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Ursula Gluch leitet im Auftrag des Bistums Trier ehrenamtlich Bestattungen:Menschen bis zum Schluss begleiten

Ursula Gluch hat als eine der ersten Ehrenamtlichen im Bistum Trier eine Ausbildung zur Leitung von Beerdigungsdiensten abgeschlossen.
Am 7. Juni überreichte Pfarrer Franz-Josef Werle in Vertretung für Bischof Ackermann Ursula Gluch (l.) die Beauftragung zum Bestattungsdienst. Begleitet wurde sie dabei von Judith Schreiner (r.) als Vertreterin des ambulanten Hospiz St. Michael, Völklingen, wo Ursula Gluch im Rahmen ihres ehrenamtlichen Einsatzes ebenfalls beauftragt ist. (Foto: Georg Gluch)
Datum:
12. Juni 2020
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Heusweiler – „Würdest du mich auch beerdigen?“ Diese Frage wird Ursula Gluch in ihrem Freundeskreis immer wieder gestellt. Dabei ist die 65-jährige aus Heusweiler weder evangelische Pfarrerin noch katholische Gemeindereferentin mit einer Beauftragung, Bestattungen durchzuführen. Ursula Gluch hat als Ehrenamtliche eine Ausbildung gemacht, die sie dazu qualifiziert, im Auftrag des Bistums Bestattungen zu leiten.

Aufmerksam gemacht auf diese Möglichkeit im Bistum wurde sie durch einen Flyer des Dekanats Neunkirchen: „Dort wurde die Frage gestellt: ‚Welche Hoffnung trägt Dich und kannst Du die Hoffnung weitertragen?‘ In diesem Zusammenhang tauchte auch der Begriff ‚Osterzeugen‘ auf, der mich unglaublich faszinierte.“ Der „Osterzeugenkurs“, wie sich das Angebot nannte, stand Interessierten offen, um zunächst ganz allgemein über den eigenen Glauben, über Trauer und Abschiednehmen zu sprechen. Im Anschluss bestand die Möglichkeit, an einem Werkstattkurs zum Bestattungsdienst teilzunehmen.

In den Kurs, der in Elversberg stattfand, ist Ursula Gluch ohne konkrete Erwartungen oder die Idee, irgendwann einmal Beerdigungen zu leiten, gegangen. „Ich konnte mich auf das Leitungsteam, die übrigen Teilnehmer der Gruppe und die Themen völlig frei einlassen, und ich habe mich auf jedes Treffen gefreut. Die Zeit in Elversberg ging wie im Flug vorbei und ich bin immer sehr bereichert nach Hause gefahren. Im Rückblick muss ich sagen, dass das Unterwegs sein mit anderen engagierten Glaubenden als Osterzeugen für mich ein absoluter Höhepunkt im Jahr 2019 war. So etwas möchte ich öfter erleben.“

Ursula Gluch ist dem Thema Tod und Trauer während einer Krebskrankheit sehr nahe gekommen. Nachdem sie die Krankheit überstanden hatte, absolvierte die ehemalige Realschullehrerin eine Ausbildung zur Hospizhelferin, „um all das Gute, das ich während der Zeit meiner Krankheit erfahren durfte, an die Gesellschaft zurück- und weiterzugeben.“ Seitdem engagiert sie sich ehrenamtlich im Ambulanten Hospiz St. Michael in Völklingen in der Begleitung von Menschen auf ihrem letzten Lebensweg. „In der Mehrzahl der Fälle kommt das Gespräch früher oder später auf das gelebte Leben, so wie es in der Vergangenheit war, wie es im Moment ist und was die Zukunft im Hinblick auf das nahende Ende wohl bringt. Ich begleite Menschen bis zur Schwelle, menschlich, spirituell, tatkräftig und manchmal auch hilflos-aushaltend.“ Dabei stellen sowohl die Sterbenden wie auch die Angehörigen oft Fragen zu einer würdigen Verabschiedung, erklärt Gluch. Seit ihrer Ausbildung und Beauftragung, Beerdigungen zu leiten, kann sie die Menschen und ihre Angehörigen nun bis zum Schluss begleiten.

