Ökumenischer Gottesdienst anlässlich der Konstituierung des saarländischen Landtags:„Politik ist die große Schwester des Kompromisses“
Saarbrücken – Anlässlich der konstituierenden Sitzung des saarländischen Landtags haben die evangelische und katholische Kirche am Montagmorgen (25. April) neue wie scheidende Abgeordnete und Regierungsmitglieder zu einem ökumenischen Gottesdienst in die Christkönig-Kirche in Saarbrücken – St. Arnual eingeladen.
Der Gottesdienst diene auch dazu, sich als Mandatsträger der Verantwortung für die Menschen in diesem Land vor Gott bewusst zu machen, sagte der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann in seiner Begrüßung. „Politische Verantwortung ist für uns als glaubende Menschen immer auch Mitsorge an der Sorge Gottes für die Menschen“, sagte Ackermann. Die Jahre der Corona-Pandemie hätten auf besondere Weise gezeigt, wie einschneidend Entscheidungen politischer Verantwortungsträger in das Zusammenleben der Bürgerinnen und Bürger sein könnten und müssten. „Aber wir können im Vertrauen vor Gott treten, dass wir mit der Verantwortung nicht alleine sind, sondern dass der Menschgewordene uns zu Hilfe eilt“, so der Bischof.
Verantwortung, Macht und der Einsatz für das Allgemeinwohl waren die Themen, die Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst von der Evangelischen Kirche der Pfalz in ihrer Predigt aufgriff. „Es geht um Macht. Natürlich tut es das. Aber um eine, die sich ihrer Verantwortung bewusst ist. Nicht für das eigene Wohl, sondern für das anderer“, sagte die Theologin. Politik dürfe auf keinem Auge blind sein und brauche ein hörendes Herz. Es sei jedoch unmöglich, es jedem immer recht zu machen: „Politik ist die große Schwester des Kompromisses.“ So gelte es auch angesichts verschiedener Meinungen und Positionen im gemeinsamen Ringen, Lösungen zu erarbeiten, die das Land mit seinen Menschen voranbrächten.
Das Kreuz im Plenarsaal führe den Abgeordneten vor Augen, dass Gott auf der Seite der Schwachen stehe. „Gott ist Lobbyist für die, die in dieser Welt zu den Verlierern zählen“, so Wüst. Jesus habe sich diesen Menschen zugewandt, ihnen Wert und Perspektive gegeben. Er habe eine Haltung gezeigt, die bis heute eine funktionierende Gesellschaft auszeichne: „Sie achtet auf soziale Gerechtigkeit. Gerade in einem Klima, das immer mehr von Konkurrenzdenken, Sozialneid und Existenzangst geprägt ist, braucht es eine empathische Politik“, rief Wüst den Verantwortlichen zu. Die Corona-Krise habe gelehrt, wie schnell eine Gesellschaft auseinanderdriften könne. Gott sei auch ein Lobbyist der Freiheit. Damit sei jedoch keine absolute Freiheit ohne Rücksicht auf andere gemeint. „Wir sind frei zu glauben und zu denken und zu fühlen. Wir sind frei, aus unserem Leben das zu machen, was zu uns passt“, sagte die Kirchenpräsidentin. „Wo Frieden ein Fremdwort ist, ist es die Freiheit leider auch.“ Daher sei es die Aufgabe von Politik in den nächsten Jahren, am Frieden zu arbeiten, damit Menschen in Freiheit leben könnten.
An dem Gottesdienst nahmen auch Präses Dr. Thorsten Latzel von der Evangelischen Kirche im Rheinland, der Speyerer Weihbischof Otto Georgens, die Leiterin des Katholischen Büros Saarland, Ordinariatsdirektorin Katja Göbel, und der Beauftragte der Evangelischen Kirchen im Saarland, Kirchenrat Frank-Matthias Hofmann, teil. Der ökumenische Gottesdienst wurde musikalisch gestaltet von einem Ensemble aus Mitgliedern der Sankt-Jakob-Singers und des Chors von St. Pius Saarbrücken unter der Leitung von Markus Schaubel. Die Kollekte ist bestimmt für die Arbeit der Evangelisch-Katholischen Telefonseelsorge Saar. Der große Anstieg der psychischen Belastungen im Zuge der Corona-Pandemie und durch den Krieg in der Ukraine hat hier zu einer großen Nachfrage geführt.
(uk)