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Anne Schommer wird Gemeindereferentin in Neunkirchen-Furpach:Mit Herzblut und Pragmatismus

Anne Schommer wird gemeinsam mit acht Frauen und Männern am 28. August für den pastoralen Dienst im Bistum Trier beauftragt.
Foto: Christine Cüppers/Paulinus Wochenzeitung
Datum:
21. Juli 2021
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Neunkirchen/Serrig/Weiskirchen – „Es war ein langer Weg”, resümiert Anne Schommer (50) mit Blick auf ihre bisherige Laufbahn. Gemeinsam mit acht Frauen und Männern wird sie am 28. August für den pastoralen Dienst im Bistum Trier beauftragt. Dann geht es für die Saarländerin nach Neunkirchen-Furpach, wo sie als Gemeindereferentin arbeiten wird. Schon als junge Frau interessierte sie sich für die Religionswissenschaft, studierte Theologie, Politik und Geschichte auf Lehramt. Rund ein Vierteljahrhundert später, kurz vor ihrer Beauftragung, schaut sie auf einen von Zäsuren geprägten Lebensweg zurück und nimmt künftige Herausforderungen ins Visier. 

Als Anne Schommer als Mittzwanzigerin mitten im Lehramtsstudium steckt, erfährt sie, dass sie schwanger ist. Die Freude ist groß bei ihr und ihrem Mann, die Überraschung, dass sich Zwillinge ankündigen, lässt die junge Studentin aber abwägen: Fertig studieren oder doch ein paar Jahre pausieren? Sie entscheidet sich, die ersten Jahre zuhause bei Tochter und Sohn zu bleiben. „Das Studium habe ich aber nie ad acta gelegt”, betont sie. Als die Kinder aus dem Gröbsten raus sind, schreibt sie sich an der Fernuniversität Hagen für den Studiengang Erziehungswissenschaften ein. Zu dieser Zeit stellt Deutschland gerade sein universitäres System um: Wo es vorher Staatsexamen und Magister gab, studiert man nun auf Bachelor und Master. Der Vorteil der Internationalisierung birgt jedoch für Studierende im „alten System” erhebliche Nachteile: Nur wenige der bereits geleisteten Seminare werden bei der Umstellung anerkannt. Eine frustrierende Erfahrung, die Anne Schommer kompensiert, indem sie sich erst mal einen handfesten Job sucht. Drei Jahre lang arbeitet sie an einer Ganztagsschule. Im Wintersemester 2015 startet sie einen dritten Versuch: Auf Anraten ihrer Kinder, beide inzwischen erwachsen und immatrikuliert, schreibt sie sich an der Universität des Saarlandes ein. Zunächst läuft alles gut.

„Wir ziehen das durch, Frau Schommer!”

Mitten im Studien-Endspurt flattert bei Anne Schommers Mann die Kündigung ins Haus: Die Firma, die ihn gerade erst angestellt hat, geht in Insolvenz. Ein harter Schlag für die damalige Bachelor-Studentin und ihre Familie: „Zwischendurch dachte ich, ich schaff das alles nicht mehr.” Doch statt den Kopf in den Sand zu stecken, richtet Schommer den Blick nach vorn, konzentriert sich aufs Studium und gibt noch im selben Jahr ihre Bachelor-Arbeit ab. Ein Erfolg, den sie nicht nur harter Arbeit verdanke, sondern auch der beständigen Motivation ihrer damaligen Theologieprofessorin in Saarbrücken, Lucia Scherzberg, die später ihre Mentorin wird: „Eine starke Frau!”, sagt Schommer mit ehrlicher Bewunderung in der Stimme. „Sie hat mich immer gepusht, mir gesagt: Wir ziehen das durch, Frau Schommer!” Ihre Mentorin ist es schließlich auch, die sie auf die Idee bringt, sich beim Bistum zu bewerben. Nach einem Workshop ist ihr klar, wohin der Weg gehen soll. Es folgen das Berufspraktische Jahr in Schillingen, der Pastoraltheologische Kurs in Würzburg und die Gemeindeassistenz in Serrig. Von dort aus wird sie im Herbst in die Kirchengemeinde nach Neunkirchen-Furpach wechseln.

