnis: Das Mauerwerk befand sich nicht mehr im Lot. Das römische Fundament aus Holzpfählen, auf dem der Dom seit der Antike sicher gestanden hatte, war weggefault. Die 1700 Jahre alte Kathedrale musste von Grund auf saniert werden. Eine Maßnahme, die 1974 nach 14 Jahren endete und am Ende rund 39 124 000 D-Mark kostete.
Seit 1986 gehört der Dom St. Peter, zusammen mit der benachbarten Basilika Liebfrauen, zum UNESCO-Weltkulturerbe. Als Vorsitzender des Domkapitels muss Weihbischof Jörg Michael Peters darauf achten, dass auch künftig Menschen dieses ganz besondere Gebäude gefahrlos betreten können. Er verweist darauf, dass es im Dom auch nach 1974 immer wieder größere Baumaßnahmen gegeben hat. Nicht alle dienten alleine der Erhaltung, es gab auch Verbesserungen. Wie 1991, als eine neue Gasheizung eingebaut wurde. Großes Plus: „Die 1974 installierte Fußbodenheizung funktionierte noch. Während der 2020 einsetzenden Pandemie konnten wir deshalb auf die Warmluftheizung verzichten und dafür die Fußbodenbeheizung einsetzen. Damit war die Luft weniger in Bewegung, was in dieser Situation vorteilhaft war, und die Menschen hatten trotzdem wenigstens warme Füße.“
Eine Klimaanlage für den Heiligen Rock
Was auch die Kasse geschont haben dürfte. Denn an kühlen Tagen liegt die Grundtemperatur im Dom bei acht Grad Celsius. Bei Konzerten wird die Temperatur auf 13 Grad erhöht, „weil einige Instrumente für ihren Klang diese Temperatur brauchen“.
1991 erhielt die Heilig-Rock-Kapelle auf Anraten von Fachleuten zur Bewahrung des Heiligen Rocks eine Klimaanlage. Erforderlich wurde diese konservatorische Maßnahme, um die Luftfeuchtigkeit – sie liegt bei plus minus 50 Prozent – in diesem Raum auf einem immer gleichen Niveau zu halten, um so das natürliche Gewebe besser schützen zu können.
Eine weitere größere Baumaßnahme war in den Jahren 1995 bis 1997 die Bildung von dringend benötigten Versorgungs- und Magazinräumen im Domkreuzgang. Was vermutlich längst nicht alle Dombesucher miterlebt haben werden. Wohl aber den Bau der neuen Chororgel, der ebenfalls 1995 erfolgte.
Und dann war da noch in den Jahren 2006/07 die Renovierung des Greiffenklau-Turms, benannt nach Erzbischof Richard von Greiffenklau (Amtszeit: 1511–1535). „In dem südwestlich gelegenen Turm fanden sich Risse im Mauerwerk. Denkmalpflegerisch wurden Verfugungen erneuert – eine Maßnahme, die mittelfristig noch an weiteren Domoberflächen, die noch aus dem 4. Jahrhundert stammen, ausgeführt werden muss“, sagt der Weihbischof. Das erbrachte eine Untersuchung des Bauforschers Professor Dr.-Ing. Dominik Jelschewski von der Technischen Universität München. Mit modernster Drohnentechnik hatte er 2016 zusammen mit der Trierer Kunsthistorikerin Nicole Fleckinger ein Jahr lang jeden Zentimeter des Trierer Doms unter die Lupe genommen. Das Ergebnis findet seinen Niederschlag auf rund 800 Seiten und soll als wissenschaftliche Kartierung erscheinen.
Die Arbeiten werden nicht enden
Alle Baumaßnahmen aufzuzeigen, würde hier den Rahmen sprengen. Darum nur einige wichtige Daten: 2006 erfolgte durch Bischof Reinhard Marx die Einweihung der Athanasiuskapelle im damals leerstehenden Untergeschoss der Heilig-Rock-Kapelle, in der orthodoxe Christen heute ihre Gottesdienste feiern. In den Jahren 2011–2023 wurde der Domkreuzgang saniert, das Chorhaus am Dom eröffnet, die Beleuchtung im Dom auf LED umgestellt, eine neue Lautsprecheranlage installiert und die Statuen der drei Seligen (Blandine Merten, Rosa Flesch und Peter Friedhofen) im Westchor aufgestellt. Und auch ein neuer, vom Saarbrücker Künstler Ernst Alt geschaffener Osterleuchter hielt Einzug in den Altarraum.
War es das? Weihbischof Peters winkt ab. Wie in jedem alten Gebäude werden auch im Dom St. Peter die Arbeiten nicht enden. Das Dach des Westchores steht an, ebenso laufende Maßnahmen für den Brandschutz. Und das Kreuz auf der Heiltums-Kapelle. Im März 2023 hatten Passanten bemerkt, dass es sich nicht mehr im Lot befand: „Es stand schon auf zehn nach sechs Uhr, wir mussten sofort handeln.“ Zwei Kräne kamen zum Einsatz, um das Kreuz abzubauen. Untersuchungen zeigten, dass auch hier die Holzfäule zugeschlagen hatte. „Jetzt hoffen wir, dass wir das Kreuz, das seit 1947 an dieser Stelle steht, rechtzeitig zum Jubiläum wieder an diesem Ort aufbauen können.“
Und dann steht auch noch der Wunsch Vieler im Raum, die Grabungen unter dem Altarraum zu besichtigen. Doch dem erteilt Peters mittelfristig eine Absage: „Dazu müsste es einen gesonderten Zu- und Ausgang geben. Da fehlen uns aber die finanziellen Mittel.“
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