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17. Forum zum Tag der Arbeit stellt Arbeitslose in den Mittelpunkt:„Nicht ins Aus stellen“

Arbeit ist mehr als nur Broterwerb, sie ist Kultur der Anerkennung: Das machte das traditionelle Forum zum Tag der Arbeit in Betzdorf wieder deutlich.
Andrea Steyven (Aktion Arbeit), Martina Messan (Diözesancaritasverband), Bernd Wagener (Caritasrat) Dr. Hans-Jürgen Marcus (Caritasdirektor Diözese Hildesheim) und Rudolf Düber (Caritasdirektor Caritasverband Rhein-Wied-Sieg) v.l., machen sich stark dafür, dass Langzeitarbeitslose nicht ausgegrenzt werden.
Datum:
4. Mai 2016
Von:
Bischöfliche Pressestelle
Betzdorf – Das Ausgrenzen von Langzeitarbeitslosen, die Teilhabe am Arbeitsmarkt und an der Gesellschaft, und ein kritischer Blick auf zehn Jahre Grundsicherung Hartz IV: Das waren Themen des 17. Forums zum Tag der Arbeit des Caritasverbandes Rhein-Wied-Sieg in Betzdorf am 2. Mai. „Nicht ins Aus stellen!“ sei gleichzeitig Motto und Appell des Forums, sagte Bernd Wagener, Vorsitzender des Caritasrates. Jeder im Saal bekunde seine Solidarität, „aber noch besser wäre es, wenn dieses Forum nicht mehr nötig wäre, weil endlich das Menschenrecht auf Arbeit für alle Wirklichkeit wäre“. Ernüchternd sein Fazit: „Davon sind wir in Deutschland noch weit entfernt.“ Beim Forum war erstmals im Bistum Trier der Kubus „Aus-gestellt – an-gestellt“ zu sehen, mit dem die Katholische Bundesarbeitsgemeinschaft „Integration durch Arbeit“ (BAG) und der Deutsche Caritasverband auf die Situation von Langzeitarbeitslosen und den Wert von Arbeit aufmerksam machen. Menschen müssten sich mit ihren persönlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten einbringen können, betonte Dr. Hans-Jürgen Marcus, BAG-Vorsitzender und Diözesan-Caritasdirektor Hildesheim. Arbeit sei nicht nur Broterwerb, sondern auch eine „Kultur der Anerkennung“.  In zehn Jahren habe sich der Niedriglohnsektor verdoppelt, während die Anzahl der Hartz IV-Empfänger stetig gestiegen sei. Er plädierte daher für einen Richtungswechsel bei der Eingliederung. Die Kampagne „Stell mich an, nicht AUS!“ beinhalte das, womit sich die „Aktion Arbeit“ im Bistum seit 33 Jahren befasse, betonte Geschäftsführerin Andrea Steyven. Trotz vieler Reformen am Arbeitsmarkt habe sich für die Betroffenen nichts verbessert. Zur offiziellen Statistik der Agentur für Arbeit mit 2,7 Mio. Arbeitslosen merkte sie kritisch an, dass beispielsweise Ein-Euro-Jobber oder kranke Arbeitslose gar nicht mitgezählt würden. Tatsächlich seien es fast 3,6 Mio. Arbeitslose. So genannte „Vermittlungshemmnisse“ hielten Arbeitgeber von Einstellungen ab. Hier greife die Aktion Arbeit, die allein 2016 mit 250.000 Euro an vielen Standorten im Bistum unterschiedliche Programme fördere - davon sechs Maßnahmen bei der Caritas Betzdorf. Um die Not der Betroffenen stärker ins Bewusstsein zu rufen, will Bischof Dr. Stephan Ackermann 2016 alle Spenden an die Aktion Arbeit mit Mitteln aus dem Bischöflichen Stuhl verdoppeln. Ein Kernproblem sieht Steyven darin, dass seit 2010 die Mittel für die Arbeitsmarktförderung durch die Politik drastisch gekürzt wurden. Diese restriktive Beschäftigungspolitik nannte Steyven skandalös und forderte, die Menschen wieder in den Mittelpunkt zu stellen und ihnen einen Zugang zum Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Martina Messan vom Diözesancaritasverband Trier begrüßte es, dass das Forum inhaltlich an die Kampagne heranführe. Betzdorf stehe für ein besonderes Engagement und Mut machende Projekte. Messan knüpfte an die katholische Soziallehre an, die vom Prinzip der Personalität geprägt sei. Die Wirtschaft dürfe durchaus nach Gewinn streben, müsse aber am Mensch orientiert sein. Die gesellschaftliche Ausgrenzung von Langzeitarbeitslosen sei nicht hinnehmbar. Caritasdirektor Rudolf Düber kritisierte, dass Arbeitnehmer aufgrund von Leiharbeit und Werksverträgen längst in Zweit- und Drittklassen eingeteilt würden und betonte: „Es ist an der Zeit für mehr Solidarität.“