Erster Platz der Kinderrechte in St. Wendel eingeweiht:„Jedes Kind hat eine Stimme“
St. Wendel – „Jedes Kind hat ein Recht auf Bildung, „…und auf ein Zuhause“, „…und auf gewaltfreie Erziehung“ – fragt man die Kindergarten-Kinder der katholischen Kitas Heilige Familie Winterbach und St. Martin Niederlinxweiler, fallen ihnen auf Anhieb jede Menge ihrer Rechte ein. Damit das auch alle Erwachsenen wissen und nicht vergessen, ist in St. Wendel auf Initiative der beiden Einrichtungen der Katholischen KiTa gGmbH Saarland am Samstag, 30. September, der „Platz der Kinderrechte“ mit einem großen Kinderfest eingeweiht worden.
„Es ist der erste Platz für die Kinderrechte im Saarland“, sagte der St. Wendeler Landrat Udo Recktenwald, der zusammen mit Bürgermeister Peter Klär und Bildungs-Staatssekretärin Jessica Heide zur Eröffnung des neugestalteten Platzes in der Mott neben dem Mia-Münster-Haus gekommen ist. „Wir als Kita-Träger haben die Bedeutung der Kinderrechte fest in unserem Rahmenleitbild verankert. Wir leben in unseren Kitas die Kinderrechte spürbar“, erklärte der kaufmännische Geschäftsführer der Katholischen KiTa gGmbH Saarland, Rainer Borens.
Als die sechs katholischen Kitas der Gesamteinrichtung St. Wendel gemeinsam mit der evangelischen Kita Niederlinxweiler im Juni 2022 in St. Wendel ein großes „Fest der Kinderrechte“ feierten, schlugen die Leiterinnen Patricia Rammacher (Winterbach) und Andrea Tschida (Niederlinxweiler) dem Bürgermeister vor, einen Platz der Kinderrechte, wie es ihn bereits in mehreren Orten in Rheinland-Pfalz gibt, in St. Wendel einzurichten, um den Kinderrechten mehr Nachdruck zu verleihen. „Wir sind auf offene Ohren gestoßen“, blickt Kita-Leiterin Patricia Rammacher zurück. „Dieser Platz wird als bleibendes Symbol für die in der UN-Charta verbrieften Kinderrechte stehen. Er ist aber auch eine Verpflichtung, im Kampf für die Rechte der Jüngsten nicht nachzulassen“, sagte Rathauschef Klär. Kinderrechte müssten noch stärker ins Bewusstsein aller gerückt werden, betonte auch Staatssekretärin Jessica Heide: „Nur wenn man seine Rechte kennt, kann man sich eine eigene Meinung bilden, zustimmen oder auch mal ,nein‘ sagen.“ Sie lobte das Engagement der Kitas, bereits bei den Kleinsten auf diese Weise demokratische Strukturen zu stärken und zu fördern. „Kinder sollen gestärkt werden und merken: Ich habe eine Stimme und werde ernst genommen. Mit diesem Platz sollen alle sehen, dass die Stadt St. Wendel euch und eure Rechte ernst nimmt. Das ist euer Platz“, sagte wandte sich Kita-Leiterin Rammacher an die jüngsten Gäste.
Video informiert über Kinderrechte
Gemeinsam mit dem St. Wendeler Musiker Dédé Mazietele hatten die Kinder das Lied „Jedes Kind hat eine Stimme“ komponiert, das sie beim Fest vortrugen. Unter großem Applaus der rund 500 Besucherinnen und Besucher wurde im Anschluss das neue farbenfrohe Schild „Platz der Kinderrechte“ enthüllt. Auf einer ebenfalls neuen Digitalwand erklären in einem von Kita-Eltern gedrehten zweiminütigem Film zehn Kinder die wichtigsten Rechte. Den Platz zieren zudem Info-Tafeln mit den Unicef-Kinderrechten. Anschließend packten die Kinder mit an und halfen den Großen dabei, eine Säulen-Hainbuche zu pflanzen und ein Blumenbeet auf ihrem neuen Platz anzulegen.
Nach dem offiziellen Teil verlief das Fest ganz so, wie die Kinder es sich vorher gewünscht hatten: mit Hüpfburg, Karussell, Kinderschminken und natürlich Schoko-Muffins. Dem Organisationsteam der Stadt St. Wendel und den beiden Kitas war es gelungen, viele Unterstützer zu gewinnen, die ebenfalls kreative Mitmachaktionen anboten: So waren der Kinderschutzbund (Kreisverband St. Wendel), Unicef, die Erzieherschule, der Caritasverband Schaumberg-Blies sowie die Jugendbeauftragte der Stadt St. Wendel mit an Bord.
In der Kita werden Kinderrechte gelebt
Kinderrechte und Partizipation werden in der Kita Heilige Familie in Winterbach seit über 20 Jahren großgeschrieben. Die Kinder wählen ein Kinderbürgermeisterteam, das Kindersprechstunden einberuft und entscheiden bei vielem mit, etwa bei der Gestaltung des neuen Außengeländes. „Eigentlich sollten Kinderrechte bei uns in Deutschland schon eine Selbstverständlichkeit sein, aber leider sind wir auch hier noch nicht so weit“, sagte Rammacher und wies darauf hin, dass Kinderrechte immer noch nicht im Grundgesetz verankert seien. Viele dächten bei dem Thema zuerst an ärmere Länder, doch auch in Deutschland sei es nötig, das Bewusstsein für Kinderrechte zu schärfen. So sei etwa das Recht auf gewaltfreie Erziehung noch nicht in allen Köpfen verankert. „Kinderarmut gibt es auch bei uns und daraus resultiert oft eine fehlende gesellschaftliche Teilhabe“, erläuterte Rammacher. Kinderrechte seien gerade in der heutigen Zeit in wichtiges Thema: „Wir wollen bereits im Kindergarten den Grundstock demokratischen Handelns legen.“ Wenn Kinder wüssten, dass jedes Kind in seiner Unterschiedlichkeit die gleichen Rechte hat, merkten sie als Erwachsene auch, wenn Minderheiten diese Rechte von gesellschaftlichen Strömungen abgesprochen werden, so die Hoffnung der Erzieherin.
Mit der Einweihung des Platzes der Kinderrechte ist der Einsatz für Kinderrechte nicht vorbei. Künftig soll es in jedem Jahr eine kleinere Aktion geben, damit der Platz mit Leben gefüllt wird.