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24-Jähriger schildert Eindrücke im Katholischen Forum Koblenz:Jung und jüdisch in Deutschland

Vor 1700 Jahren wurde jüdisches Leben zum ersten Mal auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands urkundlich erwähnt. Im Katholischen Forum Koblenz sprach Vyacheslav Yosef Dobrovych über seinen Alltag als junger Jude und über seine Religion.
Datum:
9. Nov. 2021
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Koblenz – Seit mehr als 1700 Jahren leben Jüdinnen und Juden auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Grund genug für die Verantwortlichen des Katholischen Forums in Koblenz mit der Veranstaltung „Jung und jüdisch in Deutschland“ auch auf die Gegenwart zu blicken. Vyacheslav Yosef Dobrovych ist 24 Jahre alt, Vertretungsrabbiner und Student der Sozialpädagogik. 50 Interessierten hat er am 8. November Einblicke in seinen Alltag und seine Religion gegeben.

„Mir ist es ein Herzensanliegen, über meinen Glauben zu sprechen“, betont Dobrovych, der 2001 aus der Ukraine nach Deutschland gekommen ist. Solch eine Biografie hätten mittlerweile die meisten jüdischen Einwohnerinnen und Einwohner in der Bundesrepublik, schätzt er. Zwar gebe es seit 1700 Jahren jüdisches Leben in Deutschland, aber es sei kein kontinuierliches gewesen. „Die Zeit ist geprägt von Migration und Verfolgung“, erklärt Dobrovych und betont gleichzeitig: „Wir wollen nicht nur auf den Antisemitismus reduziert werden.“

Werte des Judentums weitergeben

Seine Mutter ist Christin, sein Vater Jude. Da die Mutter im Judentum den Glauben weitergibt, war er nicht von Geburt an Jude. „Aber ich bin jüdisch aufgewachsen.“ Nach Jahren der Lehre im Judentum konvertierte er und engagierte sich beinahe weltweit in der jüdischen Jugendarbeit wie auch als Vertretungsrabbiner.

Vyacheslav Yosef Dobrovych. Foto: privat

Mit 21 Jahren gab es jedoch einen Umbruch in seinem Leben und er verließ die Rabbinerschule. „Ich merkte, dass es nicht mein Ding ist, mich auf eine bestimmte Art und Weise zu kleiden oder einen bestimmten Lebensstil zu pflegen.“ Für ihn hätten diese Vorschriften mehr mit Kultur oder Historie und weniger mit dem eigentlichen Glauben zu tun. So legte er zu diesem Zeitpunkt auch seine Kippa ab. Die Werte, die ihn am Judentum begeistern, möchte er trotzdem leben und weitergeben. Denn: „Diese Inhalte prägen immer noch mein Leben.“

Neben persönlichen Eindrücken als junger jüdischer Mann, hat er an diesem Abend fachliche Einblicke in die Komplexität der Religionsgemeinschaft gegeben, wie den Hintergrund der verschiedenen Bezeichnungen für Gott und die unterschiedlichen Ausprägungen des Judentums von orthodox bis liberal.

Die Veranstaltung hat in hybrider Form stattgefunden: 40 Personen verfolgten den Gast analog im Bischöflichen Cusanus-Gymnasium und zehn virtuell über eine Videokonferenz.

Das nächste Katholische Forum ist am Montag, 22. November, von 19 Uhr an zum Thema „Frère Roger – ein Anstifter für die Kirche von morgen“. Referent ist Klaus Hamburger. Weitere Informationen gibt es bei der Katholischen Erwachsenenbildung Koblenz auf www.keb-koblenz.de, Tel.: 0261-9635590 und E-Mail keb.koblenz@bistum-trier.de.

(jf)