Zum Inhalt springen

Dank Konservierungsmaßnahmen ist der Bestand nun für die Nachwelt gesichert:Neue „Betten” für die ältesten Trierer Pfarrarchive

Dank einer Förderung des Landes Rheinland-Pfalz hat das Team des Bistumsarchivs Trier sie innerhalb eines Jahres restauriert und umgebettet.
Sabine Hemmesdorfer (links) und Dr. Monica Sinderhauf bei der Arbeit
Datum:
17. Juni 2023
Von:
Inge Hülpes

Trier – Es ist nicht nur der Zahn der Zeit, der an alten Schriftstücken und Fotos nagt –Schimmel, Brand- und Wasserschäden oder Insektenfraß können dem Papier ebenso zusetzen. Davon sind auch die fünf ältesten Archive der Stadtpfarreien Trier betroffen. Dank einer Förderung des Landes Rheinland-Pfalz hat das Team des Bistumsarchivs Trier sie innerhalb eines Jahres restauriert und umgebettet. Alle darin enthaltenen Informationen sind nun für die Nachwelt gesichert.  

Die Archive der ältesten Stadt-Pfarreien St. Antonius, Liebfrauen-Laurentius, St. Paulus, St. Gervasius und St. Gangolf waren zum Teil stark beschädigt, als sie ins Bistumsarchiv kamen. „In St. Antonius hat es mal gebrannt”, erklärt Dr. Monica Sinderhauf, Leiterin des Bistumsarchivs, und zeigt auf Dokumente mit Rußspuren, denen man den Schimmelbefall, der infolge der Löscharbeiten entstanden ist, deutlich ansieht. Da die aufgeweichten und an den Rändern ausgefransten Dokumente in den Pfarreien teils unsachgemäß gelagert wurden, verbreiteten sich die Schimmelsporen sukzessive und fraßen sich auch in andere Teile des Bestands hinein – der Schaden wurde immer größer.  

Bei Schimmelbefall ist Eile geboten 

Von Schimmel in Mitleidenschaft gezogene Schriftstücke haben stets oberste Priorität bei der Restaurierung. Denn wenn der Befall schon so weit fortgeschritten ist, dass einzelne Seiten verblocken”, also miteinander verkleben, ist kaum noch was zu retten. Todgeweihte” nennt das die Fachfrau, wenn alle Hilfe zu spät kommt. Akten mit mechanischen Schäden, also mit Knicken und Rissen, müssen sich daher hintenanstellen. Das Bewusstsein für Bestandserhaltung war früher noch nicht so ausgeprägt wie heute. Erst seit 20, 30 Jahren ist das zum Thema in der Archivarbeit geworden”, berichtet Sabine Hemmesdorfer, Restauratorin im Bistumsarchiv.  

Ein Jammer, denn die Pfarrarchive sind für die Stadt von immenser Bedeutung, auch weil sie teils Fremdbestände aus umliegenden Klöstern enthalten”, betont Sinderhauf. Die Restaurierung ist eine regelrechte Mammutaufgabe, denn beispielsweise der Bestand des Gangolf-Pfarrarchivs hat allein schon über 1.000 sogenannte Verzeichnungseinheiten. Darin finden sich neben Dokumenten mit eindeutigem Bezug zur Pfarrei, wie etwa die Baupläne von St. Gangolf, auch Unterlagen aus der Benediktinerabtei Tholey und der alten Universität Trier, die vom 15. bis ins 18. Jahrhundert nur wenige Meter entfernt von der Markt- und Bürgerkirche in der Dietrichstraße angesiedelt war. 

„Lumpenpapier” ist weniger problematisch

Der Insektenfrass ist deutlich erkennbar

Problematisch ist vor allem die Qualität der in die Jahre gekommenen papierenen Zeitzeugen ab 1870. Zuvor gab es das sogenannte Hadernpapier, das aus Alttextilien gemacht wurde, im Volksmund auchLumpenpapier” genannt. Ab Ende des 19. Jahrhunderts stellte man jedoch auf industrielle Produktion um, was zur Folge hatte, dass das Papier aus Holz hergestellt wurde. Das jedoch hat, wie auch die damals üblichen Archivkartons aus Graupappe, einen hohen Säureanteil – im Zusammenspiel mit Mikroben und Sonnenlicht pures Gift für die Dokumente. Das erkennt man gut an einer Vergilbung des Papiers, wie man es etwa bei alten Zeitungen beobachten kann. Im Laufe der Zeit wird dieses Papier so porös, dass es „wie Knäckebrot”, so Hemmesdorfer, auseinanderbricht. Deshalb sei säurehaltiges Recyclingpapier, das aus Umweltschutzgründen inzwischen allerorten verwendet wird, auf lange Sicht für die Archivierung nicht geeignet, ergänzt Sinderhauf. Hinzu komme, dass das zellulosehaltige Papier auf dem Speiseplan von allerlei Kriechgetier, zum Beispiel Papierfischchen, weit oben rangiere und damit sehr anfällig für Insektenfraß sei.  

Inzwischen wurden die Pfarrarchive gereinigt, gröbere Schäden behoben, alle Dokumente in säurefreie Kartons umgebettet und auch die dazugehörigen Findbücher aktualisiert. Nun können wir die älteren Bestände mit etwas mehr Gelassenheit im Magazin lagern”, freut sich Sinderhauf sichtlich erleichtert.   

Information Pfarrarchive und Konservierungsmaßnahmen 

Pfarrarchive umfassen alles Schriftgut, das im jeweiligen Pfarramt entstanden ist und durch die Mitarbeitenden des Archivs als Aufhebens Wert bewertet wurde. Dazu zählen etwa Kirchenbücher, Amtsbücher, Akten, Fotografien und Notizen. Die Bestandssicherung belief sich auf die Dauer eines Jahres und startete im Juni 2022, wobei die Gesamtkosten rund 13.000 Euro betrugen. Der Eigenanteil des Bistumsarchivs Trier beläuft sich auf 10 Prozent sowie auf die Personalkosten für die Restaurierungsarbeiten. Die Maßnahme wurde gefördert durch das Land Rheinland-Pfalz im Rahmen des Landesförderprogramms Bestandserhaltung. Weitere Informationen gibt es auf www.bistumsarchiv-trier.de und www.lbz.rlp.de/de/ueber-uns/landesstelle-bestandserhaltung-in-rheinland-pfalz/ 

(ih)  

Einblicke ins Bistumsarchiv

10 Bilder