37. Seniorenaufsatzveranstaltung der KEB Saar-Hochwald:„Kein Leben verläuft glatt und rund“
Saarlouis – Gerade hatte Sieglinde Trenz ihr Lehramtsstudium mit den Fächern Germanistik und Romanistik erfolgreich abgeschlossen. Sie stand mitten im Leben und war drauf und dran, ihr Referendariat anzufangen. „Doch von einem Tag auf den anderen ist mein bis dato wohlgeordnetes Leben unverschuldet entglitten“, sagt die heute 63-Jährige rückblickend. Denn Trenz erkrankt schwer, der anstrengende Berufsalltag einer Lehrerin ist für sie körperlich nicht zu leisten. Plötzlich steht sie vor der Frage: „Wie soll es bloß weitergehen?“
Ihre Geschichte hat die Seniorin in einem Aufsatz niedergeschrieben und bei der Katholischen Erwachsenenbildung Saar-Hochwald (KEB) eingereicht. Zum 37. Mal hatte die KEB alle interessierten Seniorinnen und Senioren zur Seniorenaufsatzveranstaltung eingeladen. 18 Frauen und 10 Männer zwischen 55 und 100 Jahren nahmen sich des Themas „Und plötzlich war alles anders – Erlebnisse und Ereignisse, die mein Leben verändert haben“ an. Am stärksten vertreten war mit zehn Personen die Gruppe der 81- bis 85-Jährigen. Unter den Teilnehmenden waren viele Wiederholungstäter, mache machten zum 20. Mal mit.
Teilnehmende wussten von tragischen und schönen Momenten zu berichten
Nach drei Jahren Corona-Pause konnte der aus den Geschichten und Gedichten entstandene Aufsatzband zusammen wieder im Rahmen eines Kaffeenachmittags den Teilnehmenden überreicht werden. Zusätzlich gab es als Dankeschön ein Buchpräsent „Mit Corona hatten wir herausfordernde Zeiten, in denen plötzlich auch Vieles anders war und das Leben auf den Kopf gestellt wurde“, erklärt die Leiterin der KEB Saar-Hochwald Anne Schuler die Wahl des Mottos. Auch nach Aufhebung der Regularien sei nicht mehr alles wie früher. „Aber wir können etwas für die Zukunft lernen.“
Tragische Ereignisse der Tod eines geliebten Menschen, schwere Unfälle, schlimme Erkrankungen, verlorenes Sicherheitsgefühl, Krieg und atomare Bedrohungen waren einige der Themen, die die Seniorinnen und Senioren gewählt hatten. „Erzählungen, die uns tief erschütterten und erahnen ließen, wie groß die Kraft sein musste, um diese Schicksalsschläge zu überwinden“, sagten Isabell Valentin und Sylvia Simon von der Schreibwerkstatt Bous, die mit Anne Schuler im Aufsatzgremium sitzen. Aber auch über schöne Momente wusste die ältere Generation einiges zu berichten – etwa von der Wiedervereinigung Deutschlands und den daraus resultierenden Chancen, der großen Liebe, der Geburt von Kindern oder Enkeln und einer guten, hilfsbereiten Nachbarschaft.
Neues Thema heißt "Die Technik und ich"
„Es ist wichtig zu erkennen, dass jedes Ereignis oder Erlebnis uns ändert und wir etwas daraus lernen können. Wir wachsen durch unsere Erfahrungen und werden dadurch stärker und reifer als Person, wenn der Wille dazu da ist“, sagt Valentin. Sie dankten allen für ihren Mut und ihre Offenheit, ihre persönlichen Geschichten zu erzählen. „Jede einzelne dieser Gegebenheiten hat uns dazu gebracht, dankbar zu sein für das, was wir haben, und uns daran zu erinnern, dass das Leben kurz und kostbar ist.“
„Kein Leben verläuft total glatt und rund. In meinem Leben hat sich am Ende alles gefügt“, sagt Sieglinde Trenz. Sie fand eine Anstellung als Pfarrhaushälterin in St. Monika in Ludweiler. Nach Monaten der Krankheit hatte sie wieder eine Perspektive, die Angst, nicht selbständig für sich sorgen zu können, war ihr genommen. „Ich bin zutiefst dankbar.“
Das Thema der 38. Seniorenaufsatzveranstaltung 2023/2024 lautet: „Die Technik und Ich“. Ein Aufsatz über den Umgang mit technologischen Fortschritten. Senior*innen schreiben über ihre Erfahrungen, wie sie mit Technologie interagieren und wie sie als Senior*innen von ihr profitieren. Beiträge können bis Jahresende eingereicht werden. Der entstandene Aufsatzband kann für neun Euro erworben werden bei der Katholischen Erwachsenenbildung Saar-Hochwald, Ludwig-Karl-Balzer-Allee 3, 66740 Saarlouis, Tel. 06831-769744, E-Mail: keb-saar-hochwald@bistum-trier.de