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Erinnerung an einen Besuch beim jetzt verstorbenen Weihbischof Leo Schwarz in Bolivien:„Komm, geh mit.“

Erinnerung an einen Besuch beim jetzt verstorbenen Weihbischof Leo Schwarz in Bolivien im Jahre 2015
Datum:
29. Nov. 2018
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier – „Umkehr, Teilhabe, Gemeinschaft in Christus“: Das war der Wahlspruch des emeritierten Trierer Weihbischofs Leo Schwarz. Was das für ihn hieß, wurde deutlich im Gespräch mit ihm, aber vor allem in seiner alltäglichen Arbeit. Leo Schwarz wollte nah bei den Menschen sein, mit ihnen ein Stück ihres Weges gehen – hin zu Christus.

Seit seiner Emeritierung als Weihbischof 2006 lebte und arbeitete „Padre Leo“, wie die Bolivianer ihn nannten, mehr als die Hälfte des Jahres in Bolivien. „Ich wollte einen Dienst tun, der einen wirklich erfüllt, wo man spürt, dass die Menschen mit einem zusammen auf dem Weg sind“, sagte er. Diese Erfüllung hatte er schon sehr früh in dem lateinamerikanischen Land gefunden. „Das ist eine Liebesgeschichte.“ Ursprünglich wollte Schwarz als junger Priester nach Afrika, doch weil die junge Bolivienpartnerschaft des Bistums Trier im lateinamerikanischen Partnerland Priester brauchte, ging er dorthin. Zuvor hatte er ein Gespräch geführt mit dem damaligen Erzbischof von Sucre, dem im saarländischen Püttlingen geborenen Clemens Maurer. „Er hat gesagt: Komm, geh mit. Das war, wie wenn ein Vater zum Sohn sagt: Komm und arbeite mit uns“, erinnerte sich Schwarz.

 Und Leo Schwarz arbeitete in Bolivien mit den Menschen. Nicht mehr mit dicht gefülltem Terminkalender wie als Weihbischof oder zuvor als Hauptgeschäftsführer von Misereor. Schwarz wollte einfach „Antwort geben auf das, was die Menschen brauchen“. Da müsse man nicht lange zu suchen: „Da ist eine Sehnsucht der Menschen, dass sie mit Gott verbunden sein wollen, und dann sind sie froh, wenn ein Seelsorger da ist, der sie begleitet.“ Er mache die „ganz normale Arbeit eines Seelsorgers“, mit Gottesdiensten, Beichten, Besuchen, Taufen, Trauungen und Beerdigungen.

Etwa wenn er Philomena Lopez besuchte: Die alte Frau ist Jahrgang 1936 und ihr Leben spielt sich wesentlich in einem kleinen Stück Garten ab. Zum Schlafen hat sie eine Art Unterstand. Wenn Padre Leo den Garten betrat, leuchteten die Augen der Frau. Früher war sie in der kleinen Kirche gegenüber aktiv, heute kann sie kaum mehr gehen und ist auf Besuch und Unterstützung angewiesen. Der Weihbischof redete mit ihr über Alltägliches, schaute nach ihrem Huhn und der Katze, betete mit ihr. Oder wenn er Gottesdienst feierte in einem anderen Ort der insgesamt 54 Dörfer umfassenden Pfarrei; dorthin musste er erst einmal mit dem Truck über weitgehend unbefestigte Straßen fahren. Bevor er überhaupt in die Kirche betreten konnte, sprachen die Menschen ihren Padre schon an, erzählten ihm ihre Sorgen und Nöte. Und noch vor Beginn des Gottesdienstes - der Weihbischof hatte schon die Stola umgelegt - kam eine junge Frau auf ihn zu, mit verweinten Augen. Er nahm sie beiseite, setzte sich in eine Bank mit ihr und hörte ihr zu. Als sie wieder ging, sah sie fast schon wieder froh aus.

Bei den Menschen sein, mit ihnen den Weg gehen, das hieß für Leo Schwarz auch lernen – und in seinem konkreten Fall auch weltkirchliches Lernen: Er habe erst „nach und nach verstanden, was Bolivien heißt. Und man wird nie fertig mit dem Lernen und das ist wahrscheinlich auch gut so. Denn solange wir bereit sind zu lernen, haben wir die Chance lebendig zu bleiben“. Das wichtigste, was man lernen könne, sei, „dass man füreinander da ist“. Da könne die deutsche Kirche noch etwas nachlegen: „Bei uns sind die Türen oft verschlossen, die Klingeln sind hoch. Bis man zueinander kommt, ist es schwierig.“

Vor diesem Hintergrund war Weihbischof Schwarz dankbar für die Trierer Synode: „Eines meiner Stichworte war ja immer Beteiligung. Durch eine Synode wird eine ganz neue Beteiligungsstruktur in einer Diözese geschaffen.“ Sicher werde man nicht alle Probleme auf einen Schlag lösen können. „Aber wenn man miteinander spricht und hört, was die verschiedenen Gruppierungen sagen, dann erwächst daraus etwas Neues.“ Deshalb werde auch aus der Trierer Synode etwas Neues wachsen: „Morgen und übermorgen wird man das spüren.“ Er war sicher, dass daraus ein Impuls werde, „der uns mehr Kraft gibt für die Zukunft und der uns mehr Beteiligung schafft für die Zukunft“.

Bis zum Schluss hat Weihbischof Schwarz Anteil genommen am Leben der Kirche im Bistum Trier und weltweit. Am 26. November 2018 ist er in Trier gestorben.

Judith Rupp

(Ernst Mettlach und Judith Rupp von der Bischöflichen Pressestelle Trier haben Weihbischof Schwarz 2015 in Bolivien besucht. Gerade mal 24 Stunden haben die beiden mit Weihbischof Schwarz in Cuevo im Süden von Santa Cruz verbracht, wo Weihbischof Schwarz zu dem Zeitpunkt als Seelsorger tätig war. In Erinnerung an diese kurze, aber sehr intensive Zeit entstand der Text.)