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Generalvikar diskutiert mit Landwirten auf Tagung der KLB :Kirche und Landwirtschaft im Dialog

Generalvikar Ulrich Graf Plettenberg sprach auf der Agrartagung der KLB über faire Preise in der Landwirtschaft und die schwierige Lage vieler Betriebe im Bistum.
Generalvikar Dr. Ulrich Graf von Plettenberg, Moderator Klaus Greichgauer und der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau Michael Horper (vlnr.)
Datum:
27. Feb. 2018
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier – „Letztlich entscheidet der Verbraucher über faire Preise und damit auch die Zukunft landwirtschaftlicher Betriebe in unserer Region. Aber wir als Kirche können uns bemühen, Einfluss auf die Entscheidung der Verbraucher zu nehmen und können mit gutem Beispiel vorangehen“ – das hat Dr. Ulrich Graf von Plettenberg, Generalvikar des Bistums Trier, auf einer Agrartagung in Mertesdorf am 25. Februar gesagt. Rund 40 Bauern und Winzer waren der Einladung der Katholischen Landvolkbewegung (KLB) zur Tagung mit dem Thema „Kirche und Landwirtschaft“ gefolgt. Von Plettenberg als Verwaltungschef des Bistums diskutierte mit Michael Horper, Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, Moderator Klaus Greichgauer und dem Publikum über gemeinsame Anknüpfungspunkte aber auch über strittige Themen. 

Die immer schwierigere Situation vieler landwirtschaftlicher Betriebe waren ein wichtiges Thema für die Teilnehmer. Das Klischeebild vom Idyll des Dorfs mit prosperierenden Bauernhöfen und einer vollen Kirche am Sonntag sei heute überholt, waren sich die Gäste einig. Sowohl die Landwirtschaft als auch die Kirchen seien von „Nachwuchssorgen“ geplagt. „Auch bei uns gehen die Priesterzahlen zurück. Von daher verbindet uns sicher, dass jemand, der den Beruf Seelsorger oder Landwirt ergreift, einen gewissen Idealismus mitbringen muss“, sagte von Plettenberg. Bauernverbandspräsident Horper bestätigte das: „Viele Landwirte haben Probleme, Nachfolger zu finden und dieser Trend wird so weitergehen, wenn Wirtschaft und Industrie einfachere und lukrativere Einkommensmöglichkeiten bieten.“ Dass die Kirche die Sorgen und Nöte der Landwirte ernst nehme, zeige sich an besonderen Seelsorgeangeboten wie der „landwirtschaftlichen Familienberatung“, sagte der Generalvikar. Deren Koordinator, Harald Klein, stellte das Projekt am Rande der Tagung vor. Fünf ehrenamtliche Berater seien im ganzen Bistum unterwegs, um Bauern und Winzern in Krisensituationen beizustehen. Einer der Berater berichtete, der Druck auf die Bauern steige immer mehr, es gebe nur noch für 30 Prozent der Betriebe Nachfolger, die Tierhaltung leide unter dem Preisdumping der Einzelhändler. Auch die Kirche sei gefordert, auf die Isolation vieler Bauern zu schauen., wenn Entlastung und Anbindung an die Gesellschaft fehlten.

Von Plettenberg unterstrich, dass vor allem der Konsument in der Pflicht sei, die Kirche nicht ausgenommen. „Wir sollten versuchen, vorbildlich zu handeln und zum Beispiel regionale Produkte für unsere Pfarrfeste und Veranstaltungen kaufen. Und wir sollten es nicht als selbstverständlich hinnehmen, was auf den Teller kommt, sondern dankbar für die Produkte sein.“ Die Tagungsteilnehmer monierten, dass den Verbrauchern heute oft die grundlegenden Kenntnisse über landwirtschaftliche Produktionsweisen oder die Produkte fehlten, etwa wann Gemüse und Obst Saison haben. Es sei wichtig, schon Kindern in Kitas und Schulen dieses Wissen nahezubringen, forderte Walter Clüsserath, Vorsitzender des Kreisbauernverbands. „Unsere große Bitte ist daher, dass die Kirche in ihren katholischen Kitas Einfluss nimmt und die Kinder an ein oder zwei Tagen im Jahr mal Betriebe vor Ort besichtigen und die Urproduktion kennenlernen.“ Plettenberg sagte, die Leitlinien der Kitas enthielten durchaus Hinweise zur Ökologie, aber er werde diese Ideen einbringen.                                      

Die Landwirte und Winzer diskutierten auch über die schwierige Lage vieler Landwirte und ihrer Familien

Auch strittige Themen wurden auf der Tagung nicht ausgespart. Es sei wichtig, mit gewissen Vorurteilen gegenüber den Landwirten aufzuräumen und den Verbraucher gut zu informieren, erklärte Horper. Die Menschen hätten teilweise idealistische Vorstellungen von der Landwirtschaft, die weit weg von der Realität seien. Auch die Diskussion um Massentierhaltung und konventionelle versus ökologischer Tierhaltung müsse möglichst neutral geführt werden. In der Vergangenheit hatte es Unstimmigkeiten gegeben, weil kirchliche Organisationen wie Misereor sich beispielweise bei Demonstrationen auf der „Grünen Woche“ gegen Praktiken der konventionellen Tierhaltung und gegen Massentierhaltung ausgesprochen hatten. Viele Landwirte hatten das als pauschale Kritik aufgefasst und fühlten sich diskriminiert. „Natürlich kam von uns als Bauernverband damals Gegenwind. Es sind viele Missverständnisse entstanden, die wir aber gemeinsam klären können“, so Horper. Eine junge Tagungsteilnehmerin gab zu bedenken, dass „bio“ nicht unbedingt nachhaltig sein müsse, es sei oftmals besser, auf Regionalität zu achten. Eine andere Teilnehmerin stellte die Frage „wo für den Verbraucher Massentierhaltung anfängt“. Kleinere Betriebe unter 100 Tieren seien heute nicht mehr überlebensfähig und nicht jeder Verbraucher habe das Geld, ökologische Produkte zu kaufen.

Clüsserath sprach indessen auch die Verpachtung von Land durch die Kirchengemeinden an. Wenn die Kirche nur noch an Ökobetriebe verpachte und zu hohe Auflagen mache, könne das regionale Betriebe gefährden, die konventionell arbeiteten. Generalvikar von Plettenberg stellte klar, dass es der Kirche um eine Verantwortung für die Tiere als Mitgeschöpfe gehe. „Es gibt ja da einige Abstufungen, aber ich würde eine klare Grenze setzen bei industrieller Landwirtschaft, bei der das Tier nur noch ausgebeutet wird. Es muss einfach gewisse Grenzen geben, wie auch der Papst in seiner Enzyklika gefordert hat.“ Horper untermauerte, dass entgegen weit verbreiteter Vorurteile auch konventionell wirtschaftende Bauern großen Wert auf Nachhaltigkeit legten. „Der Erhalt der Natur und der Umwelt ist gerade den Landwirten wichtig, es ist ihre Lebensgrundlage. Aber ohne Düngemittel und ohne gewisse Techniken könnten wir heute nicht so viele Menschen ernähren.“

Es sei Ziel der Tagung gewesen, wieder stärker miteinander in Dialog zu treten, sagte Helmut Schilz, Vorsitzender der KLB im Bistum Trier. Das sei gelungen und solle in Zukunft weiter ausgebaut werden. Generalvikar von Plettenberg erklärte, auch der Umsetzungsprozess der Synode wolle den ländlichen Raum speziell in den Fokus nehmen.

(sb)