„Ich freue mich wirklich darauf, weil ich glaube, dass ich dort gefordert werde, aber auch eigenverantwortlich gestalten kann. Mein Schwerpunkt wird voraussichtlich die Jugendpastoral sein”, freut sich die Akademikerin, die in ihrer Freizeit gern Klavier spielt oder draußen in der Natur ist. „Kinder und Jugendliche sind mein Thema und ich brenne darauf, endlich richtig loszulegen.” Zwar habe sie in der Pfarreiengemeinschaft Serrig-Freudenburg als Gemeindeassistentin einzelne Projekte begleiten können, die Pandemie habe die Arbeit jedoch stellenweise ausgebremst.

Erstkommunion und Firmung: Doch was passiert dazwischen?

„In der Corona-Zeit haben sich manche Dinge herauskristallisiert, die vorher schon am kränkeln waren. Wer eh schon ungern zur Messe gekommen ist, kam dann vielleicht gar nicht mehr. Besonders der Kontakt zu den Kindern und Jugendlichen gestaltete sich schwierig”, bedauert Anne Schommer. „Dabei ist es gerade in diesem Alter so wichtig, dass man präsent ist.” Man müsse die Themen der Jugendlichen ernst nehmen und eine zeitgemäße Sprache verwenden, wenn man vom Glauben und der Bibel erzähle. „Wenn wir die Frohe Botschaft verkünden, nutzt es nichts, Thomas von Aquin in wunderbarem Mittelalter-Deutsch zu zitieren, das die Jugendlichen nicht verstehen. Wir müssen ihre Sprache sprechen und sie dort abholen, wo sie stehen.” Mehr noch: Immer wieder stoße sie auf ein bestimmtes Phänomen in der Gemeindearbeit: „Oft kommen die Kinder zur Kommunion und werden dann wieder vergessen bis zur Firmung. Aber was passiert dazwischen?” Es reiche nicht aus, als Kirche nur die Fenster und Türen zu öffnen, erklärt die agile 50-Jährige. „Wir müssen vor die Tür gehen. Das finde ich auch für meine Arbeit so wichtig: Sehen und zuhören. Nicht sagen: Ich weiß, was ihr braucht, sondern fragen: Was braucht ihr?” Angebote machen – da sein – auf die Menschen zugehen. Das bedeutet für Schommer nicht, aktiv zu missionieren: „Ich bin nicht auf dieser Welt, um zu bekehren. Druck erzeugt nur Gegendruck.”

Kirche auf dem Prüfstand

Neben der Jugendpastoral liegen der designierten Gemeindereferentin noch weitere Dinge am Herzen. „Das Motto unserer Beauftragung ist ein Spruch, der Augustinus nachgesagt wird: ‘Ich will, dass Du bist.’ Und genau das ist mein Motto.” Dies sei auch in der momentanen Diskussion über Vielfalt in der Kirche und die katholische Sexualmoral, die derzeit im Rahmen des Synodalen Weges in Deutschland auf dem Prüfstand steht, maßgeblich. Mit Blick auf die Debatte über den Segen für homosexuelle Paare fragt sie: „Steht es uns Menschen zu, zu sagen: ‘Euch segnen wir nicht’? Wir segnen Gegenstände; aber Menschen, die sich lieben, segnen wir nicht?” Dass sie damit in konservativen Kreisen auf Gegenwind stößt, stört sie nicht: „Ich scheue mich nicht, meine Meinung zu vertreten. Wir sind alle Kinder Gottes!”

Weitere Informationen zu den angehenden Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten gibt es auf https://t1p.de/beauftragung-2021. Dort findet man ab Ende Juli auch den Link zur Live-Übertragung der Beauftragungsfeier am 28. August im Hohen Dom zu Trier.

(ih)