Zum Inhalt springen

Josefswoche im HoT Sinzig stellt Jugendliche in den Mittelpunkt:Mehr als ein Kochkurs

Der Josefstag soll auf die Herausforderungen von jungen Menschen aufmerksam machen. Das HoT Sinzig hat daraus gleich eine ganze (kulinarische) Woche gemacht.
Ein Koch steht mit Kochmütze in einer Küche, neben ihm eine junge Frau, die ihm zuschaut.
Datum:
4. Apr. 2023
Von:
Julia Fröder
Ein Mann legt Blüten in Gläser.

Sinzig – Justin Langbein legt mit einer Pinzette behutsam Gänseblümchen für Gänseblümchen und weitere fragile Blütenblätter in hohe Weingläser. „Nachher werden wir das mit Apfelsaft und Limonade zu einem alkoholfreien Cocktail aufgießen“, berichtet der 22-Jährige. Er steht in der Küche von Jean-Marie Dumaine im ehemaligen Restaurant Vieux Sinzig. Langbein nimmt wie sieben weitere Jugendliche und junge Erwachsene an der diesjährigen Josefswoche (3. bis 6. April) des HoT (Haus der offenen Tür) Sinzig teil.

„Ich koche liebend gerne, am liebsten Bratwurst mit Kartoffeln und Rotkohl“, berichtet Langbein. Doch er erzählt den geladenen Gästen aus Bundes- und Landespolitik, der Stadtverwaltung, des gemeinnützigen Helfer-Stabs und der katholischen Kirche auch von seinem Traum, Sozialassistent zu werden. Eine Ausbildung als Altenpflegehelfer habe er bereits, doch er möchte gerne mit Kindern arbeiten. „Aber die Schule, auf die ich wollte, hat mich abgelehnt“, sagt er, ohne dabei zu resignieren. „Nächstes Jahr versuche ich es wieder.“ Ein Politiker gibt ihm den Tipp, durch Praktika weitere Erfahrungen zu sammeln und somit seine Chancen zu erhöhen. „Doch wovon soll ich eine Wohnung bezahlen? Für Praktika gibt es meistens kein Geld“, fragt Langbein, der in Pflegefamilien aufwuchs und nun in Sinzig wohnt, und benennt damit ein Dilemma auf dem Weg in eine geregelte Ausbildung.

Individualität und Kontinuität

Kleine Gläser gefüllt mit Müsli

Genau solche Gespräche zwischen Entscheidungsträgern und Jugendlichen sollen Aktionen und Projekte rund um den Josefstag (19. März) ermöglichen.

Das HoT Sinzig, in Trägerschaft des Bistums Trier, bietet in diesem Jahr gleich zwei Projektwochen im Zusammenhang mit dem Heiligen Josef an.

„Josef ist der Schutzpatron der Arbeiter und der Jugendlichen“, erklärt die Leiterin des HoT, Petra Klein. „Wir müssen jedem Jugendlichen eine Perspektive geben, denn die jungen Menschen sind wichtig.“ Es gebe zwar viele unterschiedliche Programme zur Unterstützung. „Doch ich bitte Sie, diese Hilfen zu bündeln. Es wird eine individuelle und kontinuierliche Begleitung benötigt“, appelliert sie an die anwesenden Abgeordneten.

Aufgeschlossen und diszipliniert

Eine Frau und ein junger Mann stehen vor einem Ständer mit spiegelnden Kunstobjekten.

Das Motto der „Koch-Woche“ lautet „It’s getting hot in here – wir lassen nichts anbrennen“. In erster Linie solle der Kurs Spaß machen, betont Tatjana Francesconi vom Projekt „H16 – Unterstützung für junge Menschen“, das im HoT angesiedelt ist und vom Jobcenter des Landkreises Ahrweiler finanziert wird. „Doch gleichzeitig befähigt der Kochkurs die Teilnehmenden, sich selbst zu versorgen“, so Francesconi. Sie erlebe in ihrer Arbeit für „H16“, dass viele junge Menschen nicht gelernt hätten, sich selbst eine Mahlzeit zuzubereiten. „Im Kurs mit Jean-Marie Dumaine gibt es aber keinen erhobenen Zeigefinger“, versichert Francesconi. „Vielleicht bedienen wir mit dem Angebot auch Neigungen, und am Ende entwickelt sich eventuell sogar ein Berufswunsch daraus. Oder sie freuen sich, mal etwas ganz Neues auszuprobieren“, sagt sie über die anwesenden Jugendlichen, die kurz vor ihrem Abschluss oder zwischen Schule und Berufseinstieg stehen und aufgrund vielfältiger Problemlagen eine Unterstützung benötigen.

Jean-Marie Dumaine ist seit mehr als fünf Jahrzehnten Koch. Der 69-jährige Franzose ist in der Region für seine Kräuterküche und Trüffelprojekte bekannt. Seinen Arbeitsplatz stellt er gerne den Jugendlichen zur Verfügung, genau wie sein grenzenloses Fachwissen. „Sie sind so aufgeschlossen und sehr diszipliniert. Sie begeistern mich“, sprudelt es aus Dumaine heraus.

Perspektiven vermitteln

Ein junger Mann und eine junge Frau in Schürze schauen auf einen kleinen Teller mit Essen.

Lena Kettel, die für die katholischen Jugendverbandsarbeit, an dem Tag in Sinzig teilnahm, findet die Arbeit des HoT bemerkenswert: „Ich finde es wichtig, als kirchliche Vertreter Einrichtungen anzusehen, die Jugendlichen beim Jobeinstieg helfen und ihnen Perspektiven vermitteln.“ Dem schlossen sich auch Laura Tober, Referentin Kinder- und Jugendhilfe für Rheinland-Pfalz des Diözesancaritasverbands Trier und Jugendpfarrer Dominic Lück an.

Die zwei Projektwochen werden unterstützt von der Stiftung Stern, dem Lions Club und dem Projekt Herzenssache der Kreissparkasse Ahrweiler.

Der Josefstag ist eine Aktion der Initiative „Arbeit für alle” des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Bischofskonferenz und der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit.

Viele Menschen stehen für ein Gruppenfoto bereit.