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Die Weiße Rose im Mittelpunkt des Willi-Graf-Empfangs 2018:​​​​​​​Mut und Visionen gegen Angst und Angstmacherei

Der Willi-Graf-Empfang 2018 in Saarbrücken hat ganz im Zeichen seines Namensgebers und der Widerstandsgruppe der Weißen Rose gestanden.
Katja Göbel, Leiterin des Katholischen Büros im Saarland begrüßte die zahlreichen Gäste zum Willi-Graf-Empfang 2018.
Datum:
19. Okt. 2018
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Saarbrücken – Ganz im Zeichen seines Namensgebers und der Widerstands-Bewegung „Weiße Rose“ hat der Willi-Graf-Empfang am 18. Oktober gestanden. Rund 250 Gäste aus Politik, Kirche und Gesellschaft waren der Einladung des Katholischen Büros im Saarland zum Treffen in der Aula der Willi-Graf-Schulen in Saarbrücken gefolgt. Ordinariatsdirektorin Katja Göbel, die neue Leiterin des Katholischen Büros, begrüßte neben Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann (Speyer) und Bischof Dr. Stephan Ackermann (Trier) auch Landtagspräsident Stephan Toscani, Ministerpräsident Tobias Hans und weitere Mitglieder der Landesregierung und des Landtags, Kommunalpolitiker, Vertreter der Evangelischen Kirche, der Jüdischen Gemeinde und Vertretungen aus verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen. Die musikalische Gestaltung des Abends hatte das Polizeiorchester des Saarlandes unter Leitung von Peter Kästner übernommen.

Wenn wir Willi Graf und der Weißen Rose gedenken, „denken wir vor allem an die christlichen Werte, für die er kämpfte, denn sie scheinen in der heutigen Zeit immer mehr in Vergessenheit zu geraten.“ Mit diesen Worten begrüßte Katja Göbel die zahlreichen Gäste. Die Leiterin des Katholischen Büros, der Schnittstelle zwischen den beiden Bistümern Trier und Speyer und der saarländischen Politik und Gesellschaft, sprach von der Macht und Wirkung von Worten und wie wichtig es in der heutigen Zeit sei, aufmerksam darauf zu achten, was andere, aber auch wir selbst sagen, damit wir nicht abstumpfen. Ministerpräsident Tobias Hans ging in seinem Grußwort ebenfalls auf Willi Graf ein, der in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte: „Wir werden Willi Graf nicht gerecht, wenn wir ihn heroisieren, auf einen Sockel stellen und ihn damit als Episode der Geschichte klassifizieren. Das Vorbild Willi Grafs und seiner Freunde war und ist vielmehr eine ständige Herausforderung an uns alle – und heute mehr denn je seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Wir können es uns immer weniger leisten, das Wirken von Willi Graf nur rückblickend zu interpretieren. Wir müssen es immer mehr als einen Impuls für unser eigenes Handeln heute begreifen.“

Der Speyerer Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann griff Willi Graf und die Weiße Rose in seiner Rede ebenfalls auf. „Willi Graf erkannte das Unrecht, das ihn umgab. Er lieferte sich der herrschenden Realität nicht aus, sondern reagierte auf sie“, sagte der Bischof. Zu einem solchen Schritt gehöre es, Visionen zu haben. „Angst und Angstmache bringen niemals Visionen hervor. Ohne Visionen aber, die die geistigen, moralischen und kreativen Kräfte des Menschen freisetzen, verkommt der Mensch.“ Auch in Bezug auf die Kirche und brauche es diese Kräfte, so Wiesemann: „Die aktuelle Vertrauenskrise der Kirche kann und muss uns zu neuen Visionen des kirchlichen Auftrags und Miteinanders führen. Gottes Vision für die Welt ist größer als die Kirche. In der Situation der Krise, der Not, der Angst neigt der Mensch instinktiv zum Rückzug, zur Sicherung des Eigenen. Willi Graf und die Weiße Rose haben uns gezeigt, dass christlicher Geist anders wirkt: in dem Mut, aus sich herauszutreten und Verantwortung für das Ganze zu übernehmen. Und sie haben uns gezeigt, welche visionäre Kraft Freundschaft entwickeln kann, die über Grenzen hinweg den gemeinsamen Geist entdeckt und miteinander lebt.“

Bischof Dr. Stephan Ackermann ging in seinem Grußwort auf den Missbrauchsskandal in der Katholischen Kirche ein. Dies seien Verbrechen, die aufgedeckt und aufgeklärt werden müssen, so der Bischof von Trier und Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für Fragen des sexuellen Missbrauchs im kirchlichen Bereich und für Fragen des Kinder- und Jugendschutzes. Die Kirche müsse Konsequenzen aus der Studie ziehen, nicht nur mit Worten, sondern in Taten, betonte er. „Ob wir vertrauenswürdig sind, zeigt sich an dem, was wir tun.“

Dominik Holl