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60 christliche Pädagogen kamen zur Jahrestagung des SIESC :Lehrende aus ganz Europa treffen sich in Trier

Rund 60 Lehrerinnen und Lehrer aus ganz Europa haben sich in Trier zum Austausch der SIESC getroffen: Dabei bringt jeder seine eigenen Erfahrungen und Geschichten aus der Heimat mit.
Rund 60 Lehrerinnen und Lehrer nahmen an der SIESC Jahrestagung teil.
Datum:
28. Juli 2018
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier – 60 Lehrerinnen und Lehrer aus ganz Europa haben sich in Trier zur Jahrestagung der „Europäischen Föderation Christlicher Lehrerinnen und Lehrer“ (SIESC) getroffen. Verschiedene Vorträge beleuchteten das Tagungsthema „Gesetz – Freiheit – Verantwortung“ aus pädagogischer, theologischer und politischer Perspektive und luden die Teilnehmenden zu Diskussion und Austausch ein. Die Organisatoren, Gisela Gerhardt und der amtierender SIESC-Präsident Wolfgang Rank, konnten Lehrerinnen und Lehrer unterschiedlicher Fächer und Schultypen aus der Ukraine, Polen, Rumänien, Albanien, Frankreich, Luxemburg, Italien, Deutschland, Österreich und Slowenien begrüßen. Die 1954 gegründete Föderation war zunächst ein internationales Sekretariat katholischer Sekundarstufen und hat sich heute zu einer Begegnungsplattform für Lehrende christlichen Glaubens aus ganz Europa entwickelt.

Austausch mit Kollegen – das ist auch, was die 30-jährige Maryna Bilonoha aus der Ukraine zu dem Jahrestreffen nach Trier geführt hat. Sie ist seit fünf Jahren Lehrerin an einer Berufsschule im Westen der Ukraine und ist zum zweiten Mal bei einem Jahrestreffen der SIESC dabei. „Ich finde es wichtig, mich mit Kollegen auszutauschen, die ähnliche Werte vertreten, aber ihre ganz eigene Sicht mit einbringen“, erklärt die junge Mutter von zwei eigenen und einem adoptierten Kind. „Für mich ist der Glaube sehr wichtig, er gibt meinem Leben Sinn und Orientierung. Ich denke, jeder sollte in seinem eigenen Umfeld und seinem Platz im Leben das tun, was er für moralisch richtig hält. Für meine Schüler versuche ich einfach ein positives Vorbild zu sein.“ Der Glaube der griechisch-orthodoxen Mehrheit in ihrem Heimaltland sei eher traditionell und sehr von Ritualen geprägt: „Es werden zum Beispiel Kreuze geküsst und lange Gottesdienste gefeiert, aber was manchmal etwas fehlt, ist die persönliche Beziehung zum Glauben, dass man sich auch wirklich mit den Botschaften auseinandersetzt.“ In ihrem Unterricht will sie die Jugendlichen dazu anregen, kritisch zu denken, Dinge zu hinterfragen und die eigene Meinung auszudrücken. „Wir haben nicht diese demokratische Tradition wie in anderen europäischen Ländern, da fällt das vielen Kindern und Jugendlichen schwer. Auch die Korruption sei noch ein weit verbreitetes Problem in der Ukraine und fange oft schon an den Schulen an.

Den aus Luxemburg stammenden Gymnasiallehrer André Grosbusch bewegen indessen die Vorgänge in seinem Heimatland. 2016 hat der Staat den Religionsunterricht abgeschafft und durch das Fach „Leben und Gesellschaft“ ersetzt. Ein Fehler, findet Grosbusch. „Ich habe mich damals mit vielen Lehrern und Eltern engagiert, dass die Wahlfreiheit zwischen Religionsunterricht und Ethik bestehen bleibt. Trotz einer Petition mit 26.000 Unterschriften sei es nicht gelungen, das Fach zu erhalten, obwohl 70 bis 80 Prozent der Eltern von Grundschülern ihre Kinder regelmäßig im Religionsunterricht einschrieben. Vieles an Wissensvermittlung und Tradition falle damit weg – in Zukunft müssten sich die Eltern überlegen, ob sie den Kindern Glaubensinhalte zu Hause vermitteln oder sie in die neue Katechese bringen – die aber in der Freizeit stattfindet. Grosbusch unterrichtet selbst Geschichte und Bürgerkunde und versucht, den Schülern gewisse Werte durch seinen Unterricht zu vermitteln. „Ich versuche nicht, meine Schüler zu missionieren, aber ich möchte eine Haltung rüberbringen, die eben auf christlichen Werten wir Toleranz, Humanität, Solidarität fußt.“ Den Austausch auf der Jahrestagung findet er wichtig, „um verständnisvoller für die jeweiligen Befindlichkeiten der anderen Europäer zu werden.“

