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Ausstellung über Stühle in Liebfrauenkirche Püttlingen beginnt mit Pontifikalamt:Mein Stuhl, mein Sessel, meine Heimat.

Am Sonntag feierte Bischof Dr. Stephan Ackermann in Püttlingen einen Gottesdienst mit der zentralen Frage "Was heißt Heimat für dich?"
Mitglieder der Gemeinde auf ihren Lieblingsstühlen während des Gottesdienstes
Datum:
18. März 2019
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Püttlingen – „Was heißt Heimat für dich?“ Diese Frage hat am Sonntag im Mittelpunkt der Eucharistiefeier mit Bischof Dr. Stephan Ackermann in der Liebfrauenkirche in Püttlingen gestanden. Der Gottesdienst war gleichzeitig Auftakt zum „Stuhlprojekt“ des Dekanats Völklingen, einer Ausstellung von über 100 Stühlen und anderen Sitzgelegenheiten, die von Montag, 18. bis Freitag, 22.März in der Kirche zu sehen ist.

Im Laufe der Eucharistiefeier kamen Menschen aus der Gemeinde zu Wort, die den Gottesdienst mitgestaltet hatten, um über ihre Lieblingsstühle, -sessel, oder -plätze zu sprechen. „Für mich ist der Fernsehsessel meines Opas Heimat“, sagte eine Jugendliche. Sie verbinde viele Erinnerungen an ihren Großvater mit dem Sessel. Ein anderer Jugendlicher, der auf einem Campingstuhl saß, erklärte, dass dieser Stuhl ihn nicht nur auf zahlreiche Festivals oder Camping-Ausflüge begleitet hatte, sondern auch in seine erste Studentenbude. „Hier fühle ich mich richtig!“, sagte er.

„Ich hatte auch überlegt, einen Stuhl mitzubringen, der mir wichtig ist“, erklärte Bischof Dr. Stephan Ackermann zu Beginn seiner Predigt. „Wenn ich ehrlich bin, hätte ich mein rotes Sofa mitbringen müssen, als Ort, wo ich mich wohl fühle. Das wäre etwas sperrig gewesen.“ Für den Bischof ist die Verbindung zwischen der Frage, was Heimat sei und den Stühlen, „der Versuch das zu übersetzen, was der Apostel Paulus sagt: Unsere Heimat ist im Himmel.“ Heimat heißt, hier fühle ich mich richtig, hier ist mein Platz. Diese Stühle stellen nicht nur Sitzgelegenheiten dar, so Ackermann, sondern Orte, die mit den persönlichen Biographien verbunden sind. „Mit Orten verbinden sich immer auch bestimmte Erinnerungen und Erfahrungen. Da ist Platz für mich. Da ist Heimat.“ Gleichzeitig mahnte der Bischof, dass man einen solchen Gottesdienst nicht feiern könne, ohne auch an die zu denken, denen Heimat genommen wurde, „die auf der Flucht sind und auf der Suche nach einer neuen Heimat.“ Ebenso müsse man an die denken, die „zwar im eigenen Land leben, aber nicht mehr das Gefühl haben, zuhause zu sein.“ Es gebe auch Menschen, die das, was sie als Heimat empfinden, mit Gewalt verteidigen wollen. „Wir haben das in menschenverachtender Weise letzte Woche in Neuseeland sehen müssen.“

Paulus gebe dazu einen alternativen Entwurf: „Unsere Heimat aber ist im Himmel.“ Das bedeute, für Christen ist Heimat mehr als ein Ort. „Es ist sogar kein Ort. Heimat hängt an einer Zugehörigkeit. Dass wir uns zugehörig fühlen zu Gott. Denn der Himmel ist Gott“, sagte Bischof Ackermann. „Eine Heimat bei Gott zu haben, heißt zu ihm zu gehören. Wir Getauften haben einen Platz im Himmel, den wir uns nicht erkämpfen müssen. Da dürfen wir uns angenommen und richtig fühlen.“ Wer sich dessen bewusst macht, dem wachse im hier und jetzt bereits ein anderes Lebensgefühl, eine neue Sicherheit, Gelassenheit und Freiheit, zu, so der Bischof. „Wer dieses Gefühl für sich annimmt, der muss nicht mit Zähnen und Klauen den eigenen Platz verteidigen, weil ich nicht weiß, wo ich sonst hingehöre.“ Es sei aber auch eine Herausforderung, immer wieder einen Schritt zurückzutreten, um zu überprüfen, „bin ich nicht zu sehr hier verhaftet?“ Die Fastenzeit will uns dazu aufrufen, selbstkritisch einen Schritt zurückzugehen, sagte Bischof Ackermann.

Dominik Holl