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Bistum und Caritas blicken auf fünf Jahre Flüchtlingshilfe zurück:Projekt „willkommens-netz“ zieht Bilanz

Das Bistum und der Diözesan-Caritasverband blicken auf fünf Jahre Flüchtlingshilfe zurück. Viele Aufgaben bleiben und werden fortgesetzt.
Ein Netz, an dem viele mitgeknüpft haben: Das Projekt „willkommens-netz.de“ für Flüchtlingsarbeit im Bistum hat sich 2017 auch bei den Heilig-Rock-Tagen auf dem Domfreihof und auf dem Hauptmarkt präsentiert. Foto: Zeljko Jakobovac
Datum:
6. Nov. 2020
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Bistumsweit/Trier – 2015 fiel der Startschuss für das Projekt „willkommens-netz“. In Kooperation mit dem Diözesan-Caritasverband Trier hat sich das Bistum Trier in den vergangenen fünf Jahren für die Flüchtlingshilfe in der Diözese stark gemacht. Im Dezember dieses Jahres läuft das Projekt aus. Aufgrund der von Bund und Ländern verhängten Kontaktsperren kann die für den 7. November geplante Abschlussveranstaltung nicht stattfinden. Dennoch gilt es nun, auf die Erfahrungen aller Beteiligter zurückzublicken und den Blick auf die kommenden Aufgaben zu richten.

Es sind vor allem geflüchtete Menschen, denen das Netz Unterstützung und Hilfe sein sollte. Daneben stehen die vielen haupt- und ehrenamtlich tätigen Menschen, die sich während der Projektdauer engagiert und mit zahlreichen Ideen eingebracht haben. Wichtig sei es nun, sich weiterhin für die soziale Teilhabe von Menschen mit und ohne Fluchthintergrund stark zu machen, so Bischof Dr. Stephan Ackermann. Denn auch weiterhin wolle das Bistum Trier im Sinne von Papst Franziskus seinen Beitrag leisten, Geflüchtete aufzunehmen, zu schützen, zu fördern und zu integrieren, sagt Simone Thiel, Leiterin der Abteilung Gesellschaft und Politik im Bischöflichen Generalvikariat.

Integration braucht Zeit

Schon vor der sogenannten „Flüchtlingswelle“ planten Generalvikariat und Caritas ein Programm zur Unterstützung und Förderung geflüchteter Menschen. Neben dem Einsatz von Fachkompetenz ging es dabei auch immer um das Vermitteln persönlicher Erfahrungen und um die menschliche Begleitung der im Bistum Trier ankommenden Menschen. „Wir haben das ,willkommens-netz‘ ganz bewusst nicht bei der Caritas alleine angesiedelt, sondern als Gemeinschaftsprojekt von Seelsorge und Caritas organisiert – im Tandem“, hebt Domvikar Dr. Hans Günther Ullrich als einer der Verantwortlichen von Seiten des Bistums hervor. Dass das Projekt nun eingestellt werde, liege keineswegs an den Sparbeschlüssen des Bistums, betont Ullrich. „Wir haben es von vornherein auf die Dauer von fünf Jahren angelegt. So hatten wir den nötigen langen Atem, denn der Weg des Ankommens und der Integration braucht einige Zeit.“

Gezielte Hilfe für traumatisierte Geflüchtete und Ehrenamtliche

Von langem Atem und Erfolgen sprechen in erster Linie die ungezählten, oftmals kleinen, aber wertvollen und für alle Beteiligten wichtigen Erfahrungen von Begegnung und Unterstützung. Sie alle summieren sich zu den beeindruckenden „großen Zahlen“, mit denen das Projekt „willkommens-netz“ aufwarten kann: 53 Tandems aus je einem Hauptamtlichen von Caritas und Pastoral haben in den fünf Jahren zusammengefunden. Betreut von den zehn Ehrenamtskoordinatoren in den zehn Orts-Caritasverbänden, waren durchschnittlich 1.700 Ehrenamtliche pro Jahr aktiv in der Flüchtlingshilfe. Elf neue Stellen wurden in der Flüchtlings- und Verfahrensberatung flächendeckend im Bistum geschaffen und vom Bistum finanziert. 13.156 Beratungen zu wichtigen Themen wie Asylverfahren, Aufenthaltsrecht, Familienzusammenführung, Gesundheit oder Wohnen fanden seit 2015 statt, wobei die geflüchteten Frauen, Männer und Familien fachlich qualifizierte Auskünfte erhielten. Als hervorstechender Bestandteil der „willkommens-netz“-Projektarbeit kristallisierte sich die Trauma-Therapie für Geflüchtete in den Psychosozialen Zentren Mayen und Trier heraus. „Die beiden halben Stellen – die einzigen dieser Art – waren und sind sowohl für die Geflüchteten, als auch für Haupt- und Ehrenamtliche eminent wichtig“, betont Simone Thiel und nennt die Zahl von durchschnittlich 144 Beratungen pro Jahr. Außer in diesen Stellen fanden traumatisierte Geflüchtete in den Lebensberatungsstellen des Bistums Begleitung und Unterstützung. Auch zahlreiche Ehrenamtliche fanden dort Rat und Hilfe, wurden im Umgang mit traumatisierten Menschen geschult und erhielten Supervision.

Menschliche Begegnungen tragen das Projekt

Schließlich ist da noch die finanzielle Seite des Projekts: 200.000 Euro stellte das Bistum seit 2015 jährlich für den Flüchtlingsfonds zur Verfügung. Aus diesen Mitteln wurden 382 Maßnahmen in den Bereichen Begegnungsprojekte, Ehrenamtswürdigung und Sprachkurse finanziert. Ein weiterer wesentlicher Baustein des Gesamtprojekts war auch die Unterstützung durch Dolmetscher. 8.549 Geflüchtete nahmen das Angebot von Caritasdiensten und dem Sozialdienst Katholischer Frauen (SkF) in Anspruch. „Tausende Ehrenamtliche haben im Laufe der Zeit mitgewirkt, in zahllosen Maßnahmen und Hilfeleistungen, die für sich alleine nicht die Beachtung der Medien finden – aber sehr wertvoll waren und sind. Eine echte Erfolgsgeschichte!“, fasst Domvikar Ullrich den Kern des „willkommens-netzes“ zusammen, der auch in der Corona-Zeit Bestand hatte. Die Menschen vor Ort hätten den Geflüchteten Hilfe gewehrt und sie willkommen geheißen. „Jeder Rat, jedes Lächeln, jedes Treffen, jede Begleitung und die Begegnungen der Menschen haben das Projekt ausgemacht. Dahinter bleibt die Struktur ein Stück weit verborgen.“

(red/ih)