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Der Weltjugendtag bietet Platz für kritische Themen wie „Kirche und Kolonialismus“ : Junge Menschen fordern globale Gerechtigkeit und Einsatz der Kirche 

Das „Youth Hearing“ auf dem Weltjugendtag beschäftigte sich mit Kolonialismus und der Klimakrise.
Blick in den Saal beim International Youth Hearing während des Weltjugendtags in Lissabon
Datum:
6. Aug. 2023
Von:
Simone Basteri

Lissabon/Saarbrücken – Junge Christen haben bei einer Podiumsveranstaltung des Bundes der deutschen katholischen Jugend (BDKJ) auf dem Weltjugendtag in Lissabon gerechtere globale Strukturen und Engagement im Einsatz gegen die Klimakrise und ihre Auswirkungen gerade auf ärmere Länder gefordert. Mit dabei auf dem Podium des so genannten „Youth Hearing“, das sich mit Kolonialismus und Klimakrise beschäftigte: Die 25-jährige Susanna Laux aus Neuwied im Bistum Trier, die sich bei dem ebenfalls mitveranstaltenden Bundesverband katholische Kirche an Hochschulen (BkKH) engagiert. Die Veranstaltung mit Vertretern aus Kirche, Politik und Gesellschaft fand passend am Erdüberlastungstag statt, ab dem die Menschen die für dieses Jahr die nachhaltig nutzbaren natürlichen Ressourcen verbraucht haben. In dem überfüllten Veranstaltungsraum kamen junge Menschen aus vielen Nationen zusammen, um über Kopfhörer der Diskussion folgen zu können.   

Wer Klimagerechtigkeit wolle, müsse auch über den Kolonialismus und seine immer noch an vielen Stellen überdauernden Strukturen reden, betonte Laux in ihrem Eingangsstatement. „Die Menschen im globalen Süden sind die größten Verlierer der Klimakrise und am meisten von dessen Folgen betroffen“. Es seien immer noch alte Machtgefüge vorhanden: „Es gibt auch heute noch Firmen, die aus Europa nach Afrika gehen, um dort Ressourcen und Menschen auszubeuten – die wirtschaftliche Abhängigkeit ist ein großer Punk.“ Es sei auch wichtig, dass die Kirche hier ihre historisch schwierige Rolle eingestehe. „Die Debattenkultur ist ja schon auf einem guten Weg. Aber wir haben zum Beispiel viel zu wenig das Thema Kolonialismus und die Rolle europäischer Länder und der Kirche im Schulunterricht.“ Die jungen Menschen hätten eine tragende Rolle, immer wieder zu fordern, dass alle Akteure sich an einen Tisch setzten und offen miteinander kommunizierten.   

Mit dabei auf dem Podium: Susanna Laux aus Neuwied    

Der Augsburger Bischof Bertram Meier, Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, sagte, auch der Papst bringe immer ins Bewusstsein, dass der globale Norden in der Tat eine „ökologische Schuld“ gegenüber den Ländern des Südens habe und notwendige Transformationen vorantreiben müsse. Dabei seien internationale Solidarität und Anstrengungen gefordert – auch von Seiten der Kirche. Der Einsatz für die Klimagerechtigkeit sei sicher noch ausbaufähig, auch wenn beispielsweise einige Diözesen wie seine beschlossen hätten, in den nächsten Jahren klimaneutral zu werden. Doch dabei müsse man alle Mitarbeitenden mitnehmen – schwierig in Zeiten klammer werdender Haushalte. 

Die Bischöfe hätten durchaus die Macht, in ihren Diözesen Maßnahmen umzusetzen, meinte Volker Andres vom BDKJ Köln. Es gelte daher für junge Menschen, weiter Druck aufzubauen, um gehört zu werden, sodass den Papieren dann auch konkrete Handlungen folgten. Mit auf dem Podium diskutierten auch Danilo Moreira, portugiesischer Umweltaktivist und die deutsche Botschafterin in Portugal, Dr. Julia Monar.  Die versprach, ihren Kollegen beim Auswärtigen Amt in Berlin vom „Youth Hearing“ zu berichten und empfehlen, sich künftig auch mit kirchlichen Institutionen und dem BDKJ über diese Themen auszutauschen. 

Einig waren sich alle darin, dass es den Dialog brauche, vor allem zwischen ugnen und älteren Generationen. Lau und Bischof Meier waren sich einig, man dürfe sich über alle Kontroversen nicht auseinanderdividieren lassen und rechtslastigen Gruppen das Feld überlassen, die die Klimakrise kleinredeten. ´ 

(sb) 

 

  

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