Eucharistiefeier mit Bischof Ackermann zur Wiedereröffnung der Abteikirche in Tholey:Räume der Sehnsucht und Bestärkung
Tholey – Mit einem Gottesdienst mit Bischof Dr. Stephan Ackermann und Abt Mauritius Choriol ist die Abteikirche des Benediktinerklosters Tholey am 26. September wiedereröffnet worden. Das Pontifikalamt war Teil einer Festwoche mit Gottesdiensten, Konzerten und weiteren Veranstaltungen, mit denen der Abschluss der zweijährigen Renovierungszeit gefeiert wird. Den Schlusspunkt setzen die Eröffnung des neuen Besucherzentrums mit Klosterladen und ein Familientag am 3. Oktober.
„In einer Periode voller Umbrüche und Verunsicherungen unternehmen wir den Versuch, Glauben neu zu verkünden“, sagte Abt Mauritius Choriol in seiner Begrüßung. Zu überlegen, wie die Orden heute in die Welt hineinwirken könnten, so wie es Papst Franziskus wünsche, sei zum Leitgedanken der Abtei geworden. Neben dem Stundengebet, der Liturgie, der Betreuung von Gästen und der Pastoral fänden nun auch Kunstinteressierte neben der historischen Bausubstanz Meisterwerke der Gegenwart wie die Fenster von Gerhard Richter und Mahbuba Maqsoodi. „Wir erkennen darin ein Beispiel dafür, wie Glaubende und Suchende in einen spannenden Austausch miteinander kommen können“, sagte der Abt mit Verweis auf die ungegenständlich gestalteten Richter-Fenster. Die Tholeyer Mönche hätten in den letzten Jahren einen langen Weg von einem „scheinbaren Ende“ bis zur heutigen Situation „voller Möglichkeiten“ absolviert, sagte der Vorsteher der heute wieder zwölfköpfigen Gemeinschaft. Er dankte Bischof Ackermann und dem Bistum, das den Konvent auch in schwierigen Zeiten nie aufgegeben und sich auch finanziell an der Sanierung beteiligt habe. Es sei eine gute Lösung für die Zukunft von Abtei und Pfarrstruktur geschaffen worden, und man wolle als Konvent weiterhin einen seelsorgerischen Beitrag für das Bistum leisten.
Der Bischof bezeichnete in seiner Predigt die Abteikirche als „traditionsreichen Raum“, der durch das Gebet gefüllt und mit großer Sorgfalt erhalten und wiederhergestellt worden sei. „Sind nicht solche Räume auch Räume der Erinnerung und des Heimwehs?“, fragte der Bischof. Sie könnten Orte sein der großen Sehnsucht nach Sinn und Geborgenheit und – angeregt auch durch die zeitgenössische Kunst – die Besucher in einer „tieferen Schicht anrühren, die weiterführt, die etwas von dem weckt, was in uns Menschen hineingelegt ist“. Ackermann dankte allen, die sich durch die Renovierung und mittels der Kunst eingebracht hätten und denen die Abteikirche ein Herzensanliegen sei – allen voran der Mönchsgemeinschaft, „die dafür sorgt, das dieser Raum nicht museal ist, sondern ein Raum, in dem lebendiges Gebet Tag für Tag zu Gott emporsteigt“. Er verband seinen Dank mit „einer gewissen Mahnung“, die aus dem Sonntagsevangelium spreche. Im Gleichnis von den ungleichen Söhnen nach Matthäus wollte der erste Sohn nicht im Weinberg des Vaters arbeiten, tat es aber letztlich doch, während der zweite dem Vater zusagte, aber nicht hin ging. „Das Entscheidende ist, den Willen Gottes auch zu tun“, sagte der Bischof mit Blick auf die Glaubwürdigkeit christlicher Existenz. „Es wäre wunderbar“, sagte er abschließend, „wenn dieser Raum in seiner Gestaltung und mit dem Wort, das hier erklingt, sowie mit dem Zeugnis, das die Mönche geben, ein Kraftort des Glaubens, der Umkehr und der Bestärkung ist“.
Das Ensemble „percussion posaune leipzig“ begleitete musikalisch den Gottesdienst, den der Bischof und der Abt mit Patres der Abtei sowie den angemeldeten Gottesdienstbesuchern feierten. Im Rahmen der Festwoche, die in Zusammenarbeit mit den Musikfestspielen Saar unter der Leitung von Bernhard Leonardy stattfand, wurde unter anderem die technisch neu errichtete Orgel eingeweiht. Einen Höhepunkt der generalsanierten Abteikirche stellen die drei neuen Chorfenster von Gerhard Richter und die 34 figürlichen Fenster der muslimischen Künstlerin Mahbuba Maqsoodi dar, die nächstes Jahr komplettiert werden sollen.
Der zwei Jahre dauernden Renovierung der frühgotischen Kirche aus dem 13. Jahrhundert und ihres Kirchturms ging eine Vielzahl von Einzelmaßnahmen voraus, die 2008 begannen. Seitdem wurden die Gebäude des Klosters – darunter das Gästehaus – umgebaut und saniert, ein neuer Klostergarten entstand und ein ehemaliges Schwesternheim wurde zum Besucherzentrum mit Ausstellung und Klosterladen umgebaut. Besonders wegen der von Gerhard Richter gestifteten Fenster rechnet die Abtei am Fuße des Schaumbergs künftig mit vielen Besuchern. Zu ihrer touristischen Erschließung ist die „St. Mauritius Tholey GmbH“ als Betriebsgesellschaft gegründet worden. Dass die Abtei, die nach eigenen Angaben im Jahr 2008 „in einer spirituellen, personellen und wirtschaftlichen Krise“ steckte und kurz vor dem Aus stand, einen Aufschwung erlebt, ist maßgeblich dem Engagement der Eheleute Meiser aus Illingen bei Planung, Umsetzung und Finanzierung des Projekts zu verdanken. Aufgrund einer ersten urkundlichen Erwähnung aus dem Jahr 634 gilt die saarlandweit einzige Abtei, die auf den Trümmern einer römischen Badeanlage ruht, als das älteste Kloster auf deutschem Boden und eines der bedeutendsten Baudenkmäler des Saarlandes. Das Besucherzentrum mit Klosterladen wird am 3. Oktober, an dem auch ein Familientag stattfindet, eröffnet. Ab dann kann die Anlage täglich, außer dienstags, besucht werden. Weitere Informationen gibt es auf www.abtei-tholey.de.
(red)