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Zehn Jahre Jugendkirche in Weiskirchen:„In MIA findet jeder seinen Platz“

Mit einem kreativen Gottesdienst und einer Burger-Bar hat die Jugendkirche MIA in Rappweiler ihren zehnten Geburtstag gefeiert.
Gottesdienst zum 10. Geburtstag der Jugendkirche MIA mit Luftballons
Datum:
11. Apr. 2023
Von:
Ute Kirch
Thorsten Hoffmann im Gespräch mit dem ehemaligen Dechanten Ralf-Matthias Willmes.

Rappweiler – Bunte Stühle statt Kirchenbänken, Leinwand, Lichteffekte und aktuelle Hits gespielt von einer Band – was heute bei Gottesdiensten in der Jugendkirche MIA in Rappweiler (Gemeinde Weiskirchen) selbstverständlich ist, war bei der Gründung vor zehn Jahren noch umstritten. „Es gab nicht nur Jubel, sondern auch viele kritische Anfragen sowohl aus der Pfarrgemeinde, aus dem Dekanat als auch aus dem Generalvikariat in Trier“, blickt Ralf-Matthias Willmes, damals Dechant des Dekanats Losheim-Wadern, im Geburtstagsgottesdienst an Ostermontag, 10. April, zurück. Lief die Jugendkirche vorher in einer Art Testbetrieb, entfiel vor zehn Jahren die Befristung und am 1. April 2013 – ebenfalls einem Ostermontag – wurde die Jugendkirche offiziell auf den Namen MIA getauft.

 

Räume für kreative Begegnungen schaffen

Gemeindereferent Jörg Mang , Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich, Ehrenamtliche Anja Della-Polla, Peter Köhl vom MIA-Team, Weihbischof Franz-Josef Gebert und Thorsten Hoffmann im Gespräch über die Zukunft der Jugendkirche.

Ihren Ursprung hat die Jugendkirche im Herbst 2010, als sich 40 Jugendliche in einer Zukunftswerkstatt mit der Frage auseinandergesetzt hatten: „Wie wünschen sich Jugendliche ihre Kirche im Dekanat Losheim-Wadern?“ Ihr Wunsch: Es muss Orte geben, an denen Jugendliche ihren Glauben auf ihre Weise zum Ausdruck bringen können. Ein Jahr mit vielen Projekten später stand fest: Es soll eine feste Jugendkirche eingerichtet werden. Die Wahl fiel auf Rappweiler wegen der guten Erreichbarkeit mit Bussen und der zentralen Lage zwischen Wadern, Weiskirchen und Losheim. Im Mai 2012 stimmten Pfarrgemeinderat und Verwaltungsrat in Rappweiler einer „Experimentierphase“ für die Jugendkirche bis Ende 2012 zu. Im Juni wurde der Kirchenraum umgestaltet: Rund dreißig Bänke wurden aus der Kirche geräumt und der Altar in der Mitte platziert. Die Sitzordnung wurde verändert, Lichtinstallationen eingerichtet und weitere Gestaltungselemente eingesetzt. „Als der Tieflader kam, um die Hälfte der Kirchenbänke abzuholen, war es für den Ort ein optisches Signal: Hier ist eine Veränderung im Gang, die man im Ort mehrheitsfähig machen musste. Das war kein Selbstläufer. Doch inzwischen ist MIA durchweg akzeptiert“, blickt die damalige Ortsvorsteherin Maria Greuter zurück. „Es war die richtige Entscheidung. Wir mussten Räume schaffen für Begegnung, in denen man kreativ miteinander Gottesdienst feiern kann, und diese Gelegenheit wollte ich nicht vorbeiziehen lassen. Ich glaube, das ist der Weg, den wir weiter in unserem Bistum insgesamt gehen werden“, sagt Alt-Dechant Willmes.

Von kritischer Stimmung war bei der Geburtstagsfeier an Ostermontag nichts mehr zu spüren. Stattdessen Gottesdienst im „MIA-Style“: Zehn Stehtische dekoriert mit verschiedenen Symbolen stehen im Kirchenschiff – für jedes Jahr einer. Pastoralreferent Thorsten Hoffmann und Gemeindereferent Jörg Mang stellen die Tische vor und interviewen Jugendliche und Weggefährten. Unterbrochen wird der Rückblick durch Gebete und Lieder – vorgetragen von Jugendlichen. „MIA startet durch“ – so sind die Anfangsjahre bis 2016 überschrieben, als neue Gottesdienstformate, technische Neuerungen und Angebote für Jugendliche wie Ferienfreizeiten und Gruppenleiterschulungen Einzug halten. „Gefühlt waren wir in ganz Europa“, so Mang. Die Jahre 2017 bis 2019 stehen unter dem Motto „MIA wird erwachsen“. „Wir haben begonnen, uns unserer globalen und politischen Verantwortung zu stellen“, fasst es Gemeindereferent Mang zusammen. Dazu zählen das Engagement für die Bolivien-Partnerschaft des Bistums und für die örtliche Tafel . Ebenso wird die Nikolaus-Aktion ins Leben gerufen, bei der die Jugendlichen – als Nikolaus ausgebildet – Familien besuchen und die Tradition des Helfens weitertragen. Bei Wahl-O-Maten in der Jugendkirche können sich Jugendliche vor Wahlen über wichtige Themen austauschen und in Kontakt mit Politikerinnen und Politikern kommen.

