Priester im Bistum Trier treffen sich zu Begegnung und Austausch:Mehr Mensch, mehr Dienst, mehr Nähe
Trier – Nach einer Pandemie-bedingten Pause im vergangenen Jahr haben sich Priester des Bistums Trier am 3. September zu Begegnung und Austausch getroffen. Über 100 Priester im aktiven Dienst, aber auch Ruhestandsgeistliche, kamen mit Bischof Dr. Stephan Ackermann in der ehemaligen Reichstabtei St. Maximin in Trier zusammen. Das „Update“ als Treffen unter den geltenden Corona-Regeln sei möglich und nötig, sagte der Bischof. Bei einem solchen „unverzweckten“ Treffen gehe es weniger um operative Dinge, sondern um Fragen der priesterlichen Existenz und darum, „den größeren Horizont in den Blick zu nehmen“.
Dieser „größere Horizont“ sind die Veränderungen in Kirche und Gesellschaft, die Veränderungen durch die Pandemie und die Flutkatastrophe, und auch die Veränderung auf der Stelle des Leitenden Priesterreferenten (eigener Bericht folgt). Pfarrer Msgr. Dr. Michael Bollig, für die Fortbildung der Priester Zuständiger im Strategiebereich Personalplanung und –entwicklung, erinnerte daran, dass Veränderungen in Frage stellten und an die eigene Identität rührten. „Veränderungen gehören zu Wesen der Kirche dazu: Ohne Veränderung keine Entwicklung“, sagte er und ergänzte: „Veränderungen gelingen dann, wenn es motivierende Visionen gibt.“
Motivierend und notwendig sei vor allem die Vision einer entschieden diakonischen Kirche, wie Referent Professor Dr. Christoph Jacobs (Paderborn) aufzeigte. Nähe sei die große Chance der Kirche, und Nähe solle auch den Dienst der Priester bestimmen, zeigte sich Jacobs - Priester, klinischer Psychologe und Mitverfasser der sogenannten Seelsorgestudie der katholischen Kirche (2015) - überzeugt: „Nähe zum Menschen, Nähe zu Gott, Nähe zur Realität“. Fehle eines dieser Elemente, sei keine Zukunftsvision überzeugend. Den Weg zur diakonischen Seelsorge illustrierte Jacobs an einer Schlagzeile aus dem vom Hochwasser im Juli besonders schwer getroffenen Ahrtal: „Wenn es ganz schlimm wird, ist unser Pastor da.“ Dabei bezog er den Begriff „Pastor“ auf alle Seelsorgerinnen und Seelsorger. Zwar sei die Kirche nicht mehr Herrin der Lage, weil sie an vielen Stellen mit dem Kontrollverlust über die vielen Veränderungen konfrontiert sei, doch gerade deshalb dürfte das Prinzip der Nähe nicht aufgegeben werden. Denn auch wenn die Kirche sich in der Corona-Pandemie vielleicht nicht als systemrelevant gezeigt habe, so sei sie im besten Sinn doch lebensrelevant, betonte Jacobs. „Wer ich sein soll, auch als Priester, wird mir gezeigt durch diejenigen, die mich brauchen“, stellte er als These auf. Oder anders gesagt: Quelle zukunftsträchtiger Veränderung sind „die Menschen, die uns brauchen“. Und dann gehe es vor allem um drei notwendige Reformen: die Herzensreform mit „mehr Mensch“, die diakonische Reform mit „mehr Dienst“ und die Strukturreform mit „mehr Nähe“. Bezogen auf die diakonische Reform forderte der Referent eine Mischung aus Individualseelsorge und Sozialpastoral – Perspektivwechsel, die im Bistum Trier nach der Synode bereits eingeübt werden.
Den Weg zu Veränderung und die dafür notwendigen Strukturen griff Bischof Ackermann im Gottesdienst im Dom auf: Wenn der Apostel Paulus das Bild vom Schatz in zerbrechlichen Gefäßen zeichne, gebe er keine „Faustregel“ für den richtigen Umgang: „Geht es im übertragenen Sinne um Stärkung, um Resilienz? Oder eher darum, die Gefäße endgültig zerbrechen zu lassen?“ Beides könne richtig sein: Das brüchige Gefäß zerbrechen lassen und den Schatz – den Glauben - strahlen zu lassen, oder das Gefäß reparieren, um den Schatz zu schützen. „Immer wieder heißt es zu unterscheiden, was ‚dran‘ ist – das ist die Herausforderung“, betonte Ackermann. Dabei helfe, auf den Schatz selbst zu schauen: auf die Botschaft Jesu Christi, die bis heute nicht korrumpiert sei. „Dann werden wir die Gefäße finden, die es braucht.“
(JR)