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Bischof Ackermann predigt an Weihnachten über das Licht des Glaubens:Kein „Lückenbüßer-Gott“

Was haben Kerzen und der Glaube gemeinsam? Darüber hat Bischof Ackermann an Weihnachten gepredigt.
Datum:
25. Dez. 2021
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier – „Es tut dem Gottesbild gut, wenn Gott nicht vorschnell für alles und jedes zur Erklärung herhalten muss oder gar verantwortlich gemacht wird. Dadurch wird das Bild von Gott gereinigt. Gott wird dadurch nicht kleiner, sondern größer.“ Das hat Bischof Dr. Stephan Ackermann an Weihnachten (25. Dezember) im Trierer Dom betont. In seiner Predigt nahm er Bezug auf den Beginn des Johannesevangeliums, der in diesem Gottesdienst vorgetragen wurde und „in weiten Teilen ein einziger Hymnus auf das Licht, das von Gott kommt“ sei.

Ackermann verknüpfte das Evangelium mit einem Text über Kerzen, den er in der Adventszeit gelesen hatte. Darin hieß es: „Kerzen sind eine außergewöhnliche Beleuchtung. Man könnte sagen: Wir haben sie nicht mehr nötig, und gerade deshalb brauchen wir sie.“ Das sei seit der Erfindung der Glühbirne Ende des 19. Jahrhunderts so: Kerzen seien „keine Erhellungsinstrumente mehr, sondern vielmehr Bedeutungsträger, Symbole“. Und es gebe nichts, was sie völlig ersetzen könne. Der Bischof fragte, ob diese Aussage in der aufgeklärten Welt nicht auch für den Glauben gelte: „Wir haben ihn nicht mehr nötig, und gerade deshalb brauchen wir ihn?“

Foto: Harald Tittel

Früheren Generationen habe der Gottesglauben Erklärungen gegeben für Vorgänge, die sie sich nicht anders erklären konnten, als dass sie dahinter unmittelbar den unbegreiflichen Willen Gottes sahen, dem man sich zu fügen und anzuvertrauen hatte. „Stellen wir uns nur einmal die Situation der nach wie vor andauernden Pandemie in früheren Jahrhunderten vor: Wie sehr hätte man versucht, den Willen Gottes dafür verantwortlich zu machen. Und tatsächlich gab es zu Beginn des letzten Jahres vereinzelte Stimmen, die irrigerweise in der Situation eine Strafe Gottes sehen wollten. “ Der Fortschritt der Wissenschaften habe dazu geführt, dass Gott zur Erklärung dessen, was in der Welt geschieht, viel seltener und viel später herangezogen werde – aus Sicht des Bischofs eine gute Entwicklung. Gott sei heute viel weniger der „Lückenbüßer-Gott“, der er in der Vergangenheit oft habe sein müssen, wenn Menschen eine rationale Erklärung von Phänomenen fehlte oder wenn Gott direkt verantwortlich gemacht wurde für Ereignisse, deren Ursprung eigentlich im Verhalten der Menschen lag. Dabei sei „nach unserer Glaubensüberzeugung Gott derjenige, der uns mit Verstand begabt hat und uns die großartige Möglichkeit gibt, die Geheimnisse der Welt und des Lebens tiefer zu entdecken und zu durchdringen und damit die Welt menschenfreundlicher zu gestalten“.

Ackermann griff erneut das Bild der Kerzen auf, die ein Licht in die Welt brächten, das alles elektrische Licht nicht erzeugen kann. So sehr die heutigen künstlichen Lichtquellen die Leuchtkraft traditioneller Kerzen überträfen und Bereiche ausleuchteten, die ansonsten völlig unzugänglich blieben, „so sehr können und wollen wir Menschen auf das Licht von Kerzen nicht verzichten“. Die Menschen dürften „wahrhaftig dankbar sein für den ständigen Fortschritt von Wissenschaft und Technik. Ohne ihn würden wir in unzähligen Bereichen unseres Lebens im Dunkeln tappen, hätten wir keine Lösungen für die uns bedrängenden Probleme“. Doch: „Das Licht der reinen Rationalität reicht nicht. Es allein erhellt nicht das Zwielicht unserer Zweifel und die Dunkelheiten unseres Herzens.“ Wohlbegründetes Vertrauen in die Wissenschaft ersetze nicht das, „was uns der Glaube zu geben vermag. Wir brauchen beides“.

(JR)