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Referent in Koblenz beleuchtet Herausforderungen und Lösungsansätze:Mut zum Wandel in der Kirche

Monsignore Ottmar Dillenburg plädiert in seinem Vortrag beim Katholischen Forum für einen sozialen Wandel, der vom aktiven, engagierten Wirken überzeugter Christen mitgetragen wird.
Monsignore Ottmar Dillenburg, leitender Priesterreferent im Bischöflichen Generalvikariat. Foto: privat
Datum:
18. Mai 2022
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Koblenz – Kirchenpolitische Kontroversen, hohe Austrittzahlen, Priestermangel: Die katholische Kirche befindet sich derzeit in einem epochalen Wandel. Welche Herausforderungen ergeben sich daraus – und was können Christen in Deutschland von ihren Glaubensgeschwistern jenseits der Bundesgrenzen lernen, um diesen Wandel so zu gestalten, dass die Kirche gestärkt aus der Krise hervorgehen kann? Dieser Frage ging Monsignore Ottmar Dillenburg, leitender Priesterreferent im Bischöflichen Generalvikariat Trier, bei seinem Vortrag „Von Koblenz in die Welt“ im Bischöflichen Cusanus-Gymnasium in Koblenz nach. Der Gast in der  Vortragsreihe „Katholisches Forum“ war von 2011 bis 2021 Generalpräses des Internationalen Kolpingwerks das in 61 Ländern weltweit vertreten ist.

„Wir sind auf dem Weg in eine Minderheit und stehen mitten in einem erdrutschartigen Tradierungsabbruch”, beschrieb Dillenburg die aktuelle Lage. Unverändert sei jedoch die menschliche Sehnsucht nach Sinn und Gemeinschaft. Obwohl die Mitgliederzahlen sinken, gehören noch immer rund 40 Millionen Menschen in Deutschland einer christlichen Kirche an; weltweit steigt die Zahl sogar kontinuierlich an. Die gesamte Menschheit sei inzwischen „in ein Stadium eingetreten, wo sie unumkehrbar in der globalen Einheit angekommen ist“, geprägt von verschiedensten Lebenswirklichkeiten, Auf- und Abbrüchen. So auch das Christentum: Zwar zeugten etwa jahrhundertealte Bauwerke, kirchliche Feiertage und Kasualien davon, wie Generationen von Menschen ihren Glauben durch die Zeit getragen haben. Im Alltag jedoch hadern immer mehr Menschen mit ihrer Kirche, beim Synodalen Weg ringen progressive und traditionalistische Kräfte um die Deutungshoheit, und die Kirche kämpft gegen den Glaubwürdigkeitsverlust, den sie mit Blick auf den Missbrauchsskandal selbst zu verantworten hat. 

Der Dialog über Veränderungen habe nur eine Chance, wenn er unvoreingenommen geschehe, die Themen trennscharf herausgearbeitet würden und „wenn die Einheit der Gläubigen nicht als Dialoggrenze gebraucht wird”, betonte Dillenburg. Anhand des Kolpingwerks, das sich als moderner katholischer Sozialverband durch Vielfalt und Verschiedenheit in seiner je konkreten Ausprägung weltweit auf kontinentaler, nationaler, regionaler und lokaler Ebene auszeichne, verdeutlichte er seine These: Obgleich die Grundlage des Handelns nach wie vor den Ideen und Zielen Adolph Kolpings verpflichtet sei, habe sich die praktische Arbeit in den vergangenen 150 Jahren „naturgemäß“ verändert: „Dieser permanente Wandel hat das ‚Überleben‘ des Kolpingwerkes in seiner langjährigen Geschichte sichergestellt. Nicht starres Festhalten hergebrachter Formen war und ist angesagt, sondern kontinuierliche, wohl überlegte Anpassung an vielfältigen Wandel in allen Bereichen des Lebens“, so Dillenburg. Nötig sei ein sozialer Wandel, der vom aktiven und engagierten Wirken überzeugter Christen mitgetragen würde.

Mutig vorangehen

Die Kirche müsse ihre Glaubenssätze auf die Höhe der Moderne bringen, forderte Dillenburg. Menschen, die mutig Veränderungen vorantreiben, um der Mutlosigkeit entgegenzuwirken, habe es schon immer in der Kirche gegeben. „Denken Sie beispielsweise an die Diskussion um Messdienerinnen!” Lange Zeit war es Mädchen nicht gestattet, in der Messe zu dienen. Irgendwann aber hätten sich die Gläubigen schlicht über das Verbot hinweggesetzt, mit dem Ergebnis, dass es inzwischen völlig normal sei, dass Mädchen Messdienerinnen sind. Gleiches erlebe man momentan in der Debatte um das Recht, im Gottesdienst zu predigen. Immer mehr Frauen tun es einfach. In Sachen Priestermangel und Gemeindeleitung könne man sich ein Beispiel an Lateinamerika nehmen: Dort sei es inzwischen völlig normal, dass Laien, Frauen und Männer, eine Gemeinde gleichberechtigt im Team leiten. Dillenburg: „Irgendwann muss man auch mal den Mut haben voranzugehen. Dinge zu beginnen, von denen man überzeugt ist. Das kann auch mal scheitern, aber dann hat man es wenigstens versucht.”

Der hybride Vortrag „Von Koblenz in die Welt“ fand statt im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Katholisches Forum Koblenz”, die von der Katholischen Erwachsenenbildung Koblenz, dem Bischöflichen Cusanus-Gymnasium Koblenz, der Katholischen Hochschulgemeinde Koblenz und dem Pastoralen Raum Koblenz sowie der Vinzenz Pallotti University Vallendar organisiert wird. Moderiert wurde die Veranstaltung von dem Schulleiter des Gymnasiums, Carl Josef Reitz.

Das nächste „Katholische Forum“ im Klangraum des Bischöflichen Cusanus-Gymnasium (Zugang über Südallee 30) findet statt am Donnerstag, 9. Juni um 19 Uhr. Thema ist „50 Jahre Bischöfliches Gymnasium in Koblenz“.

Weitere Informationen zu dem Format gibt es auf www.keb-koblenz.de oder telefonisch unter 0261-9635590     (ih)