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Sommerakademie des Deutschen Liturgischen Instituts zu Liturgie und Gebet:Neue Sprache suchen

Wie rede ich Gott beim Beten an? Reicht ein einfaches "Gott"? Die Sommerakademie des Deutschen Liturgischen Instituts befasste sich in diesem Jahr mit dem Schwerpunkt Gebet.
Prof. Alexander Deeg (links) und Prof. Alexander Zerfaß – die beiden Hauptreferenten
Datum:
7. Juli 2017
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier Die direkte Ansprache zu Gott, das Gebet, ist zentraler Bestandteil vieler Weltreligionen. Aber, wie und über was spricht man mit Gott? Um eine Annäherung an diese komplexen Fragen hat sich die Sommerakademie des Deutschen Liturgischen Instituts (DLI) bemüht. Zur viertägigen Fortbildungsveranstaltung hatte das DLI, eine gemeinsame Forschungsfördereinrichtung der deutschsprachigen Bistümer, in die Tagungsräume der Deutschen Richterakademie in Trier eingeladen. Durch die Entscheidung für ein Hauptreferenten-Duo wurde dabei von Anfang an ein ökumenischer Ansatz gewählt: Prof. Alexander Deeg, evangelischer Theologe von der Universität Leipzig, und Prof. Alexander Zerfaß, katholischer Theologe von der Paris-Lodron-Universität Salzburg. Jüdische und muslimische Gastreferenten brachten zusätzlich eine interreligiöse Perspektive hinein.

Wie rede ich Gott beim Beten an? Reicht ein einfaches „Gott“ oder braucht es weitere Attribut-Zuschreibungen wie „groß“, „lieb“, „barmherzig“ - oder einen Titel? Die Referenten brachen eine Lanze für die einfachen Formen. So wie Jesus, der nach der Überlieferung im Markusevangelium sein Gebet mit der schlichten Anrede „Abba“ (Vater) beginnt. Diese Bibelstelle war Thema eines der ersten Referate. Oder man betrachte die jüdische Tradition: Da der Name Gottes nicht ausgesprochen werden darf, wählen hier viele Gebete die direkte Anrede „Du“.

Die Gefahr von allzu innbrünstiger und wiederholter Aufzählung von positiven Eigenschaften Gottes verdeutlichte Prof. Deeg mit einem Gleichnis aus der jüdischen Erzählungssammlung Talmud: „Als wenn man einen König aus Fleisch und Blut, der tausende Myriaden an goldenen Denaren besitzt, für seine silbernen preist. Wäre das nicht eine Herabsetzung?“ Auch warnte der Theologe davor, nur eine eingeschränkte Auswahl an Zuschreibungen in den Blick zu nehmen. Manche früher häufiger genannten Aspekte wie Gott als „gerechter Richter“ tauchten in der Sprache fast gar nicht mehr auf, während andere, beispielsweise „barmherzig“, permanent wiederholt würden. Das berge ein gewisses Risiko, dass Glaube als bequeme Begleiterscheinung des alltäglichen Lebens wahrgenommen werde. Der fordernde Aspekt für die Menschen komme häufig zu kurz.

Auf der Suche nach neuer Sprache für das Beten beleuchtete Prof. Zerfaß einige Passagen aus der Osternachtfeier. Nach jeder Lesung aus der Bibel folgt dort ein Bittbegebet, welches die Erzählung aus der Textstelle aufgreift. Zerfaß führte vor Augen, wie die im Messbuch gebräuchliche Übersetzung der von den frühen Christen auf Latein überlieferten Gebete teilweise ihre Aussage erheblich verschiebt. Ein heutiger Text interpretiert den Auszug der Israeliten aus Ägypten durch das Rote Meer als Symbol, das auf das Wasser der Taufe und die Erfüllung des Heils im Neuen Testament hinweist. Der Eindruck entstehe, es handele sich beim früheren Handeln Gottes nur um eine Vorstufe, die durch die späteren Ereignisse um Jesus komplett obsolet wurde. Aus Zerfaß' Sicht eine völlig falsche und historisch erwiesenermaßen gefährliche Interpretation, die jahrhundertlang dem Antijudaismus Vorschub leistete. „Tatsächlich ist es der selbe Gott, der handelt“, erläuterte der Theologe. Und dieser bleibe sich in seinem Heilsversprechen kontinuierlich treu – im Alten wie im Neuen Testament.

(red)