Katholisches Forum in Koblenz befasst sich mit zwei Weltreligionen:Kirche und Judentum
Koblenz – „Das Vater Unser ist so jüdisch wie Jesus“, erklärte Dr. Paul Petzel in seinem Vortrag „Kirche und Judentum – vor Gott und der Welt?“ im Rahmen des Katholischen Forums in Koblenz.
Der Referent aus Andernach stellte unter anderem dar, wie eng die Verbundenheit zwischen dem christlichen „Vater Unser“ und der Amida, das Hauptgebet im jüdischen Gottesdienst, ist. „Hat je einer von uns Christen beim Beten daran gedacht?“, fragte Petzel.
Ulrike Kramer-Lautemann vom Organisations-Team des Katholischen Forums erinnerte in ihrer Begrüßung: „Es gab eine lange Ablehnung der jüdischen Religion innerhalb der katholischen Kirche“. Sich gegen Rechtsradikalität zu positionieren sei heute aber mehr denn je die Aufgabe der Kirche, erklärte die Pastoralreferentin auch im Hinblick auf den Anschlag auf eine Synagoge in Halle. „Der Antisemitismus, der erkennbar wird, ist kein Phänomen am gesellschaftlichen Rand“, stellte auch Petzel fest.
Schon ab dem 2. Jahrhundert kam es zur theologischen Verurteilung des Judentums und es gab eine anti-jüdische Lehre. Der Vorwurf der damaligen Christen lautete: „Juden haben Jesus nicht als Messias erkannt“. Kirchenführer, aber auch Rabbiner trugen zur weiteren Spaltung bei. „Menschen haben Unterschiede konstruiert, nicht Gott oder Jesus“, verdeutlichte Petzel. Es entwickelte sich eine soziale Herabsetzung und offene Diskriminierung.
„Nächstenliebe und Gnade sind kein Alleinstellungsmerkmal der Christen, das gibt es im Judentum auch“, berichtete der Theologe. Aber es gebe auch Differenzen. Für Juden ist Jesus nicht der angekündigte Messias. „Es wäre schön, aber es kann nicht sein“, erklärte Petzel die Einstellung der Juden, „denn das Kommen des Messias verändere die gesamte Welt und das wäre durch Jesus nicht geschehen“. Die Christen sind der Ansicht, dass diese Veränderung mit der Rückkehr Jesu auf die Erde eintreten wird. „Das Reich Gottes ist für die Christen trotzdem schon angebrochen“.
Petzel wünschte sich am Ende seines Vortrages, dass es in den neuen Gremien der Pfarrei der Zukunft vielleicht eine Person geben wird, die die Kontakte zur jüdischen Gemeinde pflegt. „Oder Gruppen besuchen Synagogen im Rahmen ihrer Firmvorbereitung“, lautete ein weiterer konkreter Vorschlag von ihm.
Veranstaltet wurde der Abend von der Katholischen Erwachsenenbildung Koblenz, dem Bischöflichen Cusanus-Gymnasium, dem Dekanat Koblenz, der Philosophisch-Theologische Hochschulen Vallendar (PTHV) und in Kooperation mit der Christlich-Jüdischen Gesellschaft für Brüderlichkeit Koblenz.
Das nächste Katholische Forum findet statt am Montag, 18. November um 19 Uhr. Referentin ist Claudia Roth, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages. Die Veranstaltung findet statt im Klangraum des Bischöflichen Cusanus-Gymnasiums (Zugang über Südallee, neben Parkhaus). Weitere Informationen gibt es bei der Katholischen Erwachsenenbildung, Fachstelle Koblenz unter Tel.: 0261-9635590 oder per E-Mail an keb.koblenz@bistum-trier.de.
(jf)