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Erste von drei Flüchtlingskonferenzen im Bistum Trier beschreibt aktuelle Anforderungen:Jetzt geht es um Integration

Langfristige Prozesse der Integration anzugehen und die Bedarfe vor allem der ehrenamtlich Tätigen zu ermitteln - das ist das Ziel der Flüchtlingskonferenzen des Bistums.
Dr. Hans Günther Ullrich, Leiter der Abteilung Ehrenamt, Bildung und Gesellschaft im Generalvikariat, eröffnet die erste regionale Flüchtlingskonferenz in Trier.
Datum:
7. Nov. 2016
Von:
Bischöfliche Pressestelle
Trier – Langfristige Prozesse der Integration anzugehen und die Bedarfe vor allem der ehrenamtlich Tätigen zu ermitteln: Das ist Ziel der Flüchtlingskonferenzen des Bistums Trier, die derzeit in den Visitationsbezirken stattfinden. Den Auftakt hat am 5. November die Konferenz mit rund 50 Teilnehmenden in Trier gemacht. „Jetzt sind wir an dem Übergangspunkt von der Kurz- auf die Langstrecke angekommen“, beschrieb Dr. Hans Günther Ullrich, Leiter der Abteilung Ehrenamt, Bildung und Gesellschaft im Bischöflichen Generalvikariat, den derzeitigen Standort. Viele haupt- und ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit Tätige wollten nach den Willkommens-Aktivitäten ihre Beiträge zur Integration der geflüchteten Menschen zu leisten. Das Bistum sei in seiner Partnerschaft mit dem Caritasverband nur einer von vielen Akteuren. „Wir sind vor allem in den Schwerpunkten Sprache, Wohnen, soziale Teilhabe und Arbeit tätig“, hob Ullrich den Beitrag vom „willkommens-netz.de“, der Flüchtlingshilfe im Bistum Trier, hervor. Dr. Nico Richter, Professor für empirische Sozialforschung an der Universität Trier, stellte die Frage nach der Definition von Integration. Sie meine keine reine Inklusion und auch keine Assimilation. Vielmehr sei Integration ein lang andauernder Prozess, der Anpassungsleistungen von den Flüchtlingen sowie der Aufnahmegesellschaft brauche. „Und wir können nicht wissen, was am Ende steht“, kündigte Richter an. Die Dimensionen der Integration seien struktureller, kultureller und subjektiver Natur - Komponenten, die gleichermaßen gefördert werden müssen, damit Integration gelingen könne. Richter wandte sich ausdrücklich gegen eine „deutsche Leitkultur“ und sprach sich für verbindliches Fordern und Fördern aus. Chancengleichheit in zentralen Bereichen, klar definierte Grundwerte, ehrenamtliches Engagement und informelle Kontaktmöglichkeiten seien wichtige Grundlagen, damit sich Menschen auch subjektiv in der Gemeinschaft zugehörig fühlen können. Darüber hinaus bedürfe es aufrichtiger Information und wissenschaftlicher Begleitung, damit Integration gelinge. Denn Integration liege keineswegs in der menschlichen Natur liege, sondern werde erst zum Thema, wenn sie nicht funktioniere.
„Wenn wir jetzt nicht ordentlich Geld in die Hand nehmen, wird es später richtig teuer“, sprach Hans Lauer, Ehrenamtlicher aus Trier, einen wichtigen Punkt an. Wer Prioritäten setze Zuständigkeiten definiere, sei eine wichtige Frage. „Eine große Aufgabe und Herausforderung wird die Bildung für nicht mehr schulpflichtige Menschen sein“, prognostizierte Erich Jonas aus seiner Erfahrung als Deutschlehrer für Flüchtlinge. Und es müsse auch geklärt werden, was die Flüchtlinge selber wollen: „Wollen sie überhaupt hier bleiben? Und wenn ja, müssen sie mitreden können und nicht ein System übergestülpt bekommen“, forderte Gerhild Baumeister vom Caritasverband Westeifel. In Workshops beschäftigten sich die Teilnehmenden mit Einzelaspekten der Integration wie Arbeit und Bildung, Methoden der Sprachvermittlung oder die Sprachfähigkeit gegen rechte Parolen.

„Die katholische Kirche im Bistum Trier hat sich mit ihren Partnern in den letzten zwei Jahren hervorragend geschlagen. Sie ist glaubwürdig, legt Zeugnis ab von der Botschaft des Evangeliums und lernt erfreulicherweise auch ständig dazu“, resümierte Caritasdirektor Bernd Kettern. Jetzt brauche es weitere Anstrengungen, Einsatz, Motivation und langen Atem für den Prozess der Integration der geflüchteten Menschen in die Gesellschaft. Weitere Flüchtlingskonferenzen finden am 12. November in Koblenz und am 26. November in Saarbrücken statt. Informationen über die Flüchtlingshilfe im Bistum gibt es unter www.willkommens-netz.de im Internet. (red)