 

"Man fühlt sich hier einfach zu Hause"

Jugendkirche mit Stern-Dekoration

„Gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen und das Gemeinschaftsgefühl zu erleben“, sei das, was für sie MIA ausmache, sagt Melanie: „In MIA findet jeder seinen Platz. Man fühlt sich hier einfach zu Hause.“ Nicht immer müssen die Projekte einen kirchlichen Bezug haben: „Nicht jeder, der hierher kommt, ist kirchennah, will aber trotzdem etwas Gutes tun“, fasste es eine Jugendliche zusammen, die gemeinsam mit einer Hebamme in MIA Babysitterkurse initiiert hat, die stets schnell ausgebucht seien. Gemeinsames Musizieren und Singen, Tanz- und Theaterworkshops gehören inzwischen zum festen Programm. „Im Jahr 2019 gründete sich unser Förderverein, dem nun viele inzwischen erwachsene Jugendliche der ersten Stunde angehören“, sagt Thorsten Hoffmann. Die Corona-Pandemie machte in den Jahren 2020 bis 2022 viele Pläne zunichte. Stattdessen entwickelte das MIA-Team Online-Formate und die Aktion „MIA dahemm“. Solidarität mit der Ukraine prägte das Jahr 2022 – die Jugendlichen starteten die Reihe der Friedensgebete. Der zehnte Tisch gewährt einen Ausblick in die Zukunft der Jugendkirche. So soll es mit „MIAkids“ verstärkt Angebote für Kommunionkinder und jüngere Kinder geben.

 

 

Nach dem Gottesdienst gab es im Atrium der Jugendkirche eine Burger-Bar.

„Die Jugendkirche war damals eine mutige Idee. Sie alle zeigen, was mit viel Engagement und Kreativität möglich ist, dafür sage ich stellvertretend für das Bistum Trier danke“, sagte Weihbischof Franz-Josef Gebert. Die Kirche brauche mehrere Geschwindigkeiten: Die sportlichen Motorrad- und Radfahrer, die sich elegant in die Kurve legen und so Entwicklungen vorantreiben. Dies geschehe in MIA. Aber es brauche auch die Busfahrer – wie die Bischöfe – die den ganzen Bus langsam und sicher durch die Kurve fahren – und dafür vielleicht auch mal zurücksetzen müssen. „Ich wünsche, dass viele Rad- und Motorradfahrer die Jugendkirche weiterbringen. Zehn Jahre – eine nüchterne Zahl, die voller Lebendigkeit steckt“, sagte Gebert. Glückwünsche kamen auch von Daniela Schlegel-Friedrich, der Landrätin des Kreises Merzig-Wadern: „Ich wünsche Ihnen, dass es noch lange gelingt, Jugendliche für MIA zu gewinnen“. Es sei wichtig, Jugendliche für gesellschaftliche Werte zu begeistern, damit diese ihr Leben gut und zufrieden gestalten können. „Jugendlichen Werte für ihren Weg mitzugeben ist eine wichtige und anspruchsvolle Aufgabe, die der Jugendkirche MIA wunderbar gelingt. MIA strahlt weit über die Grenzen Rappweilers hinaus.“ Stellvertretend für die Jugendlichen des MIA-Teams äußerte Peter Köhl den Wunsch, neue Jugendliche für das Team zu gewinnen: „Ich wünsche mir, dass wir nie den Mut verlieren, neue Projekte umzusetzen.“

Im Anschluss an den Gottesdienst feierten die rund 250 Gäste im Atrium der Jugendkirche weiter. Neben Kuchenbuffet und alkoholfreien Cocktails war die Burger-Bar des MIA-Teams der Renner. 

 

Zehn Jahre Jugendkirche MIA:Geburtstagsgottesdienst am 10. April 2023

Mit Gottesdienst und Party haben Jugendliche den zehnten Geburtstag ihrer Kirche gefeiert.
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