Mehr Zeit zum Leben – bis zum Schluss
St. Wendel - Den Menschen rund um die Hospizarbeit beistehen, diesen Anspruch verfolgt die Christliche Hospizhilfe im Landkreis St. Wendel e.V. nun seit einem Vierteljahrhundert. 1997 schlossen sich konfessionelle und nicht-konfessionelle soziale Organisationen im Landkreis St. Wendel mit Einzelpersonen zusammen, um die Hospizarbeit im Saarland zu koordinieren und voranzutreiben. Inzwischen sind es acht Organisationen und über 100 Einzelpersonen. Diese „bundesweit einzigartige Struktur“ sei das Besondere an der Hospizhilfe im Landkreis St. Wendel, betont Gerhard Koepke. Der 70-jährige Ruhestands-Pfarrer ist seit 2018 der inzwischen dritte Vorsitzende des Vereins.
Seit 25 Jahren begleitet der Verein die Arbeit vieler Ehrenamtlicher in der Hospizarbeit, er berät und unterstützt Patienten und Angehörige. „Wir verstehen uns auch als Sprachrohr der Hospizarbeit“, erläutert Koepke. Seit Beginn arbeite man so vertrauensvoll zusammen, anstatt zu konkurrieren – eine Erfolgsgeschichte. Am Freitag, 9. September, gibt es daher ein umfangreiches Jubiläumsprogramm im Festzelt „In der Mott“ in St. Wendel. Ab 13 Uhr präsentieren die Mitgliedsorganisationen der Christlichen Hospizhilfe ihre Arbeit. Um 15 Uhr beginnt das Programm mit einem Ökumenischen Festgottesdienst der St. Wendeler Kirchengemeinden unter Mitwirkung von Aktiven in der Hospizarbeit und dem Singkreis der Pfarreiengemeinschaft am Schaumberg. Es schließt sich ein Festakt an mit Sozialminister Magnus Jung, Landrat Udo Recktenwald, Bürgermeister Peter Klär und dem Vorsitzenden der LAG Hospizarbeit Paul Herrlein. Der Abend ist für junge Menschen und Musikbegeisterte reserviert: Von 19 bis 22 Uhr spielt die Band „The Pool“ Rock- und Pop-Cover bei freiem Eintritt.
„Wir reden viel zu wenig über das Sterben und den Tod“, findet Koepke. Dabei gehöre beides zum Leben, niemand könne davor weglaufen. Um das zu verdeutlichen, gehört zum Jubiläumsprogramm auch eine Open-Air-Ausstellung in Kooperation mit dem Fotoclub „Tele Freisen“, die ebenfalls unter dem Motto „Mehr Zeit zum Leben“ steht. Auf voraussichtlich fünf Standorten in der St. Wendeler Innenstadt verteilen sich Stellwände mit insgesamt 30 großformatigen Fotos, sagt der Vorsitzende des Fotoclubs, Steffen Klos. „Von unserer Jugendgruppe bis zu den älteren Mitgliedern gab es zahlreiche Einsendungen, die ganz verschiedene Zugänge zum Thema finden, mal offensichtlich, mal symbolisch“, so Klos. Die Ausstellung wird diese Woche aufgebaut und bis zur Jubiläumsfeier zu sehen sein.
Auch die Festschrift unter dem Titel „Mehr Zeit zum Leben“ setzt an dem Punkt an, den letzten Weg und die Hospizarbeit in den Blick der Gesellschaft zu rücken. Sie ist kein klassisches Jubiläumswerk mit einem historischen Überblick und Grußworten. Zwar finden sich auch diese auch in der Festschrift, aber sie sind umrahmt von zahlreichen Erfahrungsberichten. Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende in der Hospizarbeit oder der Seelsorge, pflegende Angehörige oder Betroffene selbst – sie alle kommen zu Wort. So ist die Festschrift vor allem ein Konglomerat an Eindrücken, mal persönlich, mal nachdenklich, mal hoffnungsvoll. „Die Festschrift ist ein Plädoyer für einen offenen Umgang mit dem, was uns allen bevorsteht“, sagt Koepke. Und weil das so ist, solle sie Mut machen darüber zu reden. Koepke selbst und das Team der Hospizhilfe hoffen auf viele Gespräche und Begegnungen bei der Jubiläumsfeier.
(red)