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HoT und Target aus Sinzig stellen ihre Arbeit beim Josefstag vor:Leben 4.0 – Jugend braucht Perspektive

Ein Weihbischof sucht über das Smartphone Freizeitmöglichkeiten und ein Pfarrer hört "Ein Herz für Techno" - Einblicke in die Lebenswelt junger Menschen bringt der Josefstag.
Weihbischof Peters im Gespräch mit einem jungen Mann, der einen Jugendintegrationskurs besucht.
Datum:
20. März 2018
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Sinzig – Der Trierer Weihbischof Jörg Michael Peters sucht nach Freizeitmöglichkeiten in Sinzig; zuerst mit Hilfe eines Laptops und anschließend mit seinem Smartphone. Unterstützt wird er von zwei Jugendlichen, die am Jugendintegrationskurs bei der Target GmbH teilnehmen. Es handelt sich um eine kleine Gruppenarbeit, die Peters mitsamt den zwei Flüchtlingen im Rahmen des Josefstages absolviert.

Der Tag ist eine bundesweite Aktion, die auf die Arbeit der Jugendberufshilfe in katholischer Trägerschaft aufmerksam macht. Im elften Jahr dreht sich alles um das Motto „Leben 4.0 – Jugend braucht Perspektive“. Kryptowährungen, Einsatz von Robotern, internetbasierte Medien: Die Digitalisierung betrifft alle Lebensbereiche wie die Kommunikation oder die Arbeit. „Das wird eine Herausforderung. Trotzdem bleibt für mich der Mensch im Mittelpunkt“, sagt Weihbischof Peters. „Ein wichtiges Ergebnis, das ich jungen Menschen immer wieder mitgebe, lautet: Arbeit wird niemals ohne deinen menschlichen Einsatz, deinen Verstand und deine Tatkraft auskommen. Darin sehe ich eine Perspektive, die uns auf eine tiefe Art und Weise fordert.“

Bei Target lösen die Gäste während des Tages zusammen mit den Jugendlichen unterschiedliche Aufgaben am Handy und am Laptop – wie das Finden von Freizeitmöglichkeiten oder das Schreiben von Bewerbungen. „Unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben ein Smartphone oder zumindest ein Handy. Doch kaum jemand besitzt ein Laptop oder gar einen Drucker – das Schreiben einer Bewerbung wird so erschwert“, identifiziert Standortleiterin der Integrationskurse, Gisela Adler, die Probleme.

„Ziel unserer heutigen Aktion ist es, die Relevanz digitaler Medien für die gesellschaftliche und berufliche Zukunft von jungen zugewanderten Menschen in den Blick zu nehmen“, erklärt Ruth Fischer vom Jugendmigrationsdienst (JMD) im Caritasverband Rhein-Mosel-Ahr. Target und JMD arbeiten seit mehr als einem Jahr zusammen. „In den Jugendintegrationskursen werden primär Sprachkenntnisse und Orientierungswissen, Informationen über Ausbau und Funktionsweise des Bildungs- und Ausbildungssystems vermittelt“, informiert Gisela Adler.

Zurück zur Gruppenarbeit: Abbas Baskhshi ist 24 Jahre alt und seit knapp zwei Jahren in Deutschland. Er flüchtete aus Afghanistan. Aus Eritrea stammt Abel Tewelde. Der 25-Jährige ist vor einem Jahr nach Deutschland gekommen. Beide besuchen seit mehr als einem halben Jahr den Jugendintegrationskurs und müssen nun im Zuge ihrer Gruppenaufgabe mit einer Besucherin „Candy Crush“ auf dem Laptop und dem Handy spielen. Keiner von den dreien kennt es. „Ich zocke nur das Fußballvideospiel Fifa auf meinem Smartphone“, sagt Abel und klickt schnell auf die entsprechende App. Abbas kickt lieber draußen auf dem Platz – ganz analog sozusagen. Die Gruppenarbeit ist schnell gelöst und man spricht gemeinsam über andere Dinge: „Ich würde gerne Tischler werden“, erklärt Abbas, dessen vier Geschwister und Eltern im Iran leben. Er wohnt in Sinzig. Abel favorisiert eine Ausbildung zum Automechaniker. Doch einen Ausbildungsplatz zu finden sei schwer, bestätigen beide.

Den Kontakt zur Familie halten sie über WhatsApp-Nachrichten (Abbas) oder über Telefonate (Abel). „Einmal im Monat rede ich mit meiner Mutter, die noch in Eritrea ist. Ich vermisse sie sehr“, sagt Abel, der momentan seinen Umzug von Remagen nach Andernach plant.

Abbas hat doch noch Gefallen an „Candy Crush“ gefunden und spielt es auf dem Laptop, den Target seinen Kursteilnehmerinnen und -nehmern zur Verfügung stellt.

Im „Haus der offenen Tür“ (HoT), ebenfalls in Sinzig, haben sich die Jugendlichen Gedanken über das diesjährige Thema des Josefstages gemacht. Die 21-jährige Laura kritisiert die Digitalisierung: „In einigen Berufen, wie an Supermarktkassen, werden Menschen schon durch Maschinen ersetzt. Dadurch verlieren viele ihren Arbeitsplatz.“ Skender, 24 Jahre, bemerkt, dass viele Kinder nur noch drinnen vor ihren Smartphones sitzen: „Wir hatten eine schönere Kindheit. Wir haben den ganzen Tag draußen gespielt.“ Jugendpfarrer Martin Laskewicz sieht jedoch viele Vorteile durch die Digitalisierung, „doch sie birgt viele Gefahren. Die Herausforderung sehe ich darin, einen guten Weg zu finden. Auch als Kirche müssen wir sehen, dass wir auf der Höhe der Zeit bleiben.“

Der Josefstag ist eine Aktion der Initiative „Arbeit für alle“ des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Bischofskonferenz (afj) und der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS). Der Heilige Josef, Gedenktag am 19. März, ist Schutzpatron der Arbeiter und Jugendlichen.

Weitere Informationen gibt es auf www.josefstag.de, www.facebook.com/josefstag oder bei der Abteilung Jugend im Bistum Trier unter Tel.: 0651-7105122.

(jf)

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