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„Unsere Kirche hat einen Dachschaden – wir arbeiten dran!“ :Podiumsdiskussion im Friedrich-Spee Haus Neuwied  

Welche Erwartungen haben die Gemeindemitglieder an "Kirche", welche Enttäuschungen erfahren sie? Daraus entwickelten Seelsorgeteam und Gremien der Pfarrei St. Matthias einen Diskussionsabend in Neuwied. 
Transparent vor der Kirche
Datum:
11. Mai 2023
Von:
red
Birgit Mock, Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken

Neuwied – Bei einem Hagelsturm in Neuwied im vergangenen Jahr hatte es auch das Dach der St. Matthias Kirche in Neuwied erwischt. Seitdem ist es großräumig eingerüstet. Und ganz oben prangt ein Transparent mit der Aufschrift „Unsere Kirche hat einen Dachschaden – wir arbeiten dran!“. Für das Seelsorgeteam und die Gremien der Pfarrei St. Matthias war sofort klar, mit dieser doppelten Botschaft geht es nicht nur um den Hagelschaden, sondern sie ist auch im übertragenen Sinn Beschreibung der derzeitigen Kirchensituation: Was sind die Erwartungen, aber auch die Enttäuschungen, die Katholikinnen und Katholiken oft durch die Kirche erfahren? Daraus entwickelten die Verantwortlichen einen Diskussionsabend im Neuwieder Friedrich-Spee Haus. 

In ihrem Impulsreferat warb Birgit Mock, Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken dafür von „Geschwistern im Glauben“ statt von „Brüdern und Schwestern“ zu sprechen. Es gehe dabei um den Kern des Evangeliums und menschliche Würde. Als Vorsitzende des Synodalforums „Sexualität und Partnerschaft“ forderte sie zu einem Paradigmenwechsel auf, Sexualität „als positive Kraft“ zu bewerten. Das sei auch an „Signal an die Weltkirche“. 

Der pensionierte Hochschullehrer und engagierte Christ in der Offenen Gemeinde Heilig Kreuz Neuwied, Josef Freise, ergänzte, die Kirche habe nur Zukunft, wenn sie selbstlos und wirklich katholisch – also “umfassend für alle” da – sei. In erster Linie sei der Dachschaden der Kirche ein „Dachschaden der Hierarchie“. Dass Frauen in der Heiligen Messe nicht predigen dürften, sei mit menschlichem Verstand nicht begründbar. „Es sind vorgeschobene Argumente, die den männlichen klerikalen Vorrang absichern sollen.“ Wie bundesweit in Deutschland „daran gearbeitet werde“, zeige der Synodale Weg. Insbesondere in Neuwied erlebe Freise viele Aufbrüche, etwa in Wort-Gottes-Feiern mit Kommunionausteilung ohne Priester mit einer menschlich verständlichen Gebetssprache. Sein Abschlussplädoyer: „Nur wenn wir uns im Gebet und im selbstlosen Engagement neu an Jesus und seiner Botschaft vom Reich Gottes orientieren, haben wir als Kirche eine Zukunft. Nur wenn wir selbstbewusst unseren eigenen Weg gehen und Eigenverantwortung auch ohne Pfarrer in unseren Gemeinden wahrnehmen, werden wir als Gemeinden eine Zukunft haben.“  

In der anschließenden Diskussion schilderte eine Teilnehmerin, dass sie sich regelmäßig mit eine Frauenrunde zu Gebet, Bibelauslegung und Gottesdienst in Häusern treffe. Ohne diese Gemeinschaft wäre sie spirituell längst verhungert. Andere Teilnehmende lobten das aktuelle Leitungsmodell: Aus der Not der Vakanz sei eine Tugend gemacht worden, und die Gemeindereferentin Petra Frey als Koordinatorin der Seelsorge leiste hervorragende Arbeit, indem sie die Charismen der Menschen stärke und fördere. Georg Schuhen vom Verwaltungsrat zeigte sich optimistisch, dass das Kirchendach bis Ende nächsten Jahres wieder repariert sei. Es fehlten allerdings trotz Förderung immer noch einige hunderttausend Euro. Moderiert wurde die Runde von Andreas Krisam, SWR.