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Karfreitag: Bischof Ackermann lädt zu Gedanken über eine Passionsreliquie ein:Jesus bleibt uns treu

An Karfreitag hat Bischof Ackermann dazu eingeladen, über den "Heiligen Nagel", eine Passionsreliquie, nachzudenken.
An Karfreitag wird das Kreuz verehrt
Datum:
29. März 2024
Von:
Judith Rupp

Trier – In Jesus Christus fallen höchste Bindung und größte Freiheit zusammen: Diesen Gedanken hat Bischof Dr. Stephan Ackermann in der Liturgie am Karfreitag (29. März 2024) mit der Gottesdienstgemeinde im Trierer Dom geteilt. Ausgangspunkt seiner Überlegungen war der Heilige Nagel; der Überlieferung nach ein Geschenk der Kaiserinmutter Helena an die Trierer Kirche. Diese „Passionsreliquie“ wird in der Regel in der Dom-Schatzkammer in einem kunstvoll gestalteten Reliquiar aufbewahrt. An Karfreitag wurde der Nagel neben dem Passionskreuz im Altarraum gezeigt.

Die historische Echtheit einer Reliquie spiele dabei weniger eine Rolle, sagte Ackermann. Richtig betrachtet, könne ihr eine geistliche Kraft innewohnen, die Inspiration für den Glauben biete. Das zeigten auch die Heilig-Rock-Wallfahrten. Er lud ein, ausgehend von der Reliquie „das Potenzial, das, was Jesus in seiner Hingabe bis zum Tod am Kreuz für uns getan hat, zu meditieren und tiefer zu verstehen“.

So könne der Nagel verstanden werden als Symbol für die Bereitschaft Gottes, sich festlegen zu lassen: „Gott hat sich in seinem Kommen festgelegt auf Jesus von Nazaret.“ Mehr noch: Der Nagel sei das unwiderlegliche Zeichen dafür, „dass Jesus sich hat festnageln lassen auf den Weg des Evangeliums. Er ist den letzten Konsequenzen dessen, was er im Auftrag Gottes, des Vaters, gelebt und verkündet hat, nicht ausgewichen.“ So stehe der Nagel dafür, dass Jesus den Weg der Liebe und der Gewaltlosigkeit treu geblieben ist bis zum Schluss, dass er vor der letzten, blutigen Konsequenz nicht geflohen ist. Das fordere die, die als Christinnen und Christen seinen Namen tragen und nach dem Evangelium leben wollen, immer wieder heraus, im Reden und Handeln konkret zu werden: „Wie gerne flüchten wir dagegen in die Abstraktion und Unverbindlichkeit; scheuen uns davor, konkret zu werden und festzulegen, gerade dann, wenn wir ahnen, dass ein konkretes Engagement uns Kraft oder Zeit kosten wird oder wir Kritik auf uns ziehen.“ Jesus hingegen habe sich ein für alle Mal festgelegt auf die Menschheit wie sie ist, mit allen Konsequenzen: „Er nimmt sein Versprechen an uns nicht zurück. Er bleibt uns treu.“

Bischof Ackermann (Mitte) mit Dompropst Weihbischof Jörg M. Peters (li.) und Domkapitular Benedikt Welter bei den Großen Fürbitten; auf dem Altar steht der Kreuzesnagel.

Damit halte der Nagel auch Trost und Ermutigung bereit, etwa für Menschen, die in Situationen feststeckten, die ihnen keinen Spielraum und keine Gestaltungsmöglichkeit lassen, oder Menschen, die von einer schweren Krankheit gezeichnet sind, die sie nicht mehr loslässt: „Im Glauben dürfen wir wissen, dass wir in solchen Situationen nicht allein sind, sondern gerade dann eng verbunden sind mit dem, der sich ans Kreuz hat nageln lassen.“ Denn, daran erinnerte der Bischof, das Ziel der Erlösung ist „das Leben in der Freiheit der Kinder Gottes: Die Kreuzesnägel haben Jesus am Ende nicht festhalten können. Der Auferstandene ist frei von den Fesseln des Todes.“ Diese österliche Freiheit schenke Jesus nicht am konkreten Leben vorbei und nicht ohne selbst die Fesseln zu spüren, unter denen Menschen so oft leiden. „Darum hat er sich ans Kreuz festnageln lassen. In Jesus fallen höchste Bindung und höchste Freiheit zusammen.“