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Kirchliches Leben wird weiter vor Ort stattfinden

260 Gläubige besuchten die Resonanzveranstaltung zur Synode in St. Maximin in Trier. Die meisten von ihnen zeigten sich emotional entspannt, manche aber auch besorgt.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in St. Maximin geben Rückmeldung zur Umsetzung der Synode.
Datum:
12. Juni 2017
Von:
Bischöfliche Pressestelle
Trier – „Bleib nicht stehen bei dem, was früher war; halt nicht fest an uralten Zeiten“, swingt es im Sechsachtel-Takt durch den Raum. Der Trierer Regionalkantor Volker Krebs stimmt die teils noch etwas abwartend-zurückhaltenden Menschen musikalisch ein auf drei Stunden Information, Resonanz und Diskussion rund um die Synode und den Entwurf zur Raumgliederung. 260 Gläubige, überwiegend Ehrenamtliche, haben sich am 10. Juni zur sechsten Resonanzveranstaltung zur Synode in St. Maximin in Trier versammelt, um Rückmeldung zu geben. Dechant Ralf Schmitz erinnert in seiner Begrüßung an den Jubel der 280 Synodalen, als das Synodendokument unterschrieben wurde. Aber: „Nicht mal die Optimisten unter ihnen gingen davon aus, dass das ganze Kirchenvolk von Trier über dieses Papier in Jubel ausbricht“, bemerkt Schmitz. Umso wertvoller sei es, dass nun auch die einbezogen würden, die von den Beschlüssen betroffen sind. Bevor die Betroffenen aber zu Wort kommen, zeigen sie mit grünen, gelben und roten Karten, in welch bunter Zusammensetzung sie nach Trier gekommen sind: Die meisten Teilnehmer an diesem Vormittag sind Ehrenamtliche in der „Rushhour-Phase des Lebens“, emotional in entspannter Stimmung. Viele heben aber auch die rote Karte als Ausdruck ihrer geladen-besorgten Grundstimmung beim Thema Synode und Raumgliederung. Bei der Umsetzung der Synode solle dem synodalen Prinzip treu geblieben werden, betont Bischof Ackermann. Die Bistumsleitung habe „keine Angst vor breiter Beteiligung und auch nicht davor, Unfertiges zu präsentieren“. Damit weist er Meinungen zurück, fertige Pläne lägen doch längst in den Schubladen. Viele Themen, wie etwa die Fragen nach den diakonischen Dimensionen der Trierer Kirche und einer guten Weitergabe des Glaubens, schlummerten noch im Abschlussdokument. Um bei der Suche nach Antworten nicht immer von dem „Störfeuer“ der Pfarreienzahl irritiert zu werden, sei die Raumgliederung zeitlich in den Vordergrund gerückt worden. „Es geht um nichts weniger, als um das Neudenken der Pfarrei“, betont Ackermann und stellt klar, dass die „Pfarrei der Zukunft“ nicht gleichbedeutend sei mit der „Pfarrgemeinde der Zukunft“. Das eine sei der „Verkehrsraum“, das kirchenrechtliche Gebilde, in dem das andere, der Organismus, die lebendige Gemeinschaft vor Ort leben könne.  Wie es zum Entwurf für den Zuschnitt dieser Pfarreien der Zukunft gekommen ist, stellt Dechant Clemens Grünebach dar, Leiter der dafür zuständigen Prozessgruppe. Dabei gesteht er ein, dass es „schwierige Räume“ gibt, die noch Fragen aufwerfen. Die Pfarrei der Zukunft Schweich sei so ein Gebilde, bei dem durchaus noch über Grenzverschiebungen nachgedacht werden könne. „Wichtig sind aber immer gute Argumente“, sagt Grünebach und ermutigt die Teilnehmer, diese dem Synodenbüro mitzuteilen. Wie Räume mit konkretem Leben gefüllt werden können, stellen Dechant Ralf Schmitz mit „katholisch in Trier“ und Pastoralreferent Claus Wettmann mit „Kirche im Nationalpark Hunsrück-Hochwald“ vor. In beiden Projekten gehe es darum, „versäultes Nebeneinander“ aufzubrechen, als Kirche mitzuwirken in völlig neuen Räumen und mit spirituellen, kulturellen und kreativen Angeboten Menschen anzusprechen. Nach diesem umfangreichen „Input“ sind die Gäste und ihre Resonanz gefragt. Wie schon bei vorherigen Resonanzveranstaltungen stoßen sich viele daran, dass kleine Pfarreien aufgelöst werden. Sie haben die Sorge, dass dadurch Gottesdienstangebote vor Ort fehlten und alles zentralisiert werde. Die heimatliche Identität dürfe den Menschen nicht genommen werden, meint ein Teilnehmer aus Detzem und verweist darauf, dass „bei uns die Welt noch in Ordnung ist“. Eine Teilnehmerin aus Föhren vermisst in dieser „brandgefährlichen Übergangszeit“ der Synoden-Umsetzung den „Beistand von oben“, also Unterstützung und stärkere Präsenz der Bistumsleitung vor Ort. Mehrere Fragensteller sorgen sich besonders um ältere Menschen, die eben nicht mehr in Nachbarorte zum Gottesdienst fahren könnten und auch weiterhin die Pfarrbüros als Ansprechstellen brauchten. Und auch die Auflösung der Räte stößt auf Unmut. In ihren Antworten betonen Bischof Ackermann und Generalvikar Dr. Ulrich Graf von Plettenberg, dass in der „Pfarrei der Zukunft“ Lebensfähiges sicher nicht kaputt gemacht und gekappt werde. Kirchliches Leben werde weiter vor Ort in den Gemeinden stattfinden. Ehrenamtliches Engagement sei auch in Zukunft wichtig und notwendig. Die epochalen Veränderungen, so der Bischof, seien nicht Folge der Synode, sondern ihr Ausgangspunkt. „Der Wandel vollzieht sich. Wir wollen darauf Antworten für unsere Trierer Kirche geben.“ In den kommenden zwei Jahren der Erkundungsphase werde ein neues Bild der Pfarrei entstehen, stellt der ernannte Weihbischof Franz Josef Gebert fest und lädt ein, „sich auf diesen spannenden Prozess einzulassen“. Der Besuch habe sich gelohnt, resümieren Doris Krämer, Bianca Nolden, Ursula Richter und Anita Schneider aus der Pfarreiengemeinschaft Grafschaft nach etwas mehr als drei Stunden. Einige Fragen seien beantwortet und vieles klarer geworden. „Man sieht auch, dass man nicht alleine ist mit Sorgen und Ängsten. Aber wir dürfen den Kopf nicht in den Sand stecken!“ red