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Präventionsprogramm "Starke Kinder Kisten":Mit Katze Kim das Nein-Sagen lernen

Kindern spielerisch beibringen, ihre Gefühle auszudrücken und Grenzen zu setzen, wenn diese überschritten werden, ist das Ziel des Präventionsprogramms "Starke Kinder Kisten". Kitas der Katholischen KiTa gGmbH im Saarland haben nun drei dieser Kisten erhalten. Weitere Einrichtungen können sich bewerben.
Kinder und Erwachsene mit Mini-STOP-Schildern, Spielsachen und einer Puppenküche
Datum:
19. Apr. 2023
Von:
Ute Kirch

Ludweiler – Seit ein paar Wochen wohnt Katze Kim im Kinderhaus St. Monika in Völklingen-Ludweiler und hat bereits die Herzen der Kinder erobert. Mit der Hilfe des flauschigen Plüschtigers lernen die Drei- bis Sechsjährigen spielerisch, ihre Gefühle auszudrücken und Grenzen zu setzen, wenn diese überschritten werden. Katze Kim ist Teil der „Starke Kinder Kiste“, ein Präventionsprogramm, an dem bislang fast 1000 Kitas bundesweit teilnehmen, davon 86 im Saarland. Das Präventionsprogramm will Jungen und Mädchen in Kindertageseinrichtungen vor sexueller Gewalt schützen und das Fachpersonal sowie die Eltern im Umgang mit dem Thema qualifizieren.

Die Deutsche Kinderschutzstiftung „Hänsel+Gretel“ hat nun mit der Unterstützung von Herzenssache e.V., der Kinderhilfsaktion von SWR, SR und der Sparda-Bank, 25 weitere „Starke Kinder Kisten“ für Kitas im Saarland finanziert. Die ersten drei Kisten hat der Gesamteinrichtungsverbund Saarbrücken Land der Katholischen KiTa gGmbH Saarland erhalten, dem 24 Kindergärten in Völklingen, Köllertal-Warndt und Sulzbach angehören. „Kinder werden spielerisch und mit viel Freude am Entdecken des eigenen Körpers mit den eigenen Grenzen und Gefühlen vertraut und sprechfähig gemacht“, sagt Jerome Braun, Geschäftsführer der Deutschen Kinderschutzstiftung „Hänsel+Gretel“. Häufig beginne sexueller Missbrauch schon im Vorschulalter. Deshalb sei es wichtig, Kinder so früh wie möglich zu informieren und stark zu machen. „Kitas sind neben der Familie die erste Sozialisationsinstanz und sehr gut geeignet, den Schutz vor sexualisierter Gewalt und Grenzverletzungen zu verbessern.“

Kindgerechte Materialien Untertitel

Die rote Schatzkiste enthält neben Katze Kim weitere Materialien und Spielsachen, darunter etwa ein Stoppschild, um Grenzen aufzuzeigen, eine Magnettafel, auf der die Kinder mit roten und grünen Magneten markieren können, wo sie berührt werden dürfen – und wo nicht. Das Megafon soll leise Kinder hörbar machen, ein Geheimnissack vermittelt den Umgang zwischen guten und schlechten Geheimnissen. Dazu gibt es eine weitere Kiste mit Kinderbüchern, Sachbüchern für die Kita-Fachkräfte und ein Handbuch mit Anregungen für den Einsatz der Materialien im Kita-Alltag.

„Die ,Starke Kinder Kisten‘ sind eine super Sache. Prävention gegen Gewalt ist in den Einrichtungen der Katholischen KiTa gGmbH Saarland ein wichtiges Querschnittsthema. Die Kisten helfen uns dabei, das Rahmenschutzkonzept des Bistums Trier und die in unserem Qualitätsmanagementsystem verankerten Ziele und Aufgaben zum Schutz der Kinder umzusetzen“, sagt Dorothea Späth, Gesamtleiterin der Katholischen KiTa gGmbH Saarland für den Raum Köllertal-Warndt. Auch ihre Kollegin Nicole Leinenbach, Gesamtleiterin für die katholischen Kitas in Völklingen, sieht in dem Präventionsprogramm einen großen Nutzen: „Die ,Starke Kinder Kisten‘ helfen präventiv, Kindern ein Sprachrohr zu geben und nicht erst dann, wenn etwas passiert ist.“ Die Methoden und Materialien erleichterten es den pädagogischen Fachkräften sehr, gemeinsam mit den Kindern praxisnah präventiv zu arbeiten. „Mit der ,Starke Kinder Kiste‘ geben wir auch den Eltern Rüstzeug an die Hand, offener mit ihren Kindern zu sprechen. Die Themen werden nicht mehr als Tabu behandelt; das macht es auch uns als Erzieher*innen leichter. Ganz allgemein können Kinder sich mit ihren Grenzen und Gefühlen auseinandersetzen und sind so besser geschützt vor Grenzverletzungen und Übergriffen“, sagt Kita-Leiterin Kerstin Fontaine.

Qualifizierung der Kita-Fachkräfte

Damit das Projekt nachhaltig wirken kann, braucht es auch die Qualifizierung der Kita-Fachkräfte. Das übernehmen im Saarland die beiden Beratungsstellen Phoenix e.V. und Nele e.V.. Für die Schulung entstehen für die teilnehmenden Kitas keine Kosten. „Wir haben erlebt, dass wir mit den Materialien aus der ,Starke Kinder Kiste‘ leichter Türen öffnen, wenn wir für das Thema Prävention werben. Die Kisten erleichtern den Zugang zu einem schwierigen Thema“, sagt Lisa Grimm von Nele e.V., die bereits seit Jahren mit den „Starke Kinder Kisten“ arbeitet und Kita-Fachkräfte schult. Sie will Kitas ermutigen, sich auf das Thema einzulassen. Bei Verdachtsfällen stehe sie auch nach der Schulung als Ansprechpartnerin zur Verfügung. „Die Kisten erreichen die Kinder in einem wichtigen Alter. In Kitas können sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung unterstützt werden und so gestärkt in die Schule gehen“, sagt Marco Flatau von Phoenix e.V. Alle relevanten Themen würden bei dem Programm kindgerecht angesprochen und auch die Eltern würden einbezogen. Zudem erzeuge das Projekt auch eine Haltung innerhalb einer Kita oder bei Trägern, die ermöglicht, neue Schutzstrukturen aufzubauen und im Krisenfall auch sicherer zu handeln.

Info: Die „Starke Kinder Kiste“ ist ein Projekt der Deutschen Kinderschutzstiftung Hänsel+Gretel in Kooperation mit dem PETZE Institut, um den Schutz vor sexuellem Missbrauch für Kita-Kinder in Deutschland zu verbessern. Weitere 22 „Starke Kinder Kisten“ stehen ab sofort für Kitas im Saarland kostenfrei zur Verfügung. Interessierte Kitas können sich über www.starkekinderkiste.de bewerben.