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Größter Sitzungssaal nach Saarbrücker Widerstandskämpfer benannt:Landtag des Saarlandes ehrt Willi Graf

Der größte Sitzungssaal des saarländischen Landtags trägt seit Freitag, 4. Februar, den Namen des Saarbrücker Widerstandskämpfers Willi Graf.
Joachim Baez, der Neffe Willi Grafs, Dr. Hildegard Kronawitter, Vorsitzender der Stiftung Weiße Rose e.V. und Landtagspräsident Stephan Toscani (vlnr) enthüllen am Eingang des Sitzungssaals eine Erinnerungstafel im Willi-Graf-Saal. Foto: Landtag des Saarlandes
Datum:
10. Feb. 2022
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Saarbrücken – Der größte Sitzungssaal des saarländischen Landtags trägt seit Freitag, 4. Februar, den Namen des Saarbrücker Widerstandskämpfers Willi Graf. In einer Feierstunde enthüllte Landtagspräsident Stephan Toscani im Beisein des Erweiterten Präsidiums, der Vorsitzenden der Weiße Rose Stiftung e.V., Dr. Hildegard Kronawitter, und von Joachim Baez, einem Neffen von Willi Graf, eine Erinnerungstafel. Zudem wurde im Landtagsgebäude eine Ausstellung über die Weiße Rose mit dem Fokus auf Willi Graf eröffnet.

„Dem Erweiterten Präsidium ist es ein Herzensanliegen, am entscheidenden Ort der Demokratie im Saarland – dem Landesparlament – an den Widerstand gegen das NS-Regime zu erinnern“, sagte Toscani. Mit dem Willi-Graf-Saal erinnere der Landtag des Saarlandes an die Zivilcourage, den Mut und die Tapferkeit der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“, deren Mitglied Willi Graf war. „Wir erinnern an Willi Grafs Verantwortungsgefühl, das in seinem Satz gipfelt: ,Jeder einzelne trägt die ganze Verantwortung.‘“, so der Präsident weiter.

Der Saarbrücker Willi Graf gehörte neben den Geschwistern Sophie und Hans Scholl, Alexander Schmorell, Christoph Probst sowie Universitätsprofessor Kurt Huber zum inneren Kreis der Widerstandsgruppe „Die Weiße Rose“. Diese hatte sich im Sommer 1942 formiert und sich gegen den von Adolf Hitler entfesselten Krieg und den Terror des Nationalsozialismus formiert. Mit Flugblättern riefen die Mitglieder zum Widerstand auf. 1943 wurden sie verhaftet und bezahlten für ihre Überzeugung mit ihrem Leben.

In seiner Rede betonte Toscani die Bedeutung des Glaubens für Willi Graf. „Sein fester, unerschütterlicher Glaube hat sein Leben beeinflusst. Er hat ihm Halt gegeben in schweren Zeiten – ihn auf seinem Weg geleitet – auch im Widerstand“, sagte er. Die Erzdiözese München und Freising hat anlässlich Grafs 100. Geburtstag am 2. Januar 2018 Voruntersuchungen für das Verfahren zur Seligsprechung angestoßen.

Die Feierstunde zur Saalumbenennung fand wegen der Corona-Pandemie im kleinen Kreis statt. Neben Ministerpräsident Tobias Hans nahmen Verfassungsgerichtshof-Präsident Prof. Roland Rixecker und der Saarbrücker Oberbürgermeister Uwe Conradt teil. Stellvertretend für die beiden großen Kirchen kamen Ordinariatsdirektorin Katja Göbel, Leiterin des Katholischen Büros Saarland, sowie Kirchenrat Frank-Mathias Hofmann. Die Synagogengemeinde Saar wurde vertreten durch die Vorstandsvorsitzende Ricarda Kunger. Für die Bischöflichen Willi-Graf-Schulen nahmen Oberstudiendirektor Stefan Kilz (Gymnasium) sowie der stellvertretende Schulleiter Nikolaus Becker (Realschule) teil.

Willi Grafs Glaube und Standhaftigkeit sei für uns heute eine Mahnung. „Die Erinnerung an ihn mahnt uns, uns ständig bewusst zu sein, dass freiheitliche Demokratie und Rechtsstaat etwas Kostbares sind. Demokratie und Rechtsstaat sind nicht selbstverständlich. Geschichte gelangt nicht an ein Ende in dem Sinne, dass Demokratie und Rechtsstaat für immer gewonnen sind“, sagte Toscani. Unsere Zivilisation bleibe brüchig, mahnte der Landtagspräsident: „Gerade heute sehen wir die Gefahren für unsere offene Gesellschaft wachsen. Die Erinnerung an Willi Graf mahnt uns, dass wir für Demokratie und Rechtsstaat Partei ergreifen müssen, dass wir uns für sie einsetzen und stark machen müssen.“

(red/uk)