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Dienststelle Trier legt Jahresbericht 2021 vor:Immer mehr Menschen suchen Hilfe bei der TelefonSeelsorge

Die TelefonSeelsorge steht an 365 Tagen rund um die Uhr für Ratsuchende zur Verfügung. In der Trierer Dienststelle wurden 2021 circa 12.000 Seelsorge- und Beratungsgespräche geführt.
Foto: Telefonseelsorge
Datum:
14. Juni 2022
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier – Der jüngst veröffentlichte Jahresbericht 2021 „Die Menschen hören – Krisentelefon in Krisenzeiten“ der TelefonSeelsorge Trier zeigt, wie sehr die Corona-Pandemie viele Menschen zusätzlich belastet, beeinträchtigt und verunsichert hat. 1956 als eine der ersten Einrichtungen zur Suizidprävention gegründet, steht die TelefonSeelsorge an 365 Tagen rund um die Uhr für Ratsuchende zur Verfügung. In der Trierer Dienststelle führten im vergangenen Jahr 73 geschulte Ehrenamtliche und 2 hauptberuflich Tätige rund 12.000 Seelsorge- und Beratungsgespräche am Telefon – ein Anstieg von 4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, und um 14 Prozent im Vergleich zu 2019. Zugleich stieg die durchschnittliche Gesprächsdauer in den vergangenen drei Jahren um vier Minuten.

Seismographen gesellschaftlicher Entwicklungen

Rund 7.000 der Beratungs- und Seelsorgegespräche wurden zwischen 8 und 20 Uhr geführt, rund 5.000 in den Abend- und Nachtstunden zwischen 20 und 6 Uhr. Zwei von drei Personen wählen mehr als einmal die Nummer der TelefonSeelsorge, obwohl sie bereits professionell therapeutisch begleitet werden, spezifische Medikamente einnehmen oder Angehörige ins Vertrauen gezogen haben – ein deutliches Anzeichen dafür, dass diese Maßnahmen aus Sicht der Betroffenen nicht ausreichen, erklärt Dr. Bernd Steinmetz, Leiter der TelefonSeelsorge Trier. „Den Menschen zuhören be­deutet, sich in Ängste und Sorgen derjenigen einzufühlen, die trotz unseres weitverbreiteten Wohlstands ein Grundvertrauen in Gott und die Welt in Frage stellen. Als Seismographen ge­sellschaftlicher Entwicklungen erfahren wir in der TelefonSeelsorge, wie viele Menschen mit ihren Kräften schon lange am Ende sind oder sich erneut am Ende fühlen, keine Entwicklungs- und Lö­sungsmöglichkeiten mehr sehen und sich trotz eines gewachsenen Unterstützungsangebotes mit ihren Sorgen allein fühlen.“ Ein einzelnes Gespräch löst nicht alle Probleme, könne jedoch entlasten und neue Perspektiven aufzeigen.

Rund 12.000 Beratungs- und Seelsorgegespräche wurden geführt (Foto: privat)

Die häufigsten Gesprächsthemen der TelefonSeelsorge Trier, die vom Bistum Trier getragen wird, waren mit 24 Prozent Themen aus Partner­schaft, Familie und Trennung. Mit 23 Prozent ähnlich hoch ist der Anteil der Anrufenden, die unter De­pressionen oder depressiven Stimmungen leiden. Einsamkeit ist mit 19 Prozent auch nach wie vor eines der zentralen Themen, dicht gefolgt von Ängsten (17 Prozent).

Suizid nach wie vor häufig Gesprächsthema

Das Thema Suizid ist laut Jahresbericht nach wie vor häufig ein Anlass, die Telefonseelsorge anzurufen: In 8 Prozent der Gespräche wur­den Suizidgedanken und Suizidalität benannt. „Ob und wie viele der Menschen, die im Kontakt mit der TelefonSeelsorge dieses Thema ansprechen, sich tatsächlich das Leben nehmen, ist unbekannt. In vie­len Gesprächen erleben die Mitarbeitenden, dass sich verengte Lebenssituationen wieder weiten können, Licht am Ende eines Tunnels zu sehen ist und vielleicht eine Tür geöffnet werden kann, an die in Verzweiflung und Erschöpfung nicht gedacht wurde“, berichtet Diplom-Psychologin Gabriella Kokott. Deshalb sei es wichtig, dass die Telefonnummer der TelefonSeelsorge allzeit leicht zugänglich ist, damit Ratsuchende in existentiellen Krisen nicht erst auf die Suche nach Hilfe gehen müssen. Um das Hilfsangebot im öffentlichen Raum sichtbar zu machen, wurde in Kooperation mit dem Oberbürgermeister der Stadt Trier, Wolfram Leibe, der Sparkasse Trier und den Stadtwerken Trier ein Linienbus mit Kontaktdaten und ermutigenden Motiven gestaltet.

Verstärkung für das TelefonSeelsorge-Team gesucht

Ebenso wichtig wie die öffentliche Präsenz ist die Wahrung der Anonymität der Anrufenden:  Im Rahmen der ge­setzlichen Schweigepflicht für Beratungsberufe geht die TelefonSeelsorge mit erhaltenen Informationen vertraulich um. Um das Angebot unter den Leitlinien „anonym – kompetent – rund um die Uhr“ qualifiziert an sieben Tagen in der Woche anbieten zu können, bildet die TelefonSeelsorge Trier jährlich rund zehn neue Mitarbeitende aus. Aufgrund des wachsenden Bedarfs nach hilfreichen Gesprächen rund um die Uhr freut sich die TelefonSeelsorge Trier über Interessierte, die Teil des Teams werden möchten. Weitere Informationen dazu gibt es bei der TelefonSeelsorge Trier, Gerty-Spies-Straße 7, 54290 Trier, Tel: 0651/72273, E-Mail: mail@TelefonSeelsorge-trier.de und www.telefonseelsorge-trier.de.


Hintergrund

Seit 1975 ist Trier eine von 105 Dienststellen der TelefonSeelsorge Deutschland e.V. Die TelefonSeelsorge berät Menschen jeder Nationalität, jedes Geschlechts, jeder Konfession und jedes Alters. Die Beratung ist fachlichen Qualitätsstandards (grundlegende Aus- und Fortbildung, Supervision, Verschwiegenheit, Anonymität) und weltanschaulicher Neutralität ver­pflichtet. Alle Beratungsangebote sind anonym und kostenfrei. Dank der Unterstützung der Deut­schen Telekom sind die Telefonnummern 0800/1110111 und 0800/1110222 seit 1997 gebührenfrei. Mit der kostenlosen App „KrisenKompass“ bietet die TelefonSeelsorge seit 2020 zusätzliche Hilfe bei depressiven Gefühlen und Suizidgedanken für Betroffene und Angehörige.

(red/ih)