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Bis zum 20. Dezember Anträge zur finanziellen Unterstützung stellen und Begegnungsangebote nutzen:Lichtblicke rund um Altenahr

Auch zweieinhalb Jahre nach der Flutkatastrophe gibt es in den betroffenen Gebieten noch viel zu tun. Unterschiedliche Angebote gestaltet unter anderem die Pfarreiengemeinschaft Altenahr.
Konzert im Garten
Datum:
6. Dez. 2023
Von:
Julia Fröder

Altenahr – Die Beantragung von Spendengeldern, volles Haus im Familienzelt und viele weitere niedrigschwellige Angebote zur Begegnung und zum Austausch – in der Pfarreiengemeinschaft in Altenahr ist mächtig was los.

Die Flutkatastrophe in Trier, in der Eifel, in Teilen von Nordrhein-Westfalen und im Ahrtal liegt fast zweieinhalb Jahre zurück. Das Aufkommen von Sach- und Geldspenden war enorm und vieles ist an Betroffene weitergegeben oder ausgezahlt worden. Doch noch immer gibt es Menschen, die keinen Antrag auf finanzielle Hilfe gestellt haben, obwohl ihnen welche zusteht. „Manche haben es wirklich nicht mitbekommen. Anderen war es in der ersten Zeit schlichtweg zu viel. Sie mussten sich erst einmal um andere, dringendere Sachen kümmern. Für wiederum andere war es bislang eine zu große Überwindung, Spenden anzunehmen“, berichtet Manuela Kremer-Breuer von den unterschiedlichen Beweggründen. Sie ist Gemeindereferentin in der Pfarreiengemeinschaft Altenahr. Die der Kirchengemeindeverband hatte während der Flut selbst viele Geldspenden erhalten – oftmals mit der Bitte, diese als Direkthilfen an Bedürftige weiterzuleiten. Da die Spendenbereitschaft in den vergangenen Monaten weiterhin angehalten hat, kann nun eine weitere Auszahlung erfolgen. In dieser Auszahlung werden all diejenigen Bedacht, die z.B. aus den oben genannten Gründen noch keinen Antrag gestellt haben. Die Verantwortlichen möchten diese Spenden Anfang des nächsten Jahres komplett auszahlen. Um Betroffene zu erreichen und sie auf die finanzielle Unterstützung aufmerksam zu machen, haben die Seelsorgerinnen und Seelsorger der Pfarreiengemeinschaft im November eine kleine Tour initiiert.

Martinswecken und ein Spendenantrag

Diese stand unter dem Motto „Licht-Blick – Leben teilen in der Sankt-Martins-Zeit“ und ermöglichte nicht nur das Informieren über die Zuschüsse, sondern hatte auch den Austausch mit Bewohnerinnen und Bewohner der von der flutbetroffenen Orte zum Ziel. Dazu gab es Kaffee und Martinswecken von den örtlichen Bäckereien. Das Team war in insgesamt zwölf Orten, um Anträge entgegenzunehmen, beim Ausfüllen zu helfen und um ein offenes Ohr für die Menschen zu haben. Die Begegnung mit anderen sei den Menschen sehr wichtig, sei die Erfahrung nach den Treffen. „Vieles aus der Flutnacht und den nachfolgenden Monaten wird auch erst jetzt erzählt – das ist sehr berührend“, berichtet Kremer-Breuer. „Im Gespräch können wir auch auf andere Angebote und Unterstützungsangebote hinweisen. Wir können die Kontakte zu ganz unterschiedlichen Stellen, die durch das Hochwasser entstanden sind, gut für die Bedürfnisse der Menschen nutzen.“ Die Idee ist in einem Arbeitskreis entstanden und schon jetzt zeigt sich, dass der Bedarf weiterhin vorhanden ist. Bis Mitte November wurden schon mehr als 100 Anträge abgegeben.