„Während ich zunächst nur Beerdigungen im Zusammenhang mit meinen Begleitungen im hospizlichen Umfeld im Blick hatte, ist mir während der Ausbildungsphase klar geworden, dass ich darüber hinaus auch Beerdigungen in der Pfarrei übernehmen könnte, sofern Bedarf besteht und es meine Zeit erlaubt“, sagt sie.

Begleitete Praxisphase 

Gemeindereferentin Heidelinde Bauer, die selbst seit etwa 4 Jahren Beerdigungsdienste in der Pfarreiengemeinschaft Riegelsberg-Köllerbach übernimmt, hat Ursula Gluch als Mentorin in der Ausbildungsphase begleitet. Sie befürwortet das Pilotprojekt zur Ausbildung Ehrenamtlicher für den Beerdigungsdienst. „Die Kirche ist für mich ohne die Arbeit der vielen Ehrenamtlichen nicht zu denken. Ich sehe den Kurs als einen Teil der Verwirklichung des allgemeinen Priestertums aller Gläubigen, so wie es uns in der Taufe zugesprochen wurde.“

Als Mentorin war es ihre Aufgabe, Ursula Gluch mit den Hinterbliebenen in Kontakt zu bringen, indem sie sie mit zum Kondolenzgespräch genommen hat. Außerdem hat die Gemeindereferentin den Kontakt zu einigen Bestattern hergestellt, die auf dem Friedhof die organisatorischen Belange rund um die Beerdigung regeln. „Durch mich konnte Frau Gluch sich ausprobieren“, sagt Heidelinde Bauer. „Sie konnte eigenständig Kondolenzgespräche durchführen, selbst Ansprachen schreiben und halten. Sie konnte sogar in kleinem Rahmen das direkte Bestattungsritual am Grab vollziehen.“ Daneben stand Gemeindereferentin Bauer Ursula Gluch bei verschiedenen Fragen zur Seite und führte im Anschluss an Beerdigungen eine Reflexion durch. „Da Frau Gluch zu den ersten Ehrenamtlichen im Bistum gehört, die für diesen Dienst ausgebildet worden sind, habe ich an vielen Stellen organisatorische Fragen rund um diesen Dienst für sie klären können. Schließlich war ich angefragt, eine Beurteilung zu schreiben, auf deren Grundlage Frau Gluch vom Bischof für diesen Dienst die Beauftragungsurkunde erhalten hat.“

Im Laufe der praktischen Ausbildung hat Ursula Gluch viel Zuspruch von Seiten der Trauernden erfahren. „Nach einem langen Kondolenzgespräch hat mir eine Angehörige einmal gesagt: ‚Sie waren so lange hier und das war so gut!‘ Sie konnte kaum glauben, dass jemand so viel Zeit aufbringt und keine Entlohnung verlangt. Ich habe in der Regel keinen Termindruck im Rücken. Das empfinde ich als ungeheuren Vorteil.“ Wenn sie nach einer Bestattung Dank erhalte, freue sie sich sehr darüber. „Ich spreche meinerseits den Dank dafür aus, dass mir Vertrauen geschenkt wurde, dass ich die Angehörigen auf einem schweren Weg begleiten und mit ihnen ihrem Verstorbenen die letzte Ehre erweisen durfte.“

Wenn sie in ihrem Freundeskreis davon erzähle, dass sie an einem Glaubenskurs, dem anschließenden Werkstattkurs und einem Praktikum im Beerdigungsdienst teilgenommen hat, kam oft die Nachfrage: „Bist du also Trauerrednerin, die ich buchen kann?“ „Meine Antwort lautet: ‚Nein, das könnte ich sehr wohl sein, aber ich möchte diesen Dienst in erster Linie im Auftrag der Kirche als gläubige Christin übernehmen“, sagt Ursula Gluch. Sie erzähle dann, was es ihr bedeute, ein Kondolenzgespräch zu führen und das, was Menschen in diesem Kontext berichten, so zusammenzufassen, dass der Verstorbene mit seinem Leben und Sterben gewürdigt werde. „Dabei entstehen für mich ganz wertvolle Glaubensgespräche, die ich nicht missen möchte. So stelle ich mir Christsein vor.“

Weitere Informationen zum Pilotprojekt des Bistums Trier sind unter https://www.bistum-trier.de/news-details/pressedienst/detail/News/den-trost-des-christlichen-glaubens-erfahren/ zu finden.