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Jahresbericht 2022 der Lebensberatung Merzig:Psychische Belastungen steigen bei Jugendlichen spürbar an

971 Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen hat die Lebensberatung Merzig im vergangenen Jahr mit Rat und Hilfe zur Seite gestanden. Dabei hat das Team eine deutliche Zunahme psychischer Belastungen und Erkrankungen bei Jugendlichen beobachtet.
Lebensberatung Merzig
Datum:
16. Mai 2023
Von:
Ute Kirch

Merzig – 971 Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen hat die Lebensberatung Merzig in Trägerschaft des Bistums Trier im vergangenen Jahr mit Rat und Hilfe in Erziehungs-, Ehe-, Familien- und Lebensfragen zur Seite gestanden. Darüber hinaus haben 106 weitere Personen an Elternkursen, offenen Sprechstunden und Schulungen teilgenommen. Das geht aus dem jetzt veröffentlichten Jahresbericht 2022 der Lebensberatungsstelle hervor. Im vergangenen Jahr ging der Leiter der Lebensberatung Merzig, Bruno Heinz, Ende Februar nach 19 Dienstjahren in den Ruhestand. Seine Nachfolge übernahm Carmela Walter.

Als häufigste Beratungsgründe nennt der Bericht bei Kindern und Jugendlichen Problemlagen der Eltern wie Partnerschaftskonflikte und Trennung und Scheidung. Auf Platz drei und vier liegen Erschöpfung und Überlastung sowie Umgangs- und Sorgerechtsstreitigkeiten, gefolgt von psychischen Erkrankungen eines Elternteils und oppositionellem Verhalten. 42 Prozent der insgesamt 348 beratenen Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren lebten nicht mehr in ihren Ursprungsfamilien. Bei Erwachsenen waren die wichtigsten Themen bei der Beratung depressive Verstimmungen bzw. Depressionen, Kommunikationsprobleme, Belastung durch kritische Lebensereignisse, Belastungen im familiären Umfeld sowie Umgangs- und Sorgerechtsstreitigkeiten.

31,7 Prozent der Ratsuchenden nahm bis zu drei Beratungsstunden in Anspruch, etwa die Hälfte (51,5 Prozent) kam zwischen vier und zehn Mal. 16,8 Prozent nahm mehr als zehn Beratungsstunden in Anspruch. Insgesamt lag die durchschnittliche Beratungsdauer bei 6,23 Stunden. Pro Monat gab es im Durchschnitt 32 Neuanmeldungen. „Spitzenreiter“ waren die Monate Mai, Juli und September mit 46, 48 und 38 Anfragen für eine Beratung. Im Schnitt lag die Wartezeit zwischen Anmeldung und dem ersten Informationsgespräch bei neun Wochen. Der überwiegende Teil nahm die persönliche Beratung in der Beratungsstelle in Anspruch (61,6 Prozent), 19,1 Prozent der Beratungen erfolgte über das Telefon, 17,3 Prozent als Videogespräch. Zwei Prozent der Ratsuchenden machten von der Möglichkeit der Onlineberatung Gebrauch. Die meisten Beratungsleistungen für Eltern und Kinder gab es in Kombination von Paarberatung, Trennungs- und Scheidungsberatung oder Umgangsbegleitung mit Erziehungsberatung.

 

Präventives Kursangebot zur Stressbewältigung

Das Team beobachtete im vergangenen Jahr eine zunehmende Komplexität in der Beratung von Kindern und Jugendlichen. „Die immer höher werdende Zahl von Überlastung und Erschöpfung (im familiären und schulischen) Kontext in jungen Jahren erfordert ein Umdenken in der Erziehungsberatung“, heißt es im Bericht. So hätten Kinder- und Jugendliche weiterhin mit den Nachwirkungen der Corona-Pandemie und weiteren Krisen (Ukraine-Krieg, Inflation, Klimawandel) zu kämpfen. So beobachteten die Mitarbeitenden eine signifikante Zunahme psychischer Belastungen und Erkrankungen bei Jugendlichen. Angststörungen, erhöhter Medienkonsum, Depressionen, Essstörungen bis zu suizidalen Krisen seien häufige Gründe, die Eltern bei der Anmeldung ihrer Kinder nennen.

Viele Schülerinnen und Schüler berichteten insbesondere während der Pandemie von Lernstress, Prüfungsangst, Rückzugstendenzen und dem Gefühl von Hilflosigkeit. Aufgrund dieser Beobachtungen entwickelte das Beratungs-Team ein präventives Kursangebot zur Stressbewältigung und Resilienzstärkung. In diesem „School-life-balance“ genannten Programm lernen Kinder und Jugendliche Methoden, um gelassener mit den Aufgaben und Herausforderungen umgehen zu können. Die Kurse seien sehr gut angenommen worden, sodass es wenige Tage nach der Ausschreibung bereits eine Warteliste für einen zweiten Durchlauf gegeben habe.

Darüber hinaus hat die Lebensberatung Merzig diese Kurse im Angebot: „Kinder im Blick“: Online-Training für Eltern aus Trennungs- und Scheidungskontexten, „Liebevoll und kompetent“ digitales Erziehendentraining sowie „ZOFF“, ein Training für Erziehende mit Jugendlichen in der Pubertät.

Das Beratungs-Team bietet auch den Kindertageseinrichtungen im Landkreis Hilfe an, die sich etwa mit der Bitte um Fallsupervision, Verhaltensbeobachtungen und Elternabenden an die Lebensberatungsstelle wenden können. Fünf Kindertagesstätten im Landkreis haben im vergangenen Jahr die Hilfe eines Beraters angefragt. Darüber hinaus haben Kita-Leiterinnen kirchlicher und kommunaler Träger das digitale Angebot genutzt, um ihre Leitungsrolle und ihr berufliches Handeln zu reflektieren und weiterzuentwickeln.

Träger der Lebensberatungsstelle Merzig ist das Bistum Trier. Die im vergangenen Jahr entstandenen Gesamtkosten von rund 305.450 Euro trug das Bistum zu 39,4 Prozent, der Landkreis Merzig-Wadern zu 60,6 Prozent. Im Jahr 2022 hat das Bistum Trier 3,03 Millionen Euro für seine 20 Beratungsstellen im Saarland und in Rheinland-Pfalz aufgewendet. Hinzu kommen die Landes- und Kommunalzuschüsse von insgesamt rund 3,88 Millionen Euro. Die 20 Beratungsstellen erbrachten 9.344 Beratungsleistungen mit denen 19.640 Personen erreicht wurden.

Für Hilfe suchende Menschen ist die Beratung kostenfrei.

Die Beratungsstelle Merzig hat ihren Sitz in der Trierer Straße 20 in 66663 Merzig und ist erreichbar unter Tel. (06861) 3549 und sekretariat.lb.merzig@bistum-trier.de.