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Verena Hammes aus Koblenz neue Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK).:„Ökumene macht einfach Spaß“

Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) hat mit Dr. Verena Hammes aus Koblenz eine neue Geschäftsführerin.
Dr. Verena Hammes (Foto: Sarah Schött)
Datum:
8. Juni 2019
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier/Frankfurt - Die Ökumene hat ein neues Gesicht. Und ein junges dazu. Dr. Verena Hammes aus Koblenz ist neue Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK). In ihrer Freizeit treibt Dr. Verena Hammes gerne Sport. Das trifft sich gut, denn bis sie an ihrem neuen Arbeitsplatz ankommt, hat sie einige Treppen zu überwinden. Das Büro der „Ökumenischen Centrale“ der ACK liegt im siebten Stock eines Bürogebäudes in Frankfurt am Main. Seit dem ersten Mai ist die 28-Jährige dort Geschäftsführerin und gleichzeitig Referentin für den römisch-katholischen Bereich.

Ihre kirchliche Sozialisation beschreibt sie als klassisch. Aufgewachsen in einer katholischen Familie, besucht sie mit dem Vater sonntags den Gottesdienst. Über den Dienst als Messdienerin wird sie in der Jugendarbeit aktiv, engagiert sich später auch auf diözesaner Ebene in der Messdienerarbeit, unter anderem bei der Organisation der Romwallfahrten. Schon früh hat sie viele Fragen, was die Liturgie betrifft – und das Glück, einen Pfarrer zu haben, der diese Fragen ernst nimmt. „Er ist sehr stark darauf eingegangen, hat  sich Zeit für mich und meine Fragen genommen, mir Sachen erklärt. Und das hat auch das Interesse in mir geweckt, mich damit näher auseinanderzusetzen.“

Bei der Gründung der ACK Koblenz dabei

Ihren ersten Kontakt mit der Ökumene hat sie in der Schule. Für eine Facharbeit im Religionskurs will Hammes etwas Aktuelles bearbeiten – und widmet sich der Gründung der ACK Koblenz. „Ich habe den Gründungsprozess begleitet. Und dann ist mir die ACK ans Herz gewachsen – sie ist irgendwie mein Baby geworden in dieser Zeit.“ Nach der Gründung wird sie von der katholischen Kirche als Delegierte in die ACK Koblenz geschickt und ist seitdem dort aktiv. „Da habe ich so ein bisschen Blut geleckt in der Ökumene und gemerkt, dass es mehr gibt als nur katholisch und evangelisch. Dieses Spektrum kennenzulernen war für mich spannend, und ich habe dadurch auch meine Konfession besser kennengelernt.“

Hammes studiert Theologie in Vallendar. Eigentlich möchte sie gerne promovieren, aber vor der angestrebten Promotion eröffnet sich ihr eine interessante berufliche Perspektive: Eine Stelle bei der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). Dort arbeitet sie vier Jahre lang im Sekretariat auf der Projektstelle „Ökumene vor dem Reformationsgedenken 2017“. Sie beschäftigt sich unter anderem mit der Frage, wie die katholische Kirche mit diesem Ereignis umgehen kann. „Es war eine sehr spannende Aufgabe an der Schnittstelle von Theologie und Organisation.“ In den vier Jahren kann Hammes viele Kontakte knüpfen. „,Ich habe viel organisatorisch gelernt, aber auch, wie man politisch, vor allem kirchenpolitisch denkt“, sagt die Diplom-Theologin über ihre Zeit bei der DBK.

Nach dem Ende der Projektstelle widmet sie sich wieder ihrem Promotionsvorhaben. Das, was sie die vier Jahre bei der DBK praktisch gemacht hat, will sie nun wissenschaftlich aufarbeiten. An der Universität Münster schreibt sie ihre Doktorarbeit zum Thema „Erinnerung gestalten. Zur Etablierung einer ökumenischen Gedächtniskultur am Beispiel der Reformationsmemoria 1517–2017“.

Während der Promotion arbeitet sie ehrenamtlich mit von Gewalt betroffenen Frauen in einem Frauenhaus. „Auch um einen anderen Blickwinkel zu bekommen. Und um zu merken, was wir für ein Glück haben, wie dankbar wir sein können, und um anderen Menschen etwas zurückzugeben von dem Glück, das ich habe. Das hat mich in der Zeit der Promotion immer wieder geerdet.“

Die Ökumene hat Verena Hammes also seit ihrer Schulzeit begleitet. Dass sie jetzt, mit gerade einmal 28 Jahren, Geschäftsführerin einer Institution ist, die sich auf Bundesebene um Ökumene kümmert, hat sie auch selbst überrascht. Als sie den Anruf mit der Anfrage bekam, ob sie für das Amt zur Verfügung stehe, habe sie erstmal das Handy zur Seite gelegt und laut gejubelt. „Ich dachte, das ist ein Traum. Ich hab’ mich riesig gefreut und war dankbar für diese Chance, dankbar, dass man mir was zutraut in dieser verantwortungsvollen Position.“

Im Moment sei sie noch in der Einfindungsphase. Sie stehe in engem Kontakt mit ihrer Vorgängerin Dr. Elisabeth Dieckmann, frage viel und lerne jeden Tag etwas Neues. Doch neben dem Regelgeschäft stehen auch schon zwei Großprojekte für ihre Amtszeit fest: 2021 finden der dritte Ökumenische Kirchentag und die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Deutschland statt. Aber Hammes wirkt zuversichtlich, dass das alles klappt. Unter anderem, weil sie merklich viel Freude an ihrer Arbeit hat. Und das möchte sie auch nach außen tragen. „Eine der wichtigen Aufgaben, die ich mir auf die Fahne geschrieben habe, ist Lobbyarbeit. Dass Ökumene bunt ist, dass sie vielfältig ist. Dass Ökumene kein Schreckgespenst ist, sondern wir wirklich voneinander lernen können. Ökumene macht einfach Spaß.“ 

Ökumene braucht vor allem Vertrauen

Auch wenn ihre Arbeit viel Zeit einnimmt, ist es Hammes wichtig, sich auch anderen Dingen zuzuwenden. Sie trifft sich gerne mit Freunden, mag Reisen, Lesen und versucht, alle zwei Wochen zu ihrer Familie nach Koblenz zu fahren. Dort hat sie außerdem auch noch ein Hobby, das sich nicht ganz von ihrem Beruf trennen lässt. Die 28-Jährige ist weiterhin Schriftführerin der ACK Koblenz und möchte dort auch aktiv bleiben. „Das gibt mir auch die Idee, welche Probleme auf der lokalen Ebene auftreten können. Das ist eine andere Perspektive, die ich nicht missen will.“

Und was braucht man, damit Ökumene gelingt? „Ganz viel Vertrauen, dass der andere mir nichts Böses will. Persönliche Gespräche und Strukturen, die das Ganze über die persönlichen Begegnungen hinweg sichern. Und immer wieder die Vergewisserung, dass wir gemeinsam auf einem Weg sind, ohne Hintergedanken und ohne Konkurrenz. In dem Vertrauen, dass uns Jesus Christus auf den Weg zu seiner Einheit bringt.“

(Sarah Schött)