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Bistumsleitung diskutiert mit 250 Ehrenamtlichen über Rätewahl und Bistums-Entwicklung:„Räte dürfen Selbstbewusstsein haben!“

Über die anstehenden Wahlen zu den kirchlichen Räten und die Bistums-Entwicklung hat die Bistumsleitung mit 250 Ehrenamtlichen diskutiert.
Michaela Tholl, Edith Ries, Thomas Fößel, Mechthild Schabo, Bischof Stephan Ackermann, Winfried Benda und Gabriele Pauly diskutierten beim Online-Räteforum. Foto: Ute Kirch
Datum:
30. Sept. 2021
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier – Wie müssen sich kirchliche Räte im Bistum Trier künftig aufstellen, um angesichts größer werdender Pfarreien das kirchliche Leben vor Ort in den neuen Pastoralen Räumen mitgestalten zu können? Welche Rolle spielen dabei die „Orte von Kirche“ und wie kann die Zusammenarbeit zwischen den gewählten Räten und den lokalen Teams von Engagierten gestaltet werden? Über diese und weitere Fragen haben am 28. September der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann, die Direktorin des Zentralbereichs Pastoral und Gesellschaft im Bischöflichen Generalvikariat Trier (BGV), Mechthild Schabo, sowie der Referent für die kirchlichen Räte im BGV, Dr. Thomas Fößel, mit rund 250 Gläubigen in einem Online-Forum diskutiert. Eingeladen zu der Veranstaltung im Vorfeld der Gremienwahlen im Bistum Trier am 6. und 7. November hatte der Arbeitsbereich Ehrenamtsentwicklung im BGV.

Dank und Respekt für das große Engagement

„Allen Mitstreitern in den Räten gebührt mein aufrichtiger Dank und Respekt für das große Engagement in den vergangenen Jahren“, sagte Ackermann. Dies sei in der Sondierungsphase, in der über die anstehenden Zusammenschlüsse von Pfarreien gesprochen wurde, nicht immer leicht gewesen. Die Pandemie habe die Situation zusätzlich erschwert. Er zeigte sich beeindruckt, dass auch in den Regionen des Bistums, die von der verheerenden Flutkatastrophe betroffen sind, über Veränderungen diskutiert werde, „obwohl existenzielle Fragen auf der Seele liegen“. Ackermann versprach: „Wir richten unsere Aufmerksamkeit und unseren Blick auf Sie.“ Ehrenamtliche Räte trügen eine hohe Verantwortung. „Ihr Engagement ist ein Pfund, mit dem wir wuchern können“, sagte der Bischof, räumte aber auch ein: „Wir spüren auch, dass Gremien an Grenzen kommen und dass es schwieriger geworden ist, Menschen für die Arbeit in den Räten zu gewinnen.“

Mehr Gremien als anderswo Ratsmitglieder

Im Bistum Trier gebe es mehr Gremien als es in anderen Bistümern Ratsmitglieder, betonte Rätereferent Fößel. Tausende Katholikinnen und Katholiken zeigten durch ihre Kandidatur für die bevorstehenden Wahlen die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. „Sie sind der Kommunikator des christlichen Lebens vor Ort. Was Sie leisten und geleistet haben, ist großartig!“, dankte er. Auch die Gremienarbeit müsse sich entwickeln. Dieser Prozess habe in der Sondierungsphase an Dynamik gewonnen. Das zeige sich bei den anstehenden Wahlen. 30 Prozent der Pfarreien hätten sich für das Modell des PfarreienratDirekt entschieden, bei dem die Pfarreien keine klassischen Pfarrgemeinderäte mehr wählen, sondern Mitglieder direkt in den Pfarreienrat entsenden. 2015 hatten sich nur sechs Prozent der Pfarreien für dieses Wahlmodell entschieden. Das habe vielerorts nicht mit der Not bei der Kandidatensuche zu tun, sondern sei eine bewusste Entscheidung für die Zukunft mit Blick auf Zusammenschlüsse.

Kirchliches Leben an vielfältigen Orten

Immer mehr wachse bei den Gläubigen im Bistum die Überzeugung, dass kirchliches Leben an vielfältigen Orten präsent sein muss, sagte Mechthild Schabo. „Wir wollen auf das reagieren, was den Menschen dient, was sie suchen und zwar an verschiedenen Orten von Kirche“, sagte sie. Diese „Orte von Kirche“ seien eine Antwort auf die unterschiedlichen Lebenssituationen der Menschen. „Wo findet eine junge Familie bei Ihnen einen Ort, um Glaubenserfahrungen zu machen? Wo ist bei Ihnen der Ort für engagierte Frauen, um Kirche zu erleben oder zu gestalten?“, fragte sie. Nicht mehr allein die Pfarrei sei der vorrangige Ort für Seelsorge. Doch sei es wichtig, dass die verschiedenen Angebote konkurrenzfrei nebeneinanderstünden. „Sie können weiter vor Ort wie bisher Kirche leben“, nahm sie einem Teilnehmer die Sorge vor zu schnellen Veränderungen, „aber vielleicht gehen andere, die nicht die Angebote der Pfarrei nutzen, zu anderen Ort von Kirche.“ Im Bereich der bisherigen Pfarreien sollen sich sogenannte lokale Teams von Engagierten bilden, die ein kirchliches Angebot vor Ort anbieten.

Wie eine fusionierte Pfarrei zusammenwächst

Wie die Zusammenarbeit zwischen Pfarrgemeinderat und den lokalen Teams funktionieren kann, berichteten Gabriele Pauly und Winfried Benda vom Pfarrgemeinderat (PGR) Heilige Edith Stein in Trier. Die Pfarrei ist 2012 aus ehemals vier unabhängigen Pfarreien entstanden. „Wir vergessen die einzelnen Pfarreien und ihre Traditionen nicht“, betonte die PGR-Vorsitzende Pauly. Anfangs habe jede Pfarrei die gleiche Anzahl Ratsmitglieder entsandt. „Niemand sollte untergebuttert werden“, so Pauly. Doch inzwischen sei die Pfarrei zusammengewachsen und die Parität aufgehoben. „Der neue gemeinsame Pfarrgemeinderat kann nicht die Arbeit der alten vier Pfarrgemeinderäte leisten und alle Prozessionen, Sternsinger-Aktionen und Martinsumzüge organisieren“, sagte Winfried Benda. Dies übernähmen nun Gemeindeteams vor Ort. „Das sind Menschen, die sich freiwillig gemeldet haben, und die das Bedürfnis haben, in ihrer Gemeinde etwas zu tun“, sagt Benda. Die Teams seien frei und erhielten vom PGR keine Vorgaben.

In der Diskussion bemängelten mehrere Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass sie die bei der Veranstaltung gezeigte Wertschätzung für das Ehrenamt im Alltag nicht immer spüren würden. Oftmals gebe es Kommunikationsschwierigkeiten mit dem Generalvikariat, auf Antworten müsse man mitunter lange warten. „Wir brauchen Verbesserung in der Kommunikation“, räumte auch Bischof Ackermann ein. Die Bistumsleitung wolle innovative Projekte fördern. „Aber immer da, wo es etwas Innovatives gibt, braucht es Entscheidungsprozesse, die mitunter Zeit kosten“, bat er um Verständnis. Auch der Kritik an einem Klerikalismus, der Projekte vor Ort blockiere, stellte er sich. Die Satzungen gewährten den Gremien bestimmte Vollmachten: „Sie dürfen als Räte Selbstbewusstsein haben.“

(uk)