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6. Tag des Religionsunterrichts im Saarland:Plädoyer für einen mutigen konfessionellen Religionsunterricht

Rund 120 Religionslehrerinnen und -lehrer haben am 6. Tag des Religionsunterrichts teilgenommen.
Prof. Dr. Rudolf Englert in der Aula der Universität des Saarlands.
Datum:
29. Jan. 2020
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Saarbrücken – Rund 120 Religionslehrerinnen und -lehrer haben am Mittwoch, den 29. Januar, am 6. Tag des Religionsunterrichts in der Aula der Universität des Saarlands teilgenommen. Die Tagung, die unter anderem von den Bistümern Trier und Speyer sowie dem Institut für Lehrerfortbildung (ILF) veranstaltet wurde, stand unter dem Thema „Religiöse Bildung angesichts heterogener Lernvoraussetzungen“. Grußworte sprachen der Vizepräsidente der Universität, Dr. Roland Brünken, Staatssekretär Jan Benedyczuk in Vertretung für Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot sowie Oberkirchenrätin Dorothee Wüst von der Evangelischen Kirche der Pfalz.

Religionslehrerinnen und -lehrer seien ein „wichtiger Ankerpunkt in einer immer komplexer werdenden Welt, in der gerade junge Menschen eines festen Wertefundaments bedürfen“ seien, sagte Staatssekretär Benedyczuk. Die größer werdende Heterogenität erfordere einen Unterricht, der sich an den unterschiedlichen Lernmöglichkeiten der Schülerinnen und Schüler orientiert, und ihnen gerecht wird.

Religionsunterricht soll zum Dissens ermutigen

Prof. Dr. Rudolf Englert von der Universität Duisburg-Essen ging in seinem Impulsreferat auf die Frage ein, ob religiöse Bildung heutzutage überhaupt noch gebraucht werde und welche Entwicklungsmöglichkeiten Religionsunterricht angesichts zunehmender Heterogenität in der Schule habe. Englert hielt in seinem Vortrag fest, dass religiöse Bildung im Allgemeinen kaum oder gar nicht in Frage gestellt werde; das „konfessionelle Modell ist es, das an Zustimmung verliert“, so der Professor für Praktische Theologie. Es werde auch unter Religionslehrerinnen und -lehrern oft als nicht mehr zeitgemäß wahrgenommen. „Ich bin aber überzeugt, dass das konfessionelle Modell der beste Ansatz ist“, sagte Englert. „Gerade weil er mit religiöser Heterogenität seriöser und sachgemäßer umzugehen vermag als seine Alternativen.“ Schülerinnen und Schüler kommen mit unterschiedlichen Weltanschauungen, Konfessionen oder kulturellen Prägungen in die Schule, erklärte Englert. Aber auch innerkonfessionell gebe es große Unterschiede. Dies sei durch die „Unterschiedlichkeit der Glaubensüberzeugungen, der religiösen Stile oder der kirchlichen Verbundenheitsgrade innerhalb einer Konfession“ gegeben. „Dies reicht von fundamentalistischer Ausprägung bis hin zu Kindern, die nicht einmal wissen, ob sie evangelisch oder katholisch getauft worden sind.“ Englert forderte deshalb, diese Unterschiede im Unterricht sichtbarer zu machen, zum Beispiel durch einen „zum Dissens ermutigenden Unterricht“. Der Vielfalt der religiösen und konfessionellen Sozialisierung müsse Raum gegeben werden. Auch die Lehrer müssten dies zum Ausdruck bringen. „Wenn die Schüler erleben, dass auch ihr Lehrer mit bestimmten religiösen Überzeugungen seine liebe Not hat, dann werden die Schüler sich auf lange Sicht freier fühlen, Differenz zuzulassen – in sich und auch im Gegenüber.“

Auf die Frage, warum gerade konfessioneller Religionsunterricht so wichtig sei, verglich Englert Konfessionen mit Sprachen. „Konfessionen sind Bezugsrahmen für die Ansprache und Bearbeitung religiöser Fragen. Um wirklich religiöse Ausdrucksfähigkeit entwickeln zu können, sollte man wenigstens eine Religion von einem Menschen erschlossen bekommen haben, der in dieser selbst beheimatet ist.

Dominik Holl