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Ökumenische Telefonseelsorge Mittelrhein sucht Ehrenamtliche:Liebevolle Neugierde und wohlwollendes Interesse gefragt

Mehr als 70 Ehrenamtliche engagieren sich bei der Telefonseelsorge Mittelrhein. Um die Erreichbarkeit weiterhin zu gewährleisten, werden weitere Freiwillige gesucht.
Die Pfarrerin Carmen Tomaszewski, Dr. Doris Caspers und Ulrich Heinen bilden das Leitungsteam der Telefonseelsorger Mittelrhein.
Datum:
14. Aug. 2017
Von:
Bischöfliche Pressestelle
Koblenz – Elf Ziffern, drei Freizeichen und eine angenehme Stimme die fragt: „Telefonseelsorge Mittelrhein, hallo! Was kann ich für Sie tun?“ Seit mehr als 50 Jahren gibt es die ökumenische Telefonseelsorge Mittelrhein mit Sitz in Koblenz. Zumeist arbeiten die ehrenamtlichen Zuhörerinnen und Zuhörer im Verborgenen. Doch bei dem Informationsabend am 10. August im Café Atempause an der Christuskirche in Koblenz zeigten sich der Vorstand des Vereins mit der Vorsitzenden Dr. Doris Caspers und die Hauptamtlichen: Diplom-Sozialpädagoge (FH) Ulrich Heinen und Pfarrerin Carmen Tomaszewski. Für den öffentlichen Auftritt gab es einen guten Grund: Die Telefonseelsorge benötigt Verstärkung in ihrem Team aus 70 Ehrenamtlichen. Die Telefonseelsorge hat täglich 24 Stunden ein offenes Ohr für Menschen in unterschiedlichsten Krisensituationen. Damit das auch in Zukunft so bleibt, bietet sie interessierten Frauen und Männern eine kostenfreie qualifizierte Ausbildung zum Telefonseelsorger bzw. zur -seelsorgerin. Nur durch eine hohe Zahl an Freiwilligen ist die Erreichbarkeit gewährleistet, ohne mit einer Überbelastung der Ehrenamtlichen einherzugehen. Das Leitungsteam gibt den Interessierten gern Einblick in die Arbeit und die Ausbildung: Die Ausbildung erstreckt sich über eineinhalb Jahre und etwa 120 Ausbildungsstunden, die in  Tages- und Abendseminaren organisiert werden. Hinzu kommen mindestens 20 passive und weitere 20 Stunden aktive Hospitation im Telefondienst. Voraussetzungen sind
  • die Mitgliedschaft in einer Kirche, die der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) angehört,
  • eine gewisse Sprachfähigkeit,
  • eine liebevolle Neugierde und ein wohlwollendes Interesse an anderen Menschen,
erklären die Verantwortlichen. Ein spezielles Wissen oder eine Ausbildung müsse man nicht mitbringen. „Wir suchen Menschen mitten aus dem Leben“, erklärt das Leitungsteam. „Der Dienst am Telefon kann auch an eigenen Baustellen rühren, die man vielleicht bislang noch gar nicht kannte“, erwähnt die Pfarrerin eine Herausforderung der Ausbildung. 120 bis 130 Stunden im Jahr sollten nach dem Lehrgang am Telefon geleistet werden, inklusive fünf Nacht- und fünf Sonn- bzw. Feiertags-Dienste. Ein Dienst ist in der Regel vier Stunden lang, die Nachtschicht kann auch acht Stunden dauern. „Wir setzen auf die Selbsteinschätzung der Teilnehmenden; nur sie selbst wissen, ob sie das Pensum leisten können. Viele merken selber, ob die Telefonseelsorge zu ihnen passt“, weiß Heinen, der den katholischen Part des ökumenischen Angebotes vertritt.

