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Caritas im Saarland fordert „Wohnen darf keinesfalls zum Luxusgut werden“:Jeder Mensch braucht ein Zuhause

Mit einem Wohnzimmer auf dem Saarbrücker St. Johanner Markt machen die Saarländischen Caritasverbände auf das Fehlen von bezahlbarem Wohnraum aufmerksam.
Das Wohnzimmer vor dem welt:raum am St. Johanner Markt in Saarbrücken.
Datum:
14. Sept. 2018
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Saarbrücken – Mit einem Wohnzimmer auf dem Saarbrücker St. Johanner Markt machen die Saarländischen Caritasverbände auf das Fehlen von bezahlbarem Wohnraum aufmerksam. „Jeder Mensch braucht ein Zuhause“ heißt die Jahres-Kampagne des Caritasverbands, in der die zunehmende Wohnungslosigkeit in Deutschland in den Mittelpunkt gestellt wird. Die Caritas setzt sich dafür ein, dass es allen Menschen möglich sein muss, angemessenen Wohnraum zu finden, der bezahlbar ist.

Längst seien nicht nur Randgruppen von diesem Wohnungsmangel betroffen, das Problem ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen, beschreibt Caritasdirektor Michael Groß vom dortigen Caritasverband die Situation. Wohnungen werden luxussaniert, Mieten steigen stark an, Menschen müssen ihr langjähriges Zuhause verlassen und finden keine neue Wohnung, die sie sich leisten können. Sie verlieren ihr soziales Umfeld und ihr Zuhause. Am Ende sitzen sie vielleicht auf der Straße. „Wohnungsnot ist zu einer sozialen Wirklichkeit geworden, die gesellschaftspolitisches Konfliktpotenzial birgt“ sagt Michael Groß. Zunehmend würden Familien, alte und einkommensschwache Menschen oder Studenten in Städten und Ballungsgebieten aus ihren Stadtvierteln verdrängt. Laut der Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung fehlen allein in Saarbrücken mehr als 17.000 Wohnungen.

Caritas Mitarbeiter berichten im Rahmen der Pressekonferenz aus ihrem Arbeitsalltag, wie schwierig es geworden ist, bezahlbaren Wohnraum für ihre Klienten zu finden. Immer mehr Haushalte, vor allem mit kleineren, zunehmend aber auch mit mittleren Einkommen, haben Schwierigkeiten, sich mit Wohnraum zu versorgen. Der Hintergrund ist oftmals, dass das Haushaltseinkommen zu niedrig ist, um die Miete einer am Markt angebotenen Wohnung zu bezahlen. Kleine Wohnungen werden überteuert angeboten. Zudem gibt es kaum kleine Wohnungen auf dem Saarbrücker Wohnungsmarkt. Die Arbeitsagentur zahlt bei Hartz IV Empfängern zwar einen Mietzuschuss, dieser reicht oft nicht aus und die Angemessenheitsgrenzen für Wohnraum sind zu niedrig. Steigende Mieten und Wohnungsknappheit treffen nicht nur Menschen mit geringem Einkommen. Auch Krankenschwestern, Polizisten oder Erzieherinnen spüren, dass bezahlbarer Wohnraum mittlerweile Mangelware ist. „Das Problem hat längst die Mitte unserer Gesellschaft erreicht, hier liegt enormer sozialer Sprengstoff“, mahnt der Direktor des Caritasverbandes für Saarbrücken und Umgebung.

Es darf keine Verdrängung geben, keine soziale Spaltung, die dazu führt, dass in der Stadt nur noch Einkommensstarke leben können und alle anderen in die Außenbezirke gedrängt werden. Wir müssen zusammen dafür sorgen, dass in den Städten nicht nur hochpreisige Miet- und Eigentumswohnungen für Besserverdienende entstehen. Eine Konzentration auf günstige Stadteile, die aufgrund ihrer Besonderheit schon jetzt genügend Probleme haben, muss verhindert werden. Darüber hinaus sollte auch dringend die Schaffung von behindertengerechtem und barrierefreiem Wohnraum gefördert werden.

Auf dem freien Markt können die fehlenden Wohnkapazitäten nicht ohne große gemeinsame Anstrengungen bereitgestellt werden. Neuer Wohnraum für Geringverdiener ist im Saarland in den letzten Jahren nicht entstanden. Die Caritas fordert deshalb mit Ihrer Champagne „Jeder Mensch braucht ein Zuhause“ mehr bezahlbaren Wohnraum.

Das Problem betritt mittlerweile nicht nur die Stadt Saarbrücken, sondern erweist sich auch für Städte wie Saarlouis, Homburg, St. Wendel oder Merzig und Lebach als Herausforderung. Mit dem Zimmer auf der Straße macht die Caritas im Saarland aber auch auf die Vielschichtigkeit der Problematik aufmerksam. Fehlender Wohnraum macht sich in unterschiedlicher Weise in den Aufgaben und Angeboten der Saarländischen Caritasverbände bemerkbar. So biete das Caritas-Zentrum Saarpfalz in Homburg zum Beispiel die Möglichkeit einer Postadresse für Wohnungslose an, die es ihnen ermöglicht wieder krankenversichert und erreichbar zu sein. Ende Juli waren dies allein in Homburg 49 Menschen. Der Caritasverbandes Schaumberg-Blies feierte kürzlich sein 20-jähriges Bestehen des Fachdienstes „Begleitetes Wohnen für psychisch kranke Menschen in Gastfamilien.“ Ziel dieses Hilfsangebotes ist es, psychisch kranken Menschen durch das Leben in einer Gastfamilie Familienanschluss und konkreter Unterstützung im Alltag zu mehr Stabilität und Selbständigkeit zu verhelfen. Der Caritasverband Saar-Hochwald macht darauf aufmerksam, das bezahlbarer Wohnraum zwar außerhalb der Städte auf dem Land zu finden ist, die dortige Infrastruktur aber vielfach nicht optimal und ausreichend ist, fehlende Busverbindungen, Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte, und Arbeitsmöglichkeiten erschweren das Wohnen dort sehr und machen dies wenig attraktiv. Der Sozialdienst katholischer Frauen, der auch zur Caritasfamilie gehört unterstreicht in diesem Zusammenhang die besondere Herausforderungen vor die Frauen und alleinerziehenden Müttern bei der Wohnungssuche gestellt werden.

Der soziale Wohnungsbau muss für die Versorgung einkommensschwächerer Haushalte mit Wohnraum wieder eine zentrale Stellung zurückerlangen, betont Groß, denn die Zahl der sozial gebundenen Wohnungen nimmt jährlich ab. Um den sozialen Wohnungsbau zu fördern, müssen Maßnahmen der Landes- und der kommunalen Ebene gut ineinandergreifen. Eine schnelle Lösung ist bei einem solch komplexen Thema nicht zu erwarten. Zu erwarten und zu fordern ist aber, dass Bund, Länder und Kommunen entschlossen handeln, um zu verhindern, dass Wohnraum zu einem Luxusgut wird. Die Caritas-Kampagne „Jeder Mensch braucht ein Zuhause“ zeigt, die Realität und die Folgen im Saarland auf und fordert mehr bezahlbaren Wohnraum. Denn „Jeder Mensch braucht ein Zuhause“.

Mehr Informationen: www.caritas.de

(red)