Studientag für pastorale Mitarbeiter widmet sich aktuellem Thema:Machtmissbrauch in der Kirche
Ochtendung – 160 Personen aus verschiedenen pastoralen Berufsgruppen des Bistums Trier hat der gemeinsame Studientag zusammengebracht. „Macht haben, ohne sie zu missbrauchen“ lautete das Thema in Ochtendung. Unter den Teilnehmern waren auch Bischof Dr. Stephan Ackermann, Weihbischof Jörg Michael Peters und Generalvikar Dr. Ulrich Graf von Plettenberg.
Vor etwa einem Jahr wurde die sogenannte MHG-Studie veröffentlicht. Diese dokumentiert die Forschungsergebnisse zum sexuellen Missbrauch Minderjähriger in der katholischen Kirche. „Wir wurden durch bittere Erfahrungen auf dieses Thema aufmerksam“, sagte Weihbischof Peters in seiner Begrüßung vor Priestern, Ständigen Diakonen, Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten.
Prof. Dr. Andreas Heller vom Lehrstuhl für Palliative Care und Organisationsethik und Prof. Dr. Hildegund Keul, Leiterin des Forschungsprojekts „Vulnerabilität“ (Verwundbarkeit), gaben Impulse zum Thema „Macht“.
Verwundbarkeit zulassen
Hildegund Keul stellte das komplexe Gefüge zwischen Autorität und Potestas (Amtsträgern) vor und arbeitete heraus, was dieses Spannungsfeld für die katholische Kirche und im speziellen für die Umsetzung der Bistumssynode in Trier bedeuten kann. Autorität habe eine Person, die gute Argumente vorbringen könne. Die Aufgabe von Amtsträgern sei es, diese einzubinden. „Macht kann kreativ sein, wenn man sie teilt“, lautete ihre Überlegung. In Bezug auf die Pfarreien der Zukunft legte die Wissenschaftlerin den Verantwortlichen nahe, zu schauen, wo dort die Autoritäten sind. „Fragen Sie die Menschen, was sie zu sagen haben – so kann Autorität Früchte tragen“.
„Und Sie müssen sich in den Dienst von hochverwundbaren Autoritäten stellen und zwar aus dem christlichen Glauben heraus.“ Zu dieser Gruppe zählte sie unter anderem Alleinerziehende, Geflüchtete, Arme, Frauen, Muslime und Juden sowie Homosexuelle. „Ist die Kirche bereit, sich auf die Seite dieser Menschen zu stellen?“, lautete ihre Frage an die Zuhörerinnen und Zuhörer im kirchlichen Dienst. Zudem sei es an der Zeit, die eigene Verwundbarkeit zu riskieren.
Prof. Dr. Heller arbeitete heraus, wie die Gesellschaft aus der Hospizarbeit und aus Palliative Care lernen könne, sich den Herausforderungen und Problemen der Welt zuzuwenden. Heller entließ die Teilnehmenden mit einer Frage in die anstehenden Gruppenrunden: „Wie kann mit Macht in der Kirche umgegangen werden?“
An Verantwortung erinnern
Die Teilnehmenden konnten während der Tagung den „Mahnenden Mühlstein“ der Initiative gegen Gewalt und Missbrauch an Kindern und Jugendlichen als Schlüsselanhänger mitnehmen. Dieser Anhänger soll für das Thema Missbrauch sensibilisieren und Erwachsene an ihre Verantwortung gegenüber ihnen anvertrauten Kindern erinnern.
Am Ende des Tages wurden Erkenntnisse und weiterführende Fragen zusammen getragen: Die Machtfrage solle in den Fokus der Prävention gerückt werden; Die eigene Macht sollte reflektiert werden; Die zukünftigen Leitungsteams der Pfarrei der Zukunft sollten schon jetzt einüben, miteinander gleichberechtigt zu leiten. Das Fazit von Bischof Ackermann lautete: „Wir sind bei vielem noch am Anfang, aber es gibt bereits Veränderungen.“
Moderiert wurde die Veranstaltung von Karin Müller-Bauer aus dem Strategiebereich „Ziele und Entwicklung“ im Bischöflichen Generalvikariat und Dr. Thorsten Hoffmann, stellvertretender Leiter im Bereich Personalplanung. Dr. Gundo Lames, Direktor des Bereichs „Ziele und Entwicklung“, gab einen Impuls zum Thema Glaubwürdigkeit in der Kirche.
Der Studientag in Ochtendung war der erste von insgesamt drei Veranstaltungen. Im Visitationsbezirk Trier findet das Treffen am 24. Oktober in Wittlich und im Bezirk Saarbrücken am 30. Oktober in Neunkirchen statt. Insgesamt erreichen die Pastoralen Studientage 450 Personen.
(jf)