Zeit gemeinsam genießen

Neben Geldern, die gezielt für Einzelfallhilfen gespendet wurden, gibt es auch projektbezogene Spenden. Von denen profitiert beispielsweise das Familienzelt im Pfarrgarten (Markt 3) in Altenahr. „Unser Familientreff im Pfarrgartenzelt und die XXL-Bausteine sind ein Wahnsinnserfolg. Es ist wirklich sehr beeindruckend“, schaut Kremer-Breuer auf etwa 18 Monate Familienzelt zurück. Mittlerweile kommen rund 70 Personen auch aus umliegenden Ortschaften zu den monatlichen Treffen. „Wir bieten einen Raum, ein schönes Ambiente und es ist unkompliziert dabei zu sein und mitzumachen“, erklärt sich Kremer-Breuer den Erfolg. Immer im Einsatz: 2.000 große Plastikbausteine, die durch Spenden unter anderem aus Burundi finanziert wurden. Auch ein Kicker und eine Tischtennisplatte sind beliebt „und auch sonst lassen wir uns in unserem kleinen Team immer tolle Dinge einfallen, um die Familien irgendwie zu unterstützen.“ So gab es im September ein kleines Open-Air-Event im Pfarrgarten mit kölschen Liedern, im Oktober hieß es hämmern, bohren, kleben und im November wurde es beim Kamishibai (Erzähltheater) und Popcorn gemütlich. Dabei handele es sich beim Familientreff nicht um eine Kinderbetreuung, sondern es gehe darum, dass Familien wieder eine schöne Zeit zusammen erleben können. „Sie haben immer noch wenig Zeit zusammen. Viele Mütter und Väter sind noch damit beschäftigt, das Zuhause wiederaufzubauen“, weiß die Gemeindereferentin. „Alle vermissen die gemeinsame Zeit – hier bieten wir ihnen einen Rahmen, zusammen etwas zu erleben. Aber die Kinder im Kita- und Grundschul-Alter haben auch die Möglichkeit, mit Gleichaltrigen zu spielen und die Eltern können sich mit anderen austauschen.“ Neben Manuela Kremer-Breuer sind Stefanie Marhöfer und Anna van den Boom Teil des ehrenamtlichen Orga-Teams. Gesponsert wird das helle und warme Zelt von den Maltesern, dem Verein „Herzenssache“, dem Bistum Trier und der Pfarreiengemeinschaft.

Geschnitzte Kürbisse.

Immer wieder besuchen Familien auch den „Frühstücksplausch“ im Gemeindehaus in Kirchsahr. Seit gut einem Jahr findet hier alle drei Monate sonntags erst ein Impuls oder Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Martin (9.30 Uhr) und dann ein gemeinsames Frühstück statt. „Das wird auch über Spenden finanziert, die den Verwendungszweck ‚Begegnungsprojekte‘ tragen“, erklärt Kremer-Breuer.

Neben Angeboten von Hauptamtlichen gibt es viele Aktionen von engagierten Ehrenamtlichen, betont Manuela Kremer-Breuer, die sich als Teil eines großen Hilfsnetzwerkes sieht. Zugleich weist sie darauf hin, dass Betroffene jederzeit mit Seelsorgenden Termine für Einzelgespräche vereinbaren können

Finanzielle Unterstützung beantragen

Wer bislang noch keinen Antrag auf Finanzhilfe aus dem Spendenfonds der Pfarreiengemeinschaft beantragt hat und eine Betroffenheitsbescheinigung vorweisen kann, kann seinen Antrag noch bis zum 20. Dezember an das Pfarrbüro (Markt 3) in 53505 Altenahr schicken oder dort abgeben. Das Formular befindet sich auf der Homepage www.pfarreiengemeinschaft-altenahr.de und in den Kirchen der Pfarreiengemeinschaft. Die Gelder werden unabhängig von Konfession oder Religionszugehörigkeit ausgezahlt.

Für oben genannte Projekte kann weiterhin Geld gespendet werden, um die Finanzierung nachhaltig zu sichern.

Weitere Informationen zu der Beantragung der Finanzhilfe und zu den Angeboten der Pfarreiengemeinschaft gibt es telefonisch unter Tel.: 02643-1558.