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120 evangelische und katholische Lehrkräfte diskutieren Zukunft ihres Fachs:Pilotprojekt für Religionsunterricht startet

120 evangelische und katholische Lehrkräfte diskutieren darüber, wie guter Religionsunterricht in Zukunft aussehen kann.
Dr. Jörg-Dieter Wächter bei seinem Vortrag (Fotos: Simone Basteri/Bistum Trier)
Datum:
13. Feb. 2023
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier – Schulen sind immer häufiger der einzige Ort, an dem Kinder und Jugendliche noch über längere Zeit mit Religion, Glaube und Konfessionen in Berührung kommen. Doch wie kann guter Religionsunterricht in Zukunft aussehen? Diese Frage debattierten rund 120 Teilnehmende bei der ersten ökumenischen Tagung evangelischer und katholischer Religionslehrender an Gymnasien und Gesamtschulen im Robert-Schuman-Haus Trier. Vor allem der konfessionell-kooperative Religionsunterricht stand ganz oben auf der Agenda.

Bei dem Modell werden Schülerinnen und Schüler nicht mehr aufgeteilt wie bisher, sondern gemeinsam von Lehrkräften beider Konfessionen unterrichtet. So vermittelt beispielsweise ein evangelischer Religionslehrer den Schülern das Thema Luther und Reformation, eine katholische Kollegin erklärt im nächsten Halbjahr die Rolle des Papstes. Das Modell wird bisher erst an einigen Grundschulen im Saarland erprobt – jetzt sind Gymnasien und Gesamtschulen im Bistum Trier dazu aufgerufen, sich für die Pilotphase zu melden, bei der sie von katholischen und evangelischen Experten begleitet werden.

Eigenheiten und Unterschiede der Konfessionen kennenlernen

2021 hatten Bischof Stephan Ackermann und Präses Thorsten Latzel eine entsprechende Vereinbarung zur Kooperation unterschrieben, die laut Latzel eine „Stärkung der Zusammenarbeit“ beider Kirchen in einem ökumenischen Geist fördere. Ackermann hatte bei der Unterzeichnung die Hoffnung geäußert, dass die Kinder und Jugendlichen so ein noch besseres Verständnis für die Überzeugungen und Lebensformen der anderen Konfession entwickeln könnten.

Patrick Wilhelmy von der Schulabteilung des Bistums.

Das Wissen, was genau die katholische von der evangelischen Religion unterscheide, fehle heute der Mehrheit der Schülerinnen und Schüler, waren sich die Tagungsteilnehmenden einig. Mit dem neuen Modell könnten diese Unterschiede authentischer und spezifischer abgebildet werden, so Organisator Patrick Wilhelmy von der Schulabteilung des Bistums Trier. „Aber auch das Bewusstsein über die Eigenheiten der eigenen Konfession werden vertieft. Wenn man weiß, was die Verschiedenheiten sind, kann man viel besser eine eigene Perspektive und Meinung dazu entwickeln“, erläuterte Wilhelmy. Natürlich bedeute das Modell ein wenig Zusatzarbeit für die Lehrkräfte, die sich in ihren Fachschaften absprechen müssten, erklärte seine Kollegin Britta Lehmkuhl, Schulreferentin vom evangelischen Kirchenkreis Trier. „Doch glücklicherweise müssen die Lehrpläne nicht völlig neu erfunden, sondern nebeneinander gelegt und abgeglichen werden.“

Schüler haben Grundrecht auf Religionsunterricht

Auch die bisherigen Formen des konfessionellen Religionsunterrichts blieben bestehen, so Albrecht Adam, Leiter der Schulabteilung des Bistums. Dennoch werbe man für das neue Modell, das anderswo schon lange Normalität geworden sei. So etwa in Niedersachsen, wie Tagungs-Referent Jörg-Dieter Wächter in seinem Vortrag darlegte. Der Leiter der Hauptabteilung Bildung im Bistum Hildesheim nannte als Grund für die Einführung unter anderem demographische Faktoren. Das Modell erfahre hohe Akzeptanz und sichere das Grundrecht auf konfessionellen Religionsunterricht. Ob konfessionell-kooperativ oder getrennt unterrichtet. Wächter schloss mit einem Plädoyer für den Religionsunterricht: „Immer wieder wird über die Abschaffung debattiert zugunsten eines Faches ‚Werte und Normen‘ für alle. Aber es gibt Religionsfreiheit und damit das Recht auf religiöse Bildung in Deutschland – natürlich auch islamische, jüdische oder hinduistische. Es ist etwas anderes, wenn ich nur über Religionen lerne, als wenn vorne jemand steht, der persönlich für seinen Glauben steht. Religionsunterricht behandelt Dinge wie Glück, Erfüllung, Leid Schmerz, die in keinem Fach so zur Sprache kommen, und er bietet Deutungsmuster an, ohne sie aufzwängen zu wollen.“

Mehr Informationen und Auskünfte zum Pilotprojekt gibt es bei der Schulabteilung des Bistums Trier, Patrick Wilhelmy, Tel.: 0651-7105-399, E-Mail: patrick.wilhelmy@bistum-trier.de.

(sb)