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Gemeinde in der Eifel gedenkt der Flutkatastrophe  :Pfarrkirche St. Luzia ist „Ort der Höhen und Tiefen im Leben” 

Bischof Dr. Stephan Ackermann nahm an der Gedenkfeier in Mürlenbach teil.
Vor dem Altar der St. Luzia-Pfarrkirche Mürlenbach bei der Gedenkfeier am zweiten Jahrestag der Flutkatastrophe: (von links) Gemeindereferentin Anette Weber, Bischof Ackermann, Pfarrer Ralf Pius Krämer
Datum:
17. Juli 2023
Von:
red

Mürlenbach Während Brigitte und Heinz Müller bei dem zweiten Jahresgedenken der Flutkatastrophe den 14. und 15. Juli 2021 Revue passieren lassen, herrscht betretene Stille unter den rund 100 Anwesenden. Mit Sorge hatte das Ehepaar in Rente den rasant steigenden Pegel der Kyll beobachtet. Als schließlich das Wasser ins Erdgeschoss ihres Hauses eingedrungen war, suchten sie Zuflucht im Obergeschoss und harrten dort über Nacht aus, abgeschnitten von der Außenwelt, denn Strom und Telefon waren ausgefallen. Ob die Mauern überhaupt standhalten würden, fragten sie sich immer wieder voller Angst.  

Bundeswehrsoldaten befreiten sie schließlich aus ihrer Notlage mithilfe eines Amphibienfahrzeuges. Anschließend kam das Ehepaar in einer Ferienwohnung unter. Doch es sollten 15 Monate vergehen, bis die beiden ins teil-renovierte Eigenheim zurückkehren konnten. „Wir danken unserer Familie und den Helfern aus nah und fern für alle Hilfe und Unterstützung“, sagten sie bei der Gedenkveranstaltung am 14. Juli in dem Eifeldorf Mürlenbach. Und: „Wir danken Gott, dem Herrn, für unsere Rettung und unser Leben.“ 

Die Müllers seien ein Beispiel dafür, wie die Flut „die verlässliche Welt in unserem schönen Mürlenbach“ verändert habe, erklärte Ortsbürgermeister Ewald Weidig. Obwohl die Erinnerungen an die Katastrophe die Einwohnerinnen und Einwohner noch immer belasten – „wir haben nicht aufgegeben, und wir stehen zusammen“, betont er. Pfarrer Ralf Pius Krämer von der Pfarreiengemeinschaft Gerolsteiner Land ergänzte: „Manchmal ist das Leben wunderbar, und manchmal ist es eine große Zumutung.“  

Frauen aus dem Vorbereitungsteam um Gemeindereferentin Anette Weber (links sitzend) tragen in der St. Luzia-Pfarrkirche Mürlenbach bei der Gedenkfeier mit Bischof Ackermann am zweiten Jahrestag der Flutkatastrophe Texte vor

Die mutmachenden Texte, die das Team um Gemeindereferentin Anette Weber vortrug, die tröstliche Musik, die Alfred Marder (Piano), Norbert Brenner (Gitarre) und Sabine Zimmermann (Gesang) intonierten, und die Gemeindelieder schenken Hoffnung und Zuversicht. Doch die Mürlenbacher treibt die Sorge um ihre Kirche um. In der St. Luzia-Pfarrkirche – nach Recherchen des Ortschronisten Ernst Becker eines der ältesten religiösen Baudenkmäler der Eifel – habe das Wasser vor zwei Jahren meterhoch gestanden und großen Schaden angerichtet: an der Heizung, an der Orgel, am Boden, an den Wänden, an den Bänken. „Unsere Kirche ist seit Jahrhunderten ein Ort für die Höhen und Tiefen im Leben der Menschen, die hier leben“, erklärte Andrea Molitor vom Pfarrgemeinderat. „Jetzt brauchen wir eine Perspektive und Zuversicht“. Obwohl es konkrete Pläne gebe, die gemeinsam mit der Bauabteilung und der Denkmalpflege des Bistums erarbeitet worden seien, warte man noch auf ein entscheidendes Wort des Bischofs. 

„Ich weiß von Ihren Plänen, die Kirche nicht nur wiederherstellen zu wollen, sondern in ihr auch neue Begegnungsformen zu ermöglichen“, antwortete Bischof Stephan Ackermann und sagte zu, den Mürlenbachern eine zeitnahe Rückmeldung zum Stand der Dinge zu geben.