Vielseitige Ausbildungsinhalte

Ausbildungsinhalte sind auch Glaube und Religiosität. „Manche Anrufer fragen gezielt nach diesen Themen; und da ist es wichtig zu wissen, wo man selbst steht“, begründet Doris Caspers. „Seelsorge ist ein kirchlicher Begriff, der gefüllt werden muss. Er steht für Zuhören und Begleiten. Es muss kein Ziel erreicht werden“, definiert Heinen. Dies unterscheide eine Therapie von einem Seelsorgegespräch. „Es sind keine Patienten, die bei uns anrufen. Wir respektieren und akzeptieren die Anruferinnen und Anrufer so wie sie sind.“ Die Seelsorge sei eine Begegnung zweier Menschen mit einer Offenheit zu einer höheren Dimension, fügt die evangelische Pfarrerin hinzu. Zudem lernen die Teilnehmenden auch zu differenzieren: Handelt es sich um ein Trauma? Ist es nötig die Person weiterzuvermitteln? Weitere Ausbildungsinhalte sind Selbsterfahrung, Methoden des beratenden Gesprächs und zentrale Beratungsthemen wie Sucht, Tod, Gewalt und Trennung. Für Doris Caspers sei die Ausbildung, aber auch die ehrenamtliche Arbeit eine große Bereicherung und ein persönlicher Erfahrungsgewinn – auch wenn es nicht immer einfach wäre. „Es gibt auch Menschen, die keine Lösung finden, dass muss man aushalten können“, sagt die evangelische Pfarrerin und weist darauf hin, dass es bei der Telefonseelsorge nicht darum gehe, vermeintlich gute Ratschläge zu verteilen. „Es geht um das Zuhören.“ Der Anrufende sei der Experte, daher stehe die Frag: „Was könnte Ihnen denn guttun?“ im Mittelpunkt. Den Anrufern soll die Freiheit gelassen werden, selbst zu entscheiden, wie sie weiter vorgehen. Die Telefonseelsorge wurde vor mehr als 60 Jahren in erster Linie gegründet, um Menschen von Suiziden abzuhalten. Heute sind die Anliegen der Anruferinnen und Anrufer breiter gestreut. Oftmals wären die Themen Vereinsamung und fehlende soziale Kontakte. „In der Regel geht es nicht um Hochdramatisches, aber Sie werden auch auf heikle Situationen am Telefon vorbereitet“, versichert Heinen. Die Nummer ist kostenfrei zu erreichen und das absolut anonym – für die Nutzer wie für die Mitarbeitenden. Und niemand, der sein Ehrenamt bei der Telefonseelsorge ausübt, hänge dies „an die große Glocke“. Zur Gewährung der Anonymität und des Datenschutzes finden die Gespräche in einem Büro in Koblenz statt. Die ökumenische Telefonseelsorge wird vom Bistum Trier, dem Evangelischen Kirchenkreis Koblenz und dem Verein „Telefonseelsorge Mittelrhein" getragen. Die Telefonseelsorge arbeitet im Verbund mit mehreren Telefonseelsorge-Stellen in Rheinland-Pfalz. Als Bewerbung für den Lehrgang reicht zunächst ein kurzes Anschreiben mit tabellarischen Lebenslauf und Foto per E-Mail oder per Post. In einem Gespräch wird dann mit den Bewerberinnen und Bewerbern über ihre Motivation und die eigene Person und Lebensgeschichte gesprochen. Die Ausbildungsgruppe, die in der Regel aus acht bis 14 Personen besteht, wird von den beiden hauptamtlichen Mitarbeitern geleitet. „Momentan besteht die Gruppe zu 85 Prozent aus Frauen. Wir freuen uns daher sehr über Männerzuwachs“, erklärt Heinen. Der nächste Ausbildungskurs startet am Samstag, 28. Oktober. Nähere Informationen zum Bewerbungs- und Auswahlverfahren gibt es unter www.telefonseelsorge-mittelrhein.de. Zu erreichen ist die Telefonseelsorge unter Tel.: 0800-111 0 111 oder 0800-111 0 222. (jf)