Die strikte Trennung von Kirche und Staat ist in Frankreich schon lange Status Quo. Für die 51-jährige Französin Catherine Le Coz, die in Grenoble Italienisch unterrichtet, ist es klar, dass sie mit den Schülern nicht über ihren Glauben redet, außer, sie sprechen sie privat darauf an. Auch deshalb sei es für sie schön, auf die internationalen Tagungen zu fahren und sich dort mit christlichen Lehrern aus anderen Ländern auszutauschen. Schon seit 2008 ist sie regelmäßig dabei und inzwischen treffe sie oft die gleichen Leute, mit denen schon Freundschaften entstanden seien. „Meinen Glauben lebe ich durch gewisse Werte – mir ist jeder Schüler als Persönlichkeit wichtig und ich versuche, jeden so anzunehmen wie er ist und zu überlegen, wie ich ihm helfen kann.“

Auch das polnische Ehepaar Alexsandra (47) und Marcin (53) Sawicka widmet sich der sehr persönlichen Förderung und Entfaltung ihrer Schüler: Die beiden haben eine Stiftung gegründet, die inzwischen insgesamt sechs Montessori-Schulen in Polen unterstützt. Sieben weitere Schulgründungen sind geplant. Eigentlich würden diese Privatschulen Geld kosten, aber durch Projekte und die Stiftung seien sie für die Familien kostenlos. Das Paar war so begeistert, als sie das Montessori-Konzept im Studium auch in Deutschland nach dem Ende der Sowjetunion kennenlernten, dass sie diese Schulform auch etablieren wollten. „Es gibt Lehrern größere Freiheiten, individuell auf Schüler einzugehen und es lässt den Kindern viel Raum für eigene Entscheidung und Erfahrung. Wir sprechen da aus Erfahrung, denn wir haben selbst sieben Kinder.“

Wie seine Kolleginnen und Kollegen bringt auch Alin Tat aus dem rumänischen Cluj seine persönliche Geschichte und seine Sicht auf den Glauben und auf Europa mit. Der nächste Präsident des SIESC ist Familienvater und unterrichtet an der griechisch-orthodoxen Fakultät seiner Universität in Transsylvanien Philosophie. In seinem Land leben seit langem verschiedene ethnische Gruppen nebeneinander und auch verschiedene Glaubensgruppen, vor allem römisch-katholische und griechisch-orthodoxe Christen. In Osteuropa habe Glaube und Religion einen höheren Stellenwert als im westlichen Europa, viele Menschen dort erachteten den Glauben als wichtig, berichtet er. „Deshalb ist es auch so, dass wir gerne zu Europa gehören wollen und die Werte der EU teilen, aber die neue Strömung und Tendenz, dass Religion und Glauben immer mehr verschwinden und an Bedeutung verlieren, das lehnen viele Rumänen ab – da ist der Großteil der Bevölkerung eher konservativ.“

Über das Thema der Tagung, den Gegensatz zwischen Gesetz und persönlichen (auch religiösen) Freiheiten kamen die Lehrerinnen und Lehrer immer wieder auch in Diskussionsgruppen nach den Impulsvorträgen von Dr. hans-Gerhard Neugebauer von der Universität Köln, von Professor Georg Rubel von der Luxembourg School of Religion and Society und vom Pädagogen Wolfgang Oelsner ins Gespräch.