Ausstellung im Dekanat Rhein-Wied beschäftigt sich mit dem Thema Tod:Packen für die letzte Reise
Neuwied – Ein Schokoriegel, Ohrringe einer verstorbenen Freundin oder Blumenzwiebeln liegen in zwei Koffern und einem Wandersäckchen – gepackt für die letzte Reise. Sie sind Teil einer Ausstellung zum Thema Tod. Gemeinsam mit fast 20 weiteren Exponaten, verteilt im gesamten Dekanat Rhein-Wied, bilden sie ab dem 17. Januar eine Ausstellung im Gemeindehaus der Marktkirche Neuwied (Engerser Straße 34).
Hildegard Luttenberger steht in einer Neuwieder Buchhandlung und legt noch einmal Hand an, so dass jedes Element in ihrem Koffer zur Geltung kommt. Hier drin befinden sich „Dinge von Personen, die etwas mit mir zu tun hatten, aber deren Wegstrecke geendet hat“, erklärt sie und nimmt ein Buch in die Hand, das sie an ihren frühverstorbenen Schwager erinnert. In jungen Jahren hat sie schon erfahren, dass das Leben endlich ist. Das Thema Bestattungskultur begleitete sie viele Jahre als sie Trauerfeiern gestaltete.
„Es war spannend den Koffer zu packen“, sagt sie beim Anblick eines Plätzchenrezepts, der „Klepper“ ihres Vaters, einem Button einer Selbsthilfegruppe, der Lieblings-CD ihrer Mutter. „Es war eine Chance darüber nachzudenken, wer ich bin und sich mit dem Geschenk des Lebens zu beschäftigen“.
Obwohl Bianca Stüber-Kolling von Berufswegen tagtäglich mit dem Thema Tod zu tun hat, fiel es der Chefin eines Bestattungshauses gar nicht so leicht, ihren letzten Koffer zu packen. „Ich habe ein paar Ideen immer wieder verworfen, wie etwa Fotos oder Filmrollen einzupacken.“ Die waren ihr dann doch nicht mehr so wichtig. „Mir geht es mehr darum, vorbereitet zu sein“. Doch beim Grübeln wird ihr klar: „Vielleicht kommt irgendwann der Punkt, an dem man vorbereitet ist. Aber ich bin noch nicht so weit, um zu gehen.“ Sie kommt zu dem Punkt, dass man auf der letzten Reise nicht viel braucht. Im Koffer in ihrem Büro in Vettelschoß befinden sich jetzt Sachen, „die ich immer bei mir habe: dicke Socken und einen Schokoladenriegel“, sagt sie lachend. „Diese Elemente zeichnen mich auch aus“.
Christine Mehnert hat gar keinen Koffer gepackt; es ist vielmehr ein Wanderbeutel. Auch privat reist sie eher mit Rucksack. „Ich will die Hände frei haben“. Und für ihre letzte Reise brauche sie auch nicht viel, nimmt sie an. Ein paar Gedanken in Form eines Gedichtes, ein paar Erinnerungen von Stationen aus ihrem Leben durch Fotos dargestellt. Eher ungewöhnlich erscheinen ein paar Blumenzwiebeln und ein kleines Bäumchen, die ihr temporäres Zuhause im Waldbreitbacher Klosterladen gefunden haben. Sie beziehen sich auf ihre Liebe zur Natur und ihren Wunsch, im Wald bestattet zu werden. Zudem sind diese Elemente für sie Hoffnungsträger, genauso wie die Kerze. Früher begleitete sie Sterbende als Altenpflegerin. „Der Tod gehört dazu“, weiß sie daher aus eigener (beruflicher) Erfahrung. „Ich denke, man ist bereit zur letzten Reise, wenn man etwas Gutes mitnehmen kann“ und bei ihr ist es in erster Linie die Dankbarkeit für ihr Leben. „Ich hoffe, dass ich das am Ende auch spüre, um gut gehen zu können.“
Zur Vernissage am Freitag 17. Januar werden alle gepackten Koffer in das Café „Auszeit“ im Gemeindehaus der Marktkirche Neuwied (Engerser Straße 34) gebracht. Dort findet die Ausstellungseröffnung ab 11 Uhr statt. Organisiert wird die Ausstellung und die damit verbundene Veranstaltungsreihe vom Dekanat Rhein-Wied, der evangelischen Marktkirche sowie dem Neuwieder Hospiz Verein und dem Ambulanten Hospiz. Die Ausstellung ist bis zum 26. Januar zu sehen. Weitere Infos gibt es auf www.dekanat-rhein-wied.de oder bei Gemeindereferentin Petra Frey unter Tel.: 02631-73422. (jf)