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Katholisches Forum Koblenz befasst sich mit einem „unbequemen Aspekt des Christentums“:Nicht der Himmel ist die Ausnahme, sondern die Hölle

Die Vorstellung von "Hölle" hat sich im Laufe der Zeit erheblich verändert. Diese Geschichte und weitere Fragen beleuchtete Markus Schulze SAC beim Katholischen Forum in Koblenz.
Markus Schulze SAC
Datum:
22. Sept. 2017
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Koblenz – Mit dem Thema „Die Hoffnung und das Problem der Hölle – Gedanken zu einem unbequemen Aspekt des Christentums“, hat sich ein Vortrag im Rahmen des „Katholischen Forum“ am Cusanus-Gymnasium in Koblenz befasst. Die Vorstellung von der Hölle hatte über viele Jahrhunderte Hochkonjunktur. Doch mehr noch als der Himmel seinen Glanz eingebüßt hat, scheint im 21. Jahrhundert die Hölle ihre Schrecken, ja gleich ihr ganzes Dasein verloren zu haben. Die Hoffnung allerdings, dass es zwar einen Himmel, aber keine Hölle gibt, hielt der Referent des Abends, der Theologe Dr. Markus Schulze SAC von der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Vallendar für eine trügerische Illusion. Es sei eine geradezu billige Annahme zu glauben, man könne tun und lassen, was man wolle - man werde schon erlöst.

Doch wie definiert man Hölle? Markus Schulze beschreibt sie als unumkehrbaren Heilsverlust in der Liebesbeziehung zu Gott nach dem Tod. Dialektisch betrachtet hat die Hölle einen logischen Sinn als Gegenpol zum Himmel. So heißt es in der Apokalypse, „nichts Unreines darf in den Himmel kommen, weil er sonst nicht Himmel wäre“. „Und der Philosoph Max Horkheimer sagt, niemals darf ein Himmel gedacht werden, in dem die Täter über die Opfer triumphieren“, so Markus Schulze. Gleichwohl gibt es die Hoffnung, dass die Hölle aufgrund der Gnade Gottes quasi leer ist. Markus Schulze zitierte in diesem Zusammenhang die beiden Theologen Hans Urs von Balthasar (1905-1988) und Karl Rahner (1904-1984), die beide von der Hoffnung sprechen, dass niemand verworfen ist. Diese Hoffnung speist sich, wie Martin Schulze hervorhob, aus der Bibel: aus Reue und der darauf folgenden Gnade. Der Dogmatiker zitierte das Lukasevangelium: der Schächer neben Jesus am Kreuz ruft, er solle seiner gedenken; Jesus antwortet, noch heute werde er mit ihm im Paradies sein.

Dass die Hölle heutzutage der Jenseitsort ist, der weniger „bevölkert“ ist als der Himmel, bezeichnete Schulze allerdings auch als eine sehr moderne Vorstellung. „Für Augustinus war noch ganz klar, dass die 'massa damnata', die Masse der Verdammten, größer ist als die 'massa renata', die Menge der Erlösten“, so der Referent. Und auch der französische Philosoph Blaise Pascal ging davon aus, dass die meisten Menschen in der Hölle enden. Heutigen Höllenvorstellungen entspricht dies nicht mehr.

„Was hat uns Christus gebracht?“, fragte Schulze rhetorisch und lieferte gleich die Antwort mit. Christus habe nicht die Vorstellung von Himmel und Hölle gebracht. „Die gab es auch schon vorher, beispielweise in Platons 'Phaidon'“, so der Theologe. Christus aber habe den Menschen zu verstehen gegeben, dass nicht der Himmel die Ausnahme sei, sondern die Hölle.

Die nächste Veranstaltung im Rahmen des Katholischen Forums findet statt am Montag, 16. Oktober, 19 Uhr, ebenfalls im Cusanus-Gymnasium (Hohenzollernstraße 13-17). Die Teilnahme ist kostenlos. Weitere Informationen gibt es unter Tel.: 0261-9635590 oder unter keb.koblenz@bistum-trier.de