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Natalie Uder wagt Quereinstieg und findet ihren Traumjob:„Jedes gute Wort zählt“

Als Quereinsteigerin in den Traumjob als Gemeindereferentin: Am 28. August wird Natalie Uder im Trierer Dom beauftragt.
Foto: Christine Cüppers/Paulinus Wochenzeitung
Datum:
12. Aug. 2021
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Waldrach – Der liebe Gott mit einer Taschenlampe in der Hand – weil es am ersten Tag der Schöpfung Sonne und Mond noch nicht gab: Es sind Bilder ihrer Grundschüler wie dieses, die Natalie Uder zum Lächeln und Staunen bringen. Wenn die angehende Gemeindereferentin das Fach Religion in der Schule unterrichtet, erlebt sie viele „richtig bewegende Momente“, erzählt sie. „Kinder sind sehr neugierig, fragen viel und bringen einen damit auch an eigene Grenzen. Uns Erwachsenen fehlt oft dieser freie und unbeschwerte Umgang mit dem Glauben – einfach mal ‚spinnen‘ zu dürfen. Den kindlichen Gedanken sind noch keine Grenzen gesetzt.“ Dass sie selbst einmal als Lehrkraft vor Schulklassen stehen würde, hätte Uder sich während ihres Studiums an der Universität Trier noch nicht vorstellen können. Das Unterrichten ist aber nur ein Teil des Berufsprofils von Gemeindereferentinnen und -referenten. „Es gibt so vielfältige Einsatzmöglichkeiten, das fasziniert mich so an diesem Job“, begründet Uder ihren Entschluss, sich mit Mitte dreißig als Quereinsteigerin zur Seelsorgerin zu qualifizieren.

Quereinstieg in den Wunschberuf

Die gebürtige Nittelerin entschied sich nach einer Ausbildung für ein Geschichtsstudium mit den Nebenfächern klassische Archäologie und katholische Theologie. „Bei dieser Fächer-Kombi habe ich mich wirklich von meinen innersten Interessen leiten lassen. Ich kannte im Vorfeld schon einige Theologie-Studierende und fand aus deren Erzählungen immer sehr interessant, welche tiefgründigen Themen dieses Fach anschneidet und wie es mit dem eigenen Leben verknüpft ist. Fragen, die einen im eigenen Leben bewegen wie ‚Wonach richte ich meine Entscheidungen?‘ oder ‚Was für ein Mensch möchte ich sein?‘.“ Positive Erfahrungen mit der Kirche machte Uder aber schon seit ihrer Kindheit in einem anderen Bereich: der Musik. „Ich kam als Kind in den Trierer Domchor und habe von klein auf schöne und schöne Erfahrungen im Umfeld der Kirche gemacht, aber die Möglichkeit, in einem kirchlichen Beruf zu arbeiten, reifte wirklich erst in der Studienzeit.“ Nach dem Magisterabschluss arbeitete Uder zunächst drei Jahre lang für das Emil-Frank-Institut in Wittlich, das sich für den interreligiösen Dialog einsetzt. „Wenn man vielen Menschen anderen Glaubens begegnet, führt das unweigerlich dazu, dass man sich auch nochmal stärker mit dem eigenen Glauben auseinandersetzt.“ Nach ihrer Zeit am Institut sei in ihr der Wunsch aufgekommen, nochmal eine Ausbildung zu machen. Also erarbeitete sich Uder die ihr noch fehlenden Studieninhalte im Fernkurs Theologie der Domschule Würzburg und begann 2018 den praktischen Teil ihrer Ausbildung in der Innenstadtpfarrei Liebfrauen in Trier. „Dort hatte ich eine super Betreuung durch die Gemeindereferentin Jutta Trierweiler, bei der ich mir einiges abschauen durfte, in ganz unterschiedlichen Bereichen wie der Erstkommunionvorbereitung, dem Schulunterricht oder der pastoralen Arbeit mit Senioren.“

Nach einem Jahr ging es für Uder dann als eigenverantwortlich arbeitende Gemeindeassistentin in die Pfarreiengemeinschaft Waldrach, wo sie aber zunächst ausgebremst wurde. „Ich als Neueinsteigerin hatte gerade erst ein paar Leute kennengelernt, war motiviert und hatte Ideen, und dann kam Corona und hat vieles ad acta gelegt.“ Als Seelsorgerin habe sie sich regelrecht hilflos gefühlt, da sie für die Menschen da sein wollte, das aber wegen der Beschränkungen nicht möglich war. „Als die Öffnungen kamen, habe ich das total genossen, wieder Menschen persönlich treffen zu können. Gerade bei der Hauskommunion sind die älteren Menschen oft so dankbar für ein wenig Zeit, ein Gespräch. Sie erzählen von ihrem Leben, von lustigen oder traurigen Begebenheiten, auch mal von Gegenständen, die ihnen etwas bedeuten. Da kommt vielleicht auch die Historikerin in mir durch, aber ich finde es einfach toll, an den Erfahrungen teilhaben zu dürfen. Gerade in der Corona-Zeit, als nach dem Lockdown wieder Besuche möglich waren, ist es aus vielen nur so herausgesprudelt. Das ist bewegend, wenn Menschen sich so öffnen.“

„Wir erreichen nicht mehr so viele Leute, aber aufgeben möchte ich nicht“

Natürlich sei ihr bewusst, dass die katholische Kirche und damit auch die Seelsorgenden vor Ort längst nicht mehr den Großteil der Menschen erreichten, „aber aufgeben möchte ich nicht“, unterstreicht Uder. „Umso wichtiger sind solche Bezugspunkte wie Schule oder die Seniorenpastoral, in die ich gerne künftig verstärkt einsteigen würde. Aber auch die Netzwerke der Ehrenamtlichen möchte ich unterstützen. Wie unser Beruf in Jahren aussehen wird, darauf bin ich selbst gespannt, aber ich bin hoffnungsvoll.“ Man könne in der Seelsorge schlecht abschätzen, was die eigene Arbeit bewirke, es gebe keine messbaren Kriterien, so Uder. „Aber ich glaube, jedes gute Wort zählt. Empathisch sein, aufmerksam zuhören und sich vor allem Zeit nehmen – darin sehe ich eine unserer wichtigsten Funktionen in einer zunehmend schnelllebigen Welt.“

Dass Natalie Uder mit ihrem Mann im Ruwertal lebt, das in der Pfarreiengemeinschaft Waldrach liegt, sei nicht nur von Vorteil, um vor Ort präsent zu sein, sagt sie. „Wir haben hier auch einfach eine wunderschöne Landschaft und Natur, in der ich super ausspannen und Kraft tanken kann.“ Nach ihrer Beauftragung zur Gemeindereferentin durch Weihbischof Franz Josef Gebert wird Uder auch weiterhin in Waldrach eingesetzt sein.

Weitere Informationen zu den angehenden Pastoral- und Gemeindereferenten sowie den Link zur Liveübertragung des Beauftragungsgottesdienstes am 28. August gibt es auf https://t1p.de/beauftragung-2021.